IGC-GMR Juni: Trotz leicht erhöhter Prognose fallen Getreidelager 2024/25 auf Zehnjahres-Tief

Dritter Lagerabbau in Folge - Weizenernte 2023/24 rauf- und Bestandsabbau runterrevidiert
Der Internationale Getreiderat (IGC) belässt im monatlichen Grain Market Report (GMR) gegenüber Mai die globale Getreideproduktion der kommenden Saison 2024/25 unverändert, wobei er nun weniger Weizen und mehr Mais prognostiziert.
Da sich zum Ende des Wirtschaftsjahrs 2023/24 die Weizenproduktion der Welt nunmehr um 3 Mio. t größer darstellt und sich die Verbrauchschätzung kaum ändert, steht in der Folgesaison 2024/25 bei einer im Vergleich zum Vormonat unveränderten Prognose der Ernte und einer nur gering angehobenen des Verbrauchs ein entsprechend größeres Getreideangebot zur Verfügung. Dies mündet letztlich gegenüber dem Mai in eine Anhebung der Endbestandsschätzung um 2 Mio. t. Trotzdem schmelzen wegen eines ebenso großen Überhangs des Verbrauchs gegenüber der Produktion die Getreidereserven der Welt 2024/25 um 9 Mio. t oder 1,5% im Jahresvergleich. Dies ist der niedrigste Lagerstand des letzten Jahrzehnts und entspricht einem Viertel Jahresbedarf.

IGC-Weltgetreidebilanzen Juni 2024

2022/23
vorl.
2023/24
Prognose
2024/25
Prognose
2024/25
zu Vormonat
24/25
zu 23/24
Weizen
Ernte 804 793 793 -2 +/-0
Angebot 1077 1073 1061 +/-0 -12
Verbrauch 796 805 800 -1 -5
Endbestand 280 268 261 +1 -7
Bestand
zu Vorjahr
+7 -12 -7 +1 -5
Ratio stock/use 35,18% 33,29% 32,63% +0,17% -0,66%
Mais
Ernte 1163 1225 1223 +3 -2
Angebot 1461 1505 1510 +4 +5
Verbrauch 1181 1218 1228 +3 +10
Endbestand 280 287 281 +/-0 -6
Bestand
zu Vorjahr
-18 +7 -5 +/-0 -2
Ratio stock/use 23,71% 23,56% 22,88% -0,06% -0,68%
Getreide gesamt
Ernte 2267 2300 2312 +/-0 +12
Angebot 2879 2902 2903 +3 +1
Verbrauch 2276 2311 2321 +1 +10
Endbestand 602 591 582 +2 -9
Bestand
zu Vorjahr
-9 -11 -9 +1 -2
Ratio stock/use 26,45% 25,57% 25,08% +0,08% -0,49%
Sojabohnen
Ernte 375 392 415 +1 +23
Angebot 428 450 483 +1 +33
Verbrauch 370 382 404 +/-0 +22
Endbestand 58 68 79 +1 +11
Bestand
zu Vorjahr
+5 +10 +11 +1 +1
Quelle: IGC, Grain Market Report vom 27. Juni 2024 im Vergleich zum Report vom 23. Mai 2024, eigene Berechnungen, Zahlenangaben in Mio. t, gerundet. Nächster Report: 18. Juli 2024

Preise geben auf breiter Front angeführt von Weizen mit Erntedruck auf Nordhalbkugel nach

Die Preise gaben seit Mai auf breiter Front nach, der Gesamt-Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) des IGC sank im Monatsabstand angeführt von Weizen und Gerste um 6,7%. Auf die Preise im Vergleichszeitraum des Vorjahres fehlen 16,4%. Nach einer sechswöchigen Rallye bis Ende Mai knickte der Subindex der Weizen-Exportpreise um 11,8% ein (-19,4% zum Vorjahr). Es wurde von wachsendem Erntedruck auf der Nordhalbkugel und gedämpfter internationaler Nachfrage nach unten gezogen. Die Gerstenpreise fielen zum Vormonat um 9,2% und zum Vorjahr um 7,2%. Gute frühe Aussichten für die Maiserzeugung der USA, aber Schwäche auch quer durch alle anderen Produktionsstandorte lasteten auf dem Maispreis-Index, der seit Mai 6,2% (-22,5% zum Vorjahr) abgeben musste. Bearishe Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage bei Sojabohnen sendeten deren Subindex binnen Monatsfrist um 5,7% (-20,3% zum Vorjahr) nach unten. Den geringsten Monatsverlust verbuchten die Reispreise mit minus 1,5%, sie liegen aber immer noch um 22,2% über Vorjahresniveau.

