IGC-GMR Februar: Getreidevorräte der Welt sinken 2023/24 das siebente Jahr in Folge

Rekordernten und -verbrauch von Getreide insgesamt - Weizenlager fallen auf Achtjahres-Tief
Der Internationale Getreiderat (IGC) setzt im Grain-Market-Report (GMR) gegenüber Jänner die weltweite Produktion und den Verbrauch von Getreide insgesamt (Weizen und Futtergetreide) im Wirtschaftsjahr 2023/24 um jeweils 3 Mio. t auf die jeweiligen Rekordwerte von 2.310 Mio. t beziehungsweise 2317 Mio. t hinauf. Jedoch senkt er die Überlager aus dem Vorjahr um 2 Mio. t, sodass die Endlagerprognose 2023/24 um 1 Mio. t auf 589 Mio. t sinkt. Das ist ein Lagerabbau das siebente Jahr in Folge um aktuell 7 Mio. t auf 589 Mio. t.
Dennoch "fühlen" sich die Märkte global gut versorgt und drückt gleichsam ein "Völlgefühl" auf Stimmung und Kurse an den Terminbörsen sowie in der Folge auf die Kassamärkte. Der vom IGC erhobene Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) sank im Vergleich zum Vorbericht im Jänner um 7,4% auf den tiefsten Stand seit Oktober 2020 und verlor gegenüber Vorjahr um 25,8%.

IGC-Weltgetreidebilanzen Februar 2024

2021/22 2022/23
vorl.
2023/24
Prognose
2023/24
zu Vormonat
23/24
zu 22/23
Weizen
Ernte 780 803 788 +/-0 -15
Angebot 1057 1075 1068 -2 -7
Verbrauch 784 795 803 -1 +8
Endbestand 272 280 265 -1 -15
Bestand
zu Vorjahr
-5 +8 -15 -1 +7
Ratio stock/use 34,69% 35,22% 33,00% +0,08% -2,22%
Mais
Ernte 1223 1163 1234 +4 +71
Angebot 1502 1450 1509 +4 +59
Verbrauch 1216 1175 1222 +4 +47
Endbestand 287 275 286 -1 +11
Bestand
zu Vorjahr
+7 -12 +12 +/-0 +/-0
Ratio stock/use 23,60% 23,40% 23,40% -0,16% +/-0,00%
Getreide gesamt
Ernte 2294 2267 2310 +3 +43
Angebot 2896 2866 2906 +1 +42
Verbrauch 2296 2270 2317 +3 +47
Endbestand 599 596 589 -1 -7
Bestand
zu Vorjahr
-3 -3 -7 -1 +4
Ratio stock/use 26,09% 26,26% 25,42% -0,08% -0,84%
Sojabohnen
Ernte 357 373 391 -1 +18
Angebot 412 424 448 -1 +24
Verbrauch 361 367 383 -1 +16
Endbestand 51 57 65 -1 +8
Bestand
zu Vorjahr
-4 +6 +8 -1 +2
Quelle: IGC, Grain Market Report vom 15. Februar 2024 im Vergleich zum Report vom 11. Jänner 2024, eigene Berechnungen, Zahlenangaben in Mio. t, gerundet. Nächster Report: 14. März 2024

Mais und Weizen 2023/24 mit unterschiedlichen Entwicklungen der Bilanzen

Die Anhebung von Produktion und Verbrauch des gesamten Getreides betrifft vor allem Mais mit einem Plus von jeweils 4 Mio. t, wobei es bei unverändert angesetzten Anfangsbeständen zu einem Lageraufbau um 12 Mio. t auf 286 Mio. t Mais - 1 Mio. t weniger als vor Monatsfrist angenommen - kommt. Die gegenüber dem Vormonat nur geringfügig revidierte Weizenprognose setzt die Endlager nun um 1 Mio. t kleiner an, sie sinken zum Vorjahr um 15 Mio. t auf ein Achtjahres-Tief aber immer noch komfortable 33% des Verbrauchs. Auch die Ernten fallen im Jahresvergleich sehr unterschiedlich aus: die von Weizen mit 788 Mio. t um 15 Mio. t kleiner und die von Mais mit 1.234 Mio. t um 71 Mio. t größer. Beiden gemein ist ein zunehmender Verbrauch aber ein abnehmendes Welthandelsvolumen. Auch die Gerstenernte bleibt um 8 Mio. t hinter der von 2022/23.

Bestandsaufbau beim Mais in den USA und in der Ukraine

Der Bestandsaufbau beim Mais findet vor allem in den USA mit einem im Jahresabstand um 21,5 Mio. t anschwellenden Endlagerstand und in der Ukrainemit einem Anwachsen der Lager um 4,2 Mio. t statt. Dabei erntet die Ukraine 2023/24 um 2,3 Mio. t mehr Mais als im Vorjahr (27,7 Mio. t), kann aber gleich um satte 9,5 Mio. t weniger Mais (19,5 Mio. t) exportieren. Die US-Maisproduktion steigt gegenüber 2022/23 um 43 Mio. t auf 389,7 Mio. t, die Ausfuhr aber nur um 10,2 Mio. t auf 52,4 Mio. t. Ein spürbarer Lagerabbau von Mais findet in der laufenden Saison in China um 3,1 Mio. t auf 172,9 Mio. t (55% des Verbrauchs, 60% der globalen Maisreserven) trotz Rekordernte von 288,8 Mio. t in China statt. Die EU wird 2023/24 signifikant weniger Mais - nämlich 20,9 Mio. t nach 27,7 Mio. t importieren, um ihr ebenso großes Versorgungsdefizit (61,2 Mio. Ernte nach 53,1 Mio. t, 78,4 Mio.t Eigenverbrauch und 3,7 Mio. t Export) ausgleichen zu können. Für die kommende Saison sagt der IGC eine - bei unterschiedlichen Trends bei den wichtigsten Produzenten - um eine Spur größere Anbaufläche von Mais und eine annähernd unveränderte aber unterdurchschnittliche von Gerste voraus.

