IGC-GMR März: 2020/21 globale Rekordernte - Lager schmelzen außer in USA weiter ab

Märkte im Zeichen der Corona-Krise - Reispreis auf Fünfjahres-Hoch - auch Weizen teurer
Der IGC mit Sitz in London veröffentlichte am 26. März den Grain Market Report zu den weltweiten Getreidemärkten mit mit der neusten voraussichtlichen Zahlen für 2019/20 sowie der ersten vollen Prognose für 2020/21.
Der Internationale Getreiderat IGC schätzt in seinem jüngsten Grain Market Report (GMR) die weltweiten Getreideernten (Weizen und Futtergetreide inklusive Mais) um 3 Mio. t größer als vor einem Monat, vor allem weil er die Maisproduktion der EU anhebt. Mit einer leicht gesenkten Verbrauchszahl für die gesamte Welt nehmen die Endbestände in der laufenden Saison aber immer noch um 17 Mio. t auf den niedrigsten Stand seit vier Wirtschaftsjahren ab. Die erste - noch spekulative - volle Prognose für  das kommende Wirtschaftsjahr 2020/21 lässt eine globale Rekordernte von 2,223 Mrd. t und einen Zuwachs von 2,2% zur laufenden Saison erwarten. Mit den niedrigeren Anfangsbeständen steigt das Angebot aber nur um 1,1%, wohingegen der Verbrauch um weitere 1,6% zunimmt und somit unter dem Strich die Endlager 2020/21 um weitere 0,5% abschmelzen sollen. Zwar sieht der IGC die Lager bei den großen Exporteuren um 8,6 Mio. t anwachsen, doch relativiert sich das dadurch, dass aus dieser Ländergruppe allein den USA ein Lageraufbau von 12,1 Mio. t vorausgesagt wird, die Bestände also bei den weiteren Exporteuren entsprechend wieder schrumpfen werden - unter anderem in der EU um mehr als 15% von 39,1 auf 33,1 Mio. t. Insgesamt soll der Welthandel speziell mit Weizen, Mais und Sorghum durch steigenden Importbedarf um 2% auf einen neuen Höchstwert steigen.

IGC-Weltgetreidebilanzen März 2020

2017/18
2018/19
vorläufig
2019/20
voraussichtlich
Veränderung 2019/20
zu Vorbericht
2020/21
1. Prognose
Weizen
Ernte 762 732 763 +/-0 768
Verbrauch 739 738 753 +/-0 760
Endbestand 271 265 275 +/-0 283
Bestandsänderung
zu Vorjahr
+22 -6 +10 +/-0 +9
Ratio stock/use 36,67% 35,91% 36,52% +/-0,00% 37,24%
Mais
Ernte 1092 1130 1116 +4 1157
Verbrauch 1119 1146 1150 -1 1173
Endbestand 339 323 289 +5 274
Bestandsänderung
zu Vorjahr
-28 -16 -34 -5 -15
Ratio stock/use 30,29% 28,18% 25,13% +0,46% 23,36%
Getreide gesamt
Ernte 2139 2139 2175 +3 2223
Verbrauch 2151 2163 2192 -1 2226
Endbestand 649 625 608 +4 605
Bestandsänderung
zu Vorjahr
-12 -24 -17 -4 -3
Ratio stock/use 30,17% 28,90% 27,74% +0,20% 27,18%
Sojabohnen
Ernte 344 362 341 -4 366
Verbrauch 347 352 358 -2 365
Endbestand 44 55 38 -1 40
Bestandsänderung
zu Vorjahr
-3 +10 -17 +2 +2
Quellen: IGC, Grain Market Report vom 26. März 2020 im Vergleich zum Report vom 27. Februar. Zahlenangaben in Mio. t. Nächster Report: 30. April 2020

Märkte im Zeichen der Corona-Krise - Reispreis auf Fünfjahres-Hoch - auch Weizen teurer

Das Berichtsmonat seit Ende Februar stand im Zeichen eskalierender Besorgnis durch die Corona-Krise - logistische Herausforderung durch Bewegungseinschränkung -  und Unsicherheit über deren Langzeitauswirkungen auf Produktion (Logistikengpässe in Betriebsmittelversorgung) und den Verbrauch, sollte die Weltwirtschaft stagnieren und vor allem die Nachfrage nach maisbasierter industrieller Verwertung zu Stärke oder Ethanol nachlassen. Nach Einbrüchen zu Beginn des Berichtsmonats hat sich der Gesamtpreisindex von Getreide und Ölsaaten des IGC (GOI) schließlich um 0,3% befestigt (-0,7% zum Vorjahresvergleichsmonat), wobei Weizen (+2,1% im Monats- und +1,8% im Jahresabstand),  vor allem aber Reis (+4,1% im Monats- und +11,2% im Jahresabstand) merklich teurer wurden und Mais (-0,8% im Monats- und -0,2% im Jahresabstand), Gerste (-0,6% im Monats- und -9,4% im Jahresabstand) sowie Sojabohnen (-0,9% im Monats- und -1,0% im Jahresabstand) billiger wurden.