2023/24 Bestandsabbau bei Weizen und Getreide insgesamt - aber Aufbau der Maislager

Im alten Wirtschaftsjahr 2023/24 stieg die weltweite gesamte Getreideernte wegen des Rekordergebnisses beim Mais um 1% auf das neue Allzeithoch von 2.300 Mio. t. Trotz des gestiegenen Angebots führte eine starke Erholung des Verbrauchs zu einem weiteren Bestandsabbau um 2% auf 591Mio. t oder gut 25% des Konsums. Zum Vormonat hob der IGC allerdings die Endlagerschätzungen für Weizen um 2 Mio. t, für Mais um 1 Mio. t und für Getreide insgesamt um 3 Mio. t an. Im Gegensatz zur Gesamtbilanz (-11 Mio. t) und der von Weizen (-12 Mio. t) verzeichnet die Maisbilanz einen Bestandszuwachs von 7 Mio. t.

Bilanzen 2024/25 von Weizen, Mais und Getreide negativ - Soja neuerlich überschüssig

2024/25 soll einen geringen Produktionszuwachs an Getreide insgesamt (insbesondere Gerste, Sorghum und Hafer) um 0,6% bringen, wobei das Angebot aber nur um 0,1%, der Verbrauch aber um 0,5% vor allem für Ernährung und industrielle Verwertung (jeweils +0,7%) zulegen. Damit fallen die Endlager um 1,5% beziehungsweise 9 Mio. t auf 582 Mio. t ab, bei der Gruppe der wichtigen Exporteure (Argentinien, Australien, EU, Kanada, Kasachstan, Russland, Ukraine und USA) sogar um 2,9%. Die Prognose der Weizenernten senkt der Rat gegenüber Mai um 2 Mio. t auf exakt die Vorjahresmenge von 793 Mio. t. Die Maiserzeugung bei 1.223 Mio. t setzt er um 3 Mio. t hinauf, sie bleibt aber um 2 Mio. t unter dem Ergebnis 2023/24.
 
Es kommt damit 2024/25 zu einem globalen Bestandsabbau bei Weizen um 7 Mio. t (Vormonatsprognose: 6 Mio. t), Mais um 5 Mio. t (Vormonatsprognose: 5 Mio. t) und Getreide insgesamt um 9 Mio. t (Vormonatsprognose: 8 Mio. t). Stark überschüssig beleibt der Sojamarkt mit einem neuerlichen Lagerraufbau um 11 Mio. t nach 10 Mio. t in der Saison 2023/24.

EU, Russland und Ukraine ernten 2024/25 weniger Weizen - EU-Lager auf 10% vom Verbrauch

Dabei bleiben laut den Londoner Experten der Ernteerwartungen für Weizen in der EU mit 129,3 Mio. t um 3,8 Mio. t, die Russlands mit 81,8 Mio. t um 9,2 Mio. t und die der Ukraine mit 23,4 Mio. t um 5,0 Mio. t unter den Produktionswerten von 2023/24. Die Weizenprognose für Russland sinkt zum vorigen Report um 3,7 Mio. t. Bessere Weizenernten sagt man den USA (51,0 Mio. t, +1,7 Mio. t), Argentinien (18,9 Mio. t, +3,0 Mio. t), Australien (30,1 Mio. t, +4,1 Mio. t) und Kanada (34,6 Mio. t, +2,6 Mio. t) voraus. Die Weizenendlager der EU bauen sich um 5,9 Mio. t auf 14,6 Mio. t ab - ein enger Endlageranteil am Verbrauch von 10,26% im Vergleich zu weltweit 32,63% oder 14,45% bei den gr0ßen Exporteuren (Argentinien, Australien, EU, Kanada, Kasachstan, Russland, Ukraine und USA).

2024/25 mehr Mais in der EU und weniger aus der Ukraine

Die Maisproduktion soll die EU zum Vorjahr um 2,9 Mio. t auf 64,9 Mio. t steigern können, womit sich ihr Importbedarf zur Deckung der 80,0 Mio. t Verbrauch gegenüber dem Vorjahr um 2,2 Mio. t auf 17,5 Mio. t verringert. Die bedeutendste Maisherkunft für die Belieferung der EU, die Ukraine soll dementgegen 2024/25 mit 27,7 Mio. t um 4,7 Mio. t weniger einbringen und mit 23,0 Mio. t um 3,0 Mio. t weniger ausführen können.

Über den Grain Market Report - GMR des IGC

Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 18. Juli 2024 geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.

Download