USA häufen entgegen globalem Trend auch Weizenendlager an - Ukraine exportiert weniger

Ähnlich wie beim Mais steigt die Weizenernte 2023/24 der Ukraine im Jahresabstand um 1,9 Mio. t auf 28,7 Mio. t, fällt aber der Export um 1,6 Mio. t auf 15,5 Mio. t zurück, und lässt ein steigender Eigenverbrauch die Endlager um 0,6 Mio. t auf 2,3 Mio. t schmelzen. Entgegen dem weltweiten Trend zum weiteren Lagerabbau schwellen die Weizenendbestände in den USA um 1,9 Mio. t auf 17,4 Mio. t und in Kanada um 0,3 Mio. t auf 4,0 Mio. t an. Die EU liegt mit 0,7 Mio. t Lagerabbau auf 17,8 Mio. t (allerdings um 1,2 Mio. t mehr als vor Monatsfrist prognostiziert) oder gut 12% ihres Verbrauchs (weltweit: 33%) hingegen im Trend. Zum Vergleich: China hortet 139,0 Mio. t Weizenreserve. Das sind 92% seines Verbrauchs und 52% Anteil an den globalen Weizenlagern. Die EU bleibt mit 34,3 Mio. t Weizenexport Nummer zwei auf der Welt hinter Russland mit 50,4 Mio. t. Es folgen Kanada (23,4 Mio. t), die USA (20,2 Mio. t), Australien (19,1 Mio. t), die Ukraine (15,5 Mio. t), Argentinien (10,0 Mio. t) und Kasachstan (9,4 Mio. t). Diese Gruppe der wichtigsten Weizenexporteure verzeichnet einen Abbau seiner Lagerbestände um 5,2 Mio. t auf 59,8 Mio. t - knapp 15 % ihres Verbrauchs oder fast 23% Anteil weltweiter Reserven.

Sojaernte und -verbrauch auf Rekordhoch - Lager wachsen und Handel schrumpft

Wegen verschlechterter Bedingungen in Brasilien kürzt der UGC die weltweite Sojabohnenernte um 1 Mio. t auf 391 Mio. t - immer noch um 5% mehr als im Vorjahr und ein Rekord. Mengenmäßig fast ebenso viel - aber auch 1 Mio. t weniger als in der vorigen Prognose - wächst der globale Sojakonsum ebenso auf einen neuen Spitzenwert von 383 Mio. t. Dennoch bauen sich die Bohnenlager um 8 Mio. t auf. Die Sojaexporte bleiben 2023/24 mit 167,9 Mio. t (43% der Gesamtproduktion) um 3,6 Mio. t unter dem Vorjahreswert - Einbußen unter den großen drei Exporteuren verzeichnen Brasilien und die USA, lediglich Argentiniens Export erholt sich gemeinsam mit der Ernte nach dem Dürrejahr 2023/24 (48,0 Mio. t nach 25,0 Mio. t). Importseitig macht sich das auch mit einem Rückgang in Argentinien bemerkbar - es muss weniger zur Auslastung seiner Ölmühlen und zur Erfüllung der Lieferverpflichtungen zukaufen. Auch China, größter Importeur der Welt, kauft 2023/24 mit 101,8 Mio. t um 5,1 Mio. t weniger Sojabohnen ein als vor Jahresfrist. Zudem schätzen die Londoner Experten im kommenden Wirtschaftsjahr eine Ausdehnung der Sojaanbaufläche um 2% auf den neuen Rekord von 140 Mio. ha - dies vor allem bei den wichtigen Exporteuren.

GOI-Index auf tiefstem Stand seit Oktober 2020 und um ein Viertel tiefer als vor einem Jahr

Preisverluste bei Weizen, Mais und Sojabohnen bescherten dem vom IGC erhobenen Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) im Vergleich zum Vorbericht einen Verlust von 7,4% auf den tiefsten Stand seit Oktober 2020 und um ein Viertel (-25,8%) im Jahresabstand. Der Weizenindex gab im angelaufenen Monat - gedrückt von jeder Menge kurzfristigem Angebot und schwacher Weltmarktnachfrage - um 4,8% und im Jahresverlauf um 26,0% nach. Dumping-Angebote aus der Ukraine und Preisschwäche allgemein drückten den Subindex von Mais im Monatsabstand um 13,5% und gegenüber dem Vorjahr um 38,0% auf mehr als ein Dreijahres-Tief. Saisonaler Druck aus Südamerika ließ die Sojabohnenpreise gegenüber Jänner um 9,0% und dem Vorjahr um 29,2% zurückgehen. Der Gerstenpreis schwächste sich zum Vorbericht um 4,5% und zum Vorjahr um 32,2% ab. Lediglich Reis hielt sich mit einem zarten Monatsplus von 0,2% und einem satten Preissprung von 32,5% zum Vorjahr. (Schluss) pos

Über den Grain Market Report - GMR des IGC

Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 14. März 2024 geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.

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