IGC-GMR Juli: Weizen- und Maisernten zurückgenommen - Bilanzen leichter geschätzt

EU: Sinkende Ernteprognose und enge EU-Weizenbilanz - Getreide- und Ölsaatenpreis höher
Der IGC mit Sitz in London veröffentlichte am 23. Juli den Grain Market Report zu den weltweiten Getreidemärkten mit mit der voraussichtlichen Zahlen für 2019/20 sowie der neuesten vollen Prognose für 2020/21.
Der Internationale Getreiderat (IGC) nimmt in seinem Grain Market Report (GMR) vom Juli 2020 die Schätzung der weltweiten Weizen- und Maisernten 2020/21 zum Vormonat um 6 beziehungsweise 5 Mio. t zurück, reduziert die Prognosen für den Verbrauch allerdings nur um jeweils 1 Mio. t. Daraus resultieren gegenüber dem Juni-Bericht auch leichtere Weizen- und Maisbilanzen. Die Revision der Erntezahlen geht auf das Konto geringerer Ertragserwartungen für Weizen in der EU, in den USA, in Russland und Argentinien und für Mais in den USA. Die weltweite gesamte Getreideernte übertrifft die des Vorjahres 2019/20 dennoch noch immer um 2,2% - angeführt von Mais mit einer Spitze von 1,164 Mrd. t (+4,2% zum Vorjahr) - mit dem neuen Rekord von 2,225 Mrd. t, wobei die Weizenproduktion mit 762 Mio. t auf Vorjahresniveau bleibt.

Ein neues Allzeit-Hoch soll auch der globale Getreideverbrauch mit einer Zunahme um 1,8% auf 2,218 Mio. t erklimmen, wobei insbesondere ein Plus von 4,2% in der industriellen Verwertung hervorsticht. Die weltweiten Getreideendlager wachsen zwar 2020/21 um 1,1% an, die Ratio von stock to use schmilzt aber leicht auf den niedrigsten Stand seit sechs Jahren ab. Dies geht vor allem auf den vierten Bestandsabbau von Mais in Folge zurück und erfolgt vor allem in China. Die Endlager aller anderen Getreidearten, einschließlich Weizen, dessen Reserven auf einen neuen Rekord anschwellen, nehmen hingegen zu. Mit starker Weltmarktnachfrage bauen sich aber die Weizenendbestände der großen Exporteure (Argentinien, Australien, Kanada, EU, Kasachstan, Russland, Ukraine und USA) um 3,9 Mio. t und einen Anteil von 21,6% der weltweiten Weizenlager ab, wohingegen etwa China seine Reserven um 8 Mio. t und 47,9% der Weltlager oder Indien um 4,4 Mio. t auf 10,0% aufstockt.

IGC-Weltgetreidebilanzen Juli 2020

2017/18 2018/19 2019/20
voraussichtlich
2020/21
Prognose
Veränderung 2020/21
zu Vorbericht
Weizen
Ernte 762 732 762 762 -6
Verbrauch 740 740 747 750 -1
Endbestand 269 261 276 288 -2
Bestandsänderung
zu Vorjahr
+22 -8 +15 +12 -2
Ratio stock/use 36,35% 35,27% 36,95% 38,40% -0,22%
Mais
Ernte 1091 1129 1117 1164 -5
Verbrauch 1118 1148 1141 1176 -1
Endbestand 342 324 300 288 +/-0
Bestandsänderung
zu Vorjahr
-27 -19 -24 -12 +/-0
Ratio stock/use 30,59% 28,22% 26,29% 24,49% -0,68%
Getreide gesamt
Ernte 2138 2138 2176 2225 -12
Verbrauch 2150 2167 2179 2218 +/-0
Endbestand 650 621 619 625 -10
Bestandsänderung
zu Vorjahr
-12 -29 -3 +7 -9
Ratio stock/use 30,23% 28,66% 28,41% 28,18% -0,45%
Sojabohnen
Ernte 344 363 339 365 +1
Verbrauch 344 349 353 364 +1
Endbestand 48 61 47 48 +3
Bestandsänderung
zu Vorjahr
+/-0 +14 -14 +1 -1
Quellen: IGC, Grain Market Report vom 23. Juli 2020 im Vergleich zum Report vom 25. Juni. Zahlenangaben in Mio. t. Nächster Report: 27. August 2020

