August-WASDE-Bericht: Schätzung der Weizenbilanz dreht dramatisch in den negativen Bereich

Auch gesamte globale Getreidebilanz nunmehr negativ erwartet - lediglich mehr bei Mais ein zartes Plus
Das US-Landwirtschaftsministerium USDA veröffentlichte am 12. August seinen WASDE-Bericht zu den globalen Getreide-Versorgungsbilanzen mit der aktualisierten Prognose für das laufende Wirtschaftsjahr 2021/22. Diese brachte tiefe, über den Erwartungen der Märkte ausgefallene Einschnitte insbesondere in die Weizenbilanz 2021/22. Diese drehte von leicht positiv in der Juli-Prognose auf nunmehr deutlich negativ. Auch die gesamte Getreideversorgungsbilanz - also Weizen, Futtergetreide und Mais - setzt das Washingtoner Agrarressort nicht mehr wie im Juli leicht positiv sondern nunmehr um 18,54 t enger mit einem Lagerabbau von 17,11 Mio. t negativ an.
Demnach senkt der aktuelle WASDE gegenüber dem Vormonat die Schätzung der weltweiten Weizenernte 2021/22 um 15,45 Mio. t und die der Endlager um 12,62 Mio. t. Daraus resultiert nun statt des noch im Juli prognostizierten Lageraufbaus um 1,50 Mio. t ein Bestandsabbau von 9,77 Mio. t. Russlands Weizenernte nimmt das USDA im Monatsabstand um 12,5 Mio. t auf 72,5 Mio. t zurück, die des dürregeplagten Kanadas um 7,5 Mio. t auf 24,0 Mio. t und die die der USA - vornehmlich wegen der Ausfälle beim im Qualitätsweizenbereich angesiedelten Hard Red Winter - um 1,34 Mio. t auf 46,18 Mio. t zurück. Die Ernteausfälle bei den hochproteinhaltigen US- Sommerweizen rechnete das USDA schon im Vormonat in die Bilanzen ein.
 
Russland solle die alleinige Nummer eins bei den Weizenexporten verlieren und nur mehr 35 Mio. t ausführen können. Dies ist genauso viel wie der Report nun in der um 1 Mio. t angehobenen Exportprognose der EU ausweist - hier allerdings mit dem Fragezeichen der schlechten Weizenqualität der größten Exportnation Frankreich. Kanadas Weizenlieferungen auf den Weltmarkt werden und um 5,5 Mio. t kleiner bei 17,50 Mio. t gesehen, während der Ukraine dank besserer Ernteaussichten nun mit 23,5 Mio. t um 2,5 Mio. t mehr zur Verfügung stehen.

WASDE: USDA-Prognose zu weltweiten Versorgungsbilanzen - August 2021

2019/20 2020/21
vorläufig
2021/22
Prognose
2021/22
zu Vormonat
2021/22
zu 20/21
Weizen
Ernte 763,60 775,84 776,91 -15,49 +1,07
Angebot 1046,26 1073,53 1065,74 -16,84 -7,79
Verbrauch 748,57 784,71 786,67 -4,22 +1,96
Endbestand 297,69 288,83 279,06 -12,62 -9,77
Bestand
zu Vorjahr
+15,03 -8,86 -9,77 +8,27 +0,91
Ratio stock/use 39,77% 36,81% 35,47% -1,41% -1,34%
Mais
Ernte 1118,56 1115,41 1186,12 -8,68 +70,71
Angebot 1441,12 1421,67 1466,87 -7,79 +45,20
Verbrauch 1134,86 1140,92 1182,24 -1,23 +41,32
Endbestand 306,26 280,75 284,63 -6,55 +3,88
Bestand
zu Vorjahr
-16,30 -25,51 +3,88 -7,44 -21,63
Ratio stock/use 26,99% 24,61% 24,08% -0,52% -0,53%
Getreide gesamt
Ernte 2676,59 2706,51 2768,76 -26,49 +62,25
Angebot 3487,80 3518,70 3546,08 -24,60 +27,38
Verbrauch 2675,60 2741,38 2785,87 -7,95 +44,49
Endbestand 812,20 777,32 760,21 -16,65 -17,11
Bestand
zu Vorjahr
+0,99 -34,88 -17,11 +15,68 -17,77
Ratio stock/use 30,36% 28,36% 27,29% -0,52% -1,07%
Sojabohnen
Ernte 339,70 363,26 383,63 -1,59 +20,37
Angebot 457,41 459,13 476,45 -0,26 +17,32
Verbrauch 358,44 366,10 378,59 -2,50 +12,49
Endbestand 95,87 92,82 96,15 +1,66 +3,33
Bestand
zu Vorjahr
-18,84 -3,05 +3,33 +0,33 +0,28
Quelle: WASDE-Bericht des USDA, 12. August 2021, eigene Berechnungen, Angaben in Mio. t. Anmerkungen: Getreide enthält Weizen, alle Futtergetreide inklusive Mais und Reis. Die Daten von Sojabohnen basieren auf den lokalen Wirtschaftsjahren mit Ausnahme von Argentinien und Brasilien, deren Wirtschaftsjahre auf den Zeitraum Oktober bis September abgestellt werden. Daher können die Daten des globalen Angebots und Verbrauchs sowie von Export und Import nicht korrelieren. Nächster WASDE-Bericht: 10. September 2021