Hamsterkäufe privater Haushalte und eine verstärkte Weltmarktnachfrage von Importeuren beflügelte die Weizenpreise.  Und durch Corona bedingte ebenso sprunghaft gestiegene private Nachfrage trieb die Reispreise auf mehr als ein Fünfjahres-Hoch. Die Maispreise seien durch den Druck stark verfallener Rohölpreise und geschrumpfter Margen für Ethanolhersteller gesunken, und die von Sojabohnen wegen eines Verfalls der Preise argentinischer Ware.

2020/21: Weizenlager wachsen in China und Indien und schrumpfen bei den Exporteuren

Weltweit sollen die Endbestände an Weizen auch 2020/21 zwar auf ein Allzeit-Hoch und auf 37,24% des Jahresverbrauchs  anschwellen, doch zeigt sich die Entwicklung zwischen den großen Exporteuren auf der einen und China sowie Indien auf der anderen Seite stark differenziert. Vom globalen Lagerzuwachs um 8,5 Mio. t hortet China um 4,5 Mio. t und Indien um 4,7 Mio. t mehr Weizen. Dementgegen gehen die Weizenreserven bei den großen Exporteuren (Argentinien, Australien, Kanada, EU, Kasachstan, Russland, Ukraine und USA) um 4 Mio. t zurück. Allein die Weizenreserven der EU sollen um mehr als ein Fünftel von 16,5 auf 13 Mio. t schmelzen. Das wäre die sehr enge Ratio von stock to use von 11,7%, weil die Weizenernte 2020 von 156 Mio. t im Vorjahr um 23,8 Mio. t auf 132,2 Mio. t zurückfällt, Eigenverbrauch (von 126,4 Mio. t auf 110,9 Mio. t) und Export (von 32,6 Mio. t auf 27,8 Mio. t) aber nur in Summe um 20,3 Mio. t geringer werden. Auch den USA - gemessen am Eigenverbrauch der größte Lagerhalter unter den Exporteuren - sagen die Londoner Experten aufgrund einer kleineren Ernte und nicht im selben Ausmaß sinkenden Exporten einen signifikanten Abbau ihrer Weizenlager von 25,6 Mio. t auf 23,4 Mio. t voraus.

Globale Maislager 2020/21 schmelzen weiter - Abbau insbesondere in China - Aufbau in USA

Die globalen Maislager 2020/21 würden laut IGC neuerlich auf nunmehr 274 Mio. t schmelzen, der Abbau konzentriert sich aber auf China mit einem Minus von 25,3 Mio. t auf 163 Mio. t, das dann aber immer noch auf knapp 60% der weltweiten Reserven sitzt.  Beim weltgrößten Maisexporteur USA (58 Mio. t, + 14 Mio. t zu 2019/20) führt ein sprunghafter Anstieg der Ernte von 347,8 Mio. t auf 388,8 Mio. t im kommenden Wirtschaftsjahr zu einem Anstieg der Endbestände um 13,7 Mio. t auf 64,2 Mio. t. Die Maisbilanz des Nettoimporteurs EU (68,2 Mio. t Importbedarf bei 83,4 Mio. t Verbrauch) ist dementgegen äußerst eng, die Endlager fallen 2020/21 um weitere 2,2 Mio. t auf 5,1 Mio. t oder magere 6% des Jahresbedarfs ab.

Sojabohnen: 2019/20 Lagerabbau um ein Drittel - 2020/21 Erholung um 4%

Im laufenden Wirtschaftsjahr 2019/20 ziehen eine vor allem wegen Ausfällen in den USA zum Vorjahr um 5% kleinere weltweite Sojabohnenernte und eine neue Verbrauchsspitze einen Lagerabbau um ein Drittel - allein in den USA trotz des Handelskriegs mit China um die Hälfte - nach sich. 2020/21 nimmt die Anbaufläche in den USA wieder zu, und der globale Sojaertrag soll wieder um 7% wachsen. Ebenso neuerlich steigender Verbrauch mit einem um 3% auf 157 Mio. t wachsenden Welthandel - das heißt: 43% der weltweiten Erzeugung werden über Grenzen hinweg gehandelt - lassen aber nur eine 4%ige Erholung der Lagerbestände zu. Damit bleiben die Sojareserven der Welt gegenüber dem Durchschnitt der Vorjahre auf niedrigem Niveau.

Über den Grain Market Report - GMR

Weiters stellt die Kurzzusmmenfassung des GMR auf der Website des IGC eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 30. April 2020 geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.