IGC-GMR April: Ernten 2020/21 gesenkt - aber Ernte- und Verbrauchsrekord

Einbruch der Ethanolproduktion in USA zieht Maispreise und Gesamtindex nach unten
Der IGC mit Sitz in London veröffentlichte am 30. April den Grain Market Report zu den weltweiten Getreidemärkten mit mit der neusten voraussichtlichen Zahlen für 2019/20 sowie der zweiten vollen Prognose für 2020/21.
Der Internationale Getreiderat IGC schätzt in seinem Grain Market Report (GMR) vom April die weltweiten Getreideernten (Weizen und Futtergetreide inklusive Mais) der laufenden Saison 2019/20 um 1 Mio. t größer als vor einem Monat. Dabei steht eine verringerte Weizenproduktion einem stärkeren Plus  vom Mais gegenüber. Hauptsächlich wegen des Einbruchs der Ethanolproduktion kürzt der IGC die Verbrauchsprognose um 11 Mio. t, woraus sich in der Bilanz eine um 12 Mio. t höhere Endlagerprognose ergibt und sich der Lagerabbau auf 5 Mio. t reduziert. Die Corona-Pandemie schlägt sich vor allem negativ auf die industrielle Verwertung nieder. Die zweite Schätzung für das kommende Wirtschaftsjahr 2020/21 ist von einer um 5 Mio. verringerten Produktionsprognose geprägt. Diese spiegelt laut dem Rat die alles andere als idealen Wachstumsbedingungen in Europa und der Schwarzmeerregion wider.

Ernten und Verbrauch 2020/21 erreichen Allzeithoch

Die weltweiten Ernten von Weizen, Mais und Futtergetreide sollen im Vergleich zu 2019/20 um 43 Mio. t beziehungsweise 2,0% auf ein neues Allzeithoch zulegen. Das Gros der Produktionszunahme geht auf das Konto einer gegenüber dem laufenden Wirtschaftsjahr um 39 Mio. t höheren Ernteerwartung beim Mais. Den Verbrauch reduziert der Bericht gegenüber dem März um 4 Mio. t, er erreicht aber dennoch eine neue Rekordmarke und einen Zuwachs um 41 Mio. t oder 1,9% zum aktuellen Wirtschaftsjahr. Aufgrund der hinaufgesetzten Endbestände aus 2019/20 setzen die Londoner Experten die Endlagerprognose für 2020/21 zum Vormonat um 12 Mio. t hinauf, wobei die Lager in Summe geringfügig um 4 Mio. t abschmelzen. In den einzelnen Bilanzen steht einem Bestandsaufbau von 9 Mio. t Weizen ein Abbau der Maislager um 16 Mio. t gegenüber.

Die Sojabohnenproduktion der Welt sinkt 2019/20 gegenüber dem Vorjahr um 7%, weil vor allem die USA deutlich weniger einfuhren. Daraus resultiert ein signifikanter Bestandsabbau. 2020/21 solle sich die Sojafläche in den USA wieder erholen und die weltweite Ernte um 8% zulegen. Mit den niedrigen Anfangsbeständen und 2%igen Verbrauchszuwachs dürften die Sojaendbestände 2020/21 zwar wieder leicht um 2 Mio. t zunehmen, aber weiterhin unterdurchschnittlich bleiben.

IGC-Weltgetreidebilanzen April 2020

2017/18
2018/19
vorläufig
2019/20
voraussichtlich
2020/21
Prognose
Veränderung 2020/21
zu Vorbericht
Weizen
Ernte 762 732 762 764 -4
Verbrauch 739 738 748 755 -5
Endbestand 271 265 279 289 +6
Bestandsänderung
zu Vorjahr
+22 -6 +14 +9 +/-0
Ratio stock/use 36,67% 35,91% 37,30% 38,28% +1,05%
Mais
Ernte 1092 1129 1119 1158 +1
Verbrauch 1119 1147 1145 1173 +/-0
Endbestand 341 323 297 281 +7
Bestandsänderung
zu Vorjahr
-27 -18 -27 -16 +1
Ratio stock/use 30,47% 28,16% 25,94% 23,96% +0,60%
Getreide gesamt
Ernte 2139 2139 2176 2218 -5
Verbrauch 2151 2164 2181 2222 -4
Endbestand 650 625 620 617 +12
Bestandsänderung
zu Vorjahr
-12 -25 -5 -4 +1
Ratio stock/use 30,22% 28,88% 28,43% 27,77% +0,59%
Sojabohnen
Ernte 344 362 338 364 -2
Verbrauch 347 351 356 363 -2
Endbestand 44 55 38 40 +/-0
Bestandsänderung
zu Vorjahr
-3 +11 -17 +2 +/-0
Quellen: IGC, Grain Market Report vom 30. April 2020 im Vergleich zum Report vom 26. März. Zahlenangaben in Mio. t. Nächster Report: 28. Mai 2020

Maispreise ziehen im April Preisindex von Getreide und Ölsaaten nach unten

Der Einbruch der Ethanolerzeugung in den USA und ein saisonal größeres Angebot aus Südamerika ließen im Berichtsmonat seit Ende März den Maispreisindex des IGC um 12,1% (-6,1% zum Vorjahr) absacken. Ausgehend von den USA gab auch der Subindex von Weizen im Monatsabstand um 2,3% (+8,3% zum Vorjahr) nach, wobei aber von den schlechten Vegationsbedingungen in Europa und am Schwarzen Meer eine stabilisierende Wirkung ausging. Die Sojabohnenpreise schwächten sich um 4,3% (+2,2% zum Vorjahr) ab und die von Gerste um 0,7% (-5,0% zum Vorjahr). Unterstützt von Exportrestriktionen wie Vietnams stiegen die Reispreise im Berichtsmonat um 8,6% und im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar um 20,9%. Damit gab der Gesamtindex von Getreide und Ölsaaten seit Ende März um 2,8% nach, blieb aber im Jahresvergleich noch immer um 4,3% im Plus.

Weizenernte der EU soll 2020/21 um 15% sinken - Lager schmelzen

Der IGC sagt der EU für 2020/21 eine um 15% sinkende Weizenernte von 131,7 Mio. t nach 155,1 Mio. t im Vorjahr voraus. Ihre Endlager dürften damit um 3 Mio. t auf 12,4 Mio. t oder 11,16% ihres Verbrauchs absinken. Dabei gleicht der Produktionsrückgang in der Bilanz einen um 12,9 Mio. t auf 111,1 Mio. t sinkenden Verbrauch und um 8,2 Mio. t auf 17 Mio. t schrumpfenden Weizenexport mehr als aus. Obwohl weltweit ein Lageraufbau um 9 Mio. t Weizen bevorstehen soll, leeren sich die Reserven bei den Exporteuren um 3,4 Mio. t, wachsen aber in China um 4,6 Mio. t oder in Indien um 4,2 Mio. t.

Umgekehrt sieht es 2020/21 in den Maisbilanzen aus: Hier schrumpfen die Lager Chinas um 24,3 Mio. t, wohingegen die in den USA um 13,4 Mio. t anwachsen sollen. Ohne China, wo 59% der globalen Maisreserven liegen, soll es im kommenden Wirtschaftsjahr zu einem Bestandsaufbau von Mais um 8,6 Mio. t kommen.

Über den Grain Market Report - GMR

Weiters stellt die Kurzzusmmenfassung des GMR auf der Website des IGC eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 28. Mai 2020 geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.