Weizenendlager vor allem bei Exporteuren nach unten korrigiert

Damit konzentrieren sich 8,27 Mio. t der Reduktion der Endlagerschätzung des Weizens weltweit auf die großen Exportnationen Russland, EU, USA, Kanada, Ukraine, Argentinien und Kasachstan auf enge 12,82% Endlageranteil an ihrem Eigenverbrauch und Export. Besonders eng stellt sich die Weizenbilanz der EU mit einem Lageranteil von 8,82% am Eigenverbrauch und von gar nur 6,67% an Eigenverbrauch und Ausfuhren dar. Weltweit liegt diese Ratio von stock to use bei immer noch komfortablen 35,47%. Dies täuscht aber: Denn während die Weizenreserven der wichtigen Versorger des Weltmarktes im Sinken begriffen seien, setzt der WASDE-Report die Chinas zum Vormonat praktisch unverändert an. Damit steigt Chinas Anteil an den gesunkenen globalen Weizenlagern im Monatsabstand sogar von zuvor 48,90% auf nunmehr mit 50,75% mehr als die Hälfte. Diese Menge deckt 95,05% des chinesischen Jahresverbrauchs an Weizen.

Auch Maisbilanz deutlich enger aber noch immer leicht positiv geschätzt

Lediglich die Maisbilanz schätzt der Report mit einem seit einigen Jahren erstmaligen Lagerzuwachs von 3,88 Mio. t positiv, wenngleich auch beim Mais das USDA die Erntemenge im Vergleich zum Juli um 8,68 Mio. t und die Endlager um 7,44 Mio. t kleiner annimmt. Die Produktion fällt vor allem im Maisland Nummer eins, USA, im Monatsabstand um 10,53 Mio. t kleiner aus. Es sinken auch die Erwartungen an den Inlandsverbrauch und Export, aber etwas weniger, so dass die Endlagerschätzung für die USA um 4,81 Mio. t zurückgeht. Der weltweite Lageraufbau finde demnach bei anderen Exporteuren wie vor allem Brasilien statt. Die Maisreserven Chinas sollen im Jahresabstand nahezu gleichbleiben und 69,62% der globalen Reserven ausmachen und 67,40% eines Jahresbedarfs im Reich der Mitte abpuffern.
 
Der von 15,00 Mio. t Maisimporten zur Deckung ihres Bedarfs abhängigen EU prognostiziert der WASDE eine geringfügig kleinere Ernte als vor einem Monat von 65,50 Mio. t bei einem ebenfalls etwas gemäßigteren Binnenverbrauch von 76,30 Mio. t. Daraus resultiert ein wie beim Weizen sehr enger Endlageranteil von 9,16% an Eigenverbrauch und Export. Der wichtige Lieferant Ukraine soll nun dank immer optimistischerer Ernteaussichten mit 32,00 Mio. t um 1,50 Mio. t mehr Mais für den Export überhaben.

Bestandsaufbau bei Sojabohnen höher -Ausfälle bei Raps verknappen Pflanzenöl

Etwas höher als vor einem Monat schätzt das US-Agrarressort die Erholung der Sojabohnenendlager im Ausmaß von weltweit 3,33 Mio. t. Eine leicht zurückgenommene Ernteprognose wird von einer solchen für den Verbrauch noch stärker reduzierten mehr als ausgewogen. Der Lageraufbau finde zum einen beim größten Exporteur Brasilien und zum anderen bei größten Importeur China statt. China werde zwar mit 98 Mio. t und 117,70 Mio. t um jeweils 2,00 Mio. t weniger Sojabohnen importieren und verbrauchen als zuletzt geschätzt, aber seine Lager um 2,2 Mio. t aufstocken.
 
Die gesamte Ölsaatenproduktion der Welt kürzt der WASDE gegenüber Juli um 5,89 Mio. t. Hier stehen vor allen eine wegen der Dürre in den Prärien im Monatsabtsand um 4,2 Mio. t auf 16 Mio. t niedriger angesetzte Canola-Rapsernte Kanadas sowie eine um 1,0 Mio. t auf 15,5 Mio. t nach unten korrigierte Sonnenblumenerzeugung Russlands verbesserten Aussichten für die Sonnenblumen in der Ukraine gegenüber.

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