EU-Weizenprognose zum Vormonat um 2,8 Mio. t verringert - Bilanz sehr eng

Die Londoner Experten verringern ihre Schätzung der Weizenernte in der EU-27 zum Vormonat um 2,8 Mio. t auf 125,6 Mio. t. Die damals noch 28 Mitglieder zählende Union erntete 2019 noch 155 Mio. t Weich- und Hartweizen. Damit sinkt auch die Exportprognose um 1 Mio. t auf 26,5 Mio. t, nachdem die damals noch um das Vereinigte Königreich größere Union 2019/20 37,4 Mio. t Weizen ausgeführt hat. Letztlich revidiert der GMR auch die Endbestandsprognose zum Juni um 1,2 Mio. t auf 11 Mio. t nach unten, woraus im Gegensatz zur globalen Lage (38,40% Ratio stock to use) eine sehr enge Bilanz mit 11,4% Endlageranteil am Verbrauch resultiert.

1 Mio. t weniger als vor Monatsfrist, nämlich nunmehr 78 Mio. t, steht auch in der Prognose für die Weizenernte Russlands. Das Minus der USA zum vorigen Report beträgt 0,5 Mio. t (49,6 Mio. t) und das Argentiniens 0,6 Mio. t (20,4 Mio. t). Russland werde 2020/21 mit Ausfuhren von 37,1 Mio. t wieder den weltweiten Spitzenplatz unter den Exporteuren erobern.

Sojahandel wächst weiter - Produktion erholt sich 2020/21 um 7,9%

Der IGC hob den Welthandel mit Sojabohnen im Wirtschaftsjahr 2019/20 vor allem wegen erhöhter Exportzahlen Südamerikas gegenüber dem Juni-GMR um 3 Mio. t auf 158 Mio. t (Produktion weltweit: 339 Mio. t) an, was einem Zuwachs von 4% zur Vorsaison entspricht. 2020/21 soll sich dank verbesserter Aussichten für Brasilien und die USA die globale Sojabohnenproduktion um 7,9% auf 365 Mio. t erholen und sich bei einem 3,4%igem Verbrauchszuwachs auf den neuen Rekord von 364 Mio. t der Endlagerstand um 1 Mio. t oder 1,7% lediglich eine Spur vergrößern, nachdem er 2019/20 um 22,8% geschmolzen ist.
Dabei wächst trotz Corona-Krise insbesondere der Soja-Appetit Chinas kontinuierlich von Jahr zu Jahr auf nunmehr 96,5 Mio. t Bohneneinfuhren im Jahr 2020/21 - das sind 59,8% aller weltweit getätigten Sojabohnenimporte. Zum vergleich: 2020/21 soll die EU 14,4 Mio. t Sojaeinfuhren benötigen. Auf der Gegenseite stehen „die großen Drei“, Brasilien (83,1 Mio. t Sojabohnenexport), USA (55,8 Mio. t) und Argentinien (8,5 Mio. t), zusammen für 91,3% Marktanteil an allen weltweiten Sojabohnenexporten.

Starke Getreide- und Ölsaatenpreise treiben Preisindex GOI im Juli um 2,9% in die Höhe

Der globale Getreide- und Ölsaaten-Preisindex (GOI) stieg dank starker Exportpreise von Getreide und Ölsaaten seit Juni um 2,9% (+3,7% zum Vorjahr) nahe an ein Sechsmonate-Hoch. Den Anstieg der Subindices seit dem Vorbericht führt der von Gerste mit +4,9% (-2,7% zum Vorjahr) vor dem von Sojabohnen mit +4,5% (+6,1% zum Vorjahr) an. Dabei wurden die Sojabohnenpreise in den USA von der Nachfrage aus China beflügelt sowie die in Brasilien vom schwindenden Angebot. Der Subindex von Mais legte im Monatsabstand, angezogen von vor allem in Argentinien steigenden Exportprämien, um 3,8% (-8,4% zum Vorjahr) zu und der von Weizen um 3,2% (+3,9% zum Vorjahr) unterstützt von enttäuschenden Ernteresultaten in Teilen Europas sowie der Schwarzmeerregion. Lediglich der Reisindex gab aufgrund schwächerer Preise von Exporten aus Thailand und saisonal schwacher Nachfrage zum Juni 3,5% ab, bleibt aber noch immer 12,1% über Vorjahresniveau.

Über den Grain Market Report - GMR

Weiters stellt die Kurzzusmmenfassung des GMR auf der Website des IGC eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 27. August 2020 geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.

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