IGC-GMR November: Getreide- und Maisendbestände fallen das sechste Jahr in Folge auf ein Achtjahres-Tief

Neben Ernte auch Verbrauch von Mais für Verfütterung und industrielle Verwertung rückläufig
Die globale Getreideproduktion fällt 2022/23 um 34 Mio. t oder 1,5% hinter die Vorjahreslinie zurück und der Verbrauch erstmalig seit 2015/16 um 1,0% - weil der Verbrauch in der tierischen Veredelung um 2,1% und der industriellen Verwertung um 0,5% einbricht, während um 0,5% mehr für menschliche Ernährung benötigt wird. Dies prognostiziert der Internationale Getreiderat IGC in London in seinem letzten Monatsbericht (GMR) dieses Jahres zu den weltweiten Getreidebilanzen.
Da der Verbrauch die Produktion neuerlich - um 17 Mio. t - übersteigt, schmelzen die Getreide- und Maisvorräte der Welt 2022/23 um 2,8 % - das sechste Jahr in Folge und auf den tiefsten Stand seit acht Jahren. Die Maislager fallen trotz Verbrauchsrückgang sogar auf ein Zehnjahres-Tief. Der IGC nimmt wegen der vor allem nach unten korrigierten Weizenernten die gesamte Getreideproduktion um 1 Mio. t auf 2,255 Mrd. t zurück. Größer angesetzte Maisverfütterung und Überlager, insbesondere von Weizen aus dem Vorjahr, senken die Endlagerprognose für Weizen, Futtergetreide und Mais schließlich gegenüber dem Vormonat um 4 Mio. t auf 580 Mio. t oder gut ein Viertel des Verbrauchs.

IGC-Weltgetreidebilanzen November 2022

2020/21 2021/22
vorläufig
2022/23
Prognose
2022/23
zu Vormonat
2022/23
zu 21/22
Weizen
Ernte 773 781 791 -1 +10
Angebot 1048 1059 1066 -4 +13
Verbrauch 770 784 784 +/-0 +/-0
Endbestand 278 275 282 -4 +7
Bestand
zu Vorjahr
+3 -3 +7 -1 +4
Ratio stock/use 36,10% 35,08% 35,97% -0,51% +0,89%
Mais
Ernte 1136 1219 1166 +/-0 -47
Angebot 1434 1498 1447 +1 -51
Verbrauch 1155 1217 1190 +2 -27
Endbestand 279 281 257 -1 -24
Bestand
zu Vorjahr
-19 +2 -24 +2 +22
Ratio stock/use 24,16% 23,09% 21,60% -0,12% -1,49%
Getreide gesamt
Ernte 2227 2289 2255 -1 -34
Angebot 2843 2892 2852 -4 -40
Verbrauch 2239 2295 2272 +1 -23
Endbestand 603 597 580 -4 -17
Bestand
zu Vorjahr
-13 -6 -16 +1 +10
Ratio stock/use 26,93% 26,01% 25,53% -0,19% -0,48%
Sojabohnen
Ernte 370 356 388 +2 +32
Angebot 424 412 433 +1 +21
Verbrauch 369 366 379 +1 +13
Endbestand 56 45 54 +/-0 +9
Bestand
zu Vorjahr
+1 -10 +9 +1 -1
Quelle: IGC, Grain Market Report vom 17. November 2022 im Vergleich zum Report vom 20. Oktober, Zahlenangaben in Mio. t, gerundet. Nächster Report: 12. Jänner 2023

Weizenernte Argentiniens sinkt wegen Dürre - Regen könnte Qualität in Australien schädigen

Die Weizenprognose des IGC weist zwar einen Bestandsaufbau um 7 Mio. t aus, das Interesse richtet sich allerdings auf die anlaufenden Ernten der wichtigen Exporteure auf der Südhalbkugel. So kürzt der Rat wegen der Dürre die Prognose für die Weizenernte Argentiniens im Monatsabstand um 4,5 Mio.t auf 13,0 Mio. t (2021/22: 22,1 Mio. t), hebt die für Australien aber um 1,2 Mio. t auf 34,7 Mio. t (2021/22: 36,3 Mio. t) an. Jedoch merkt er zu Australien an, dass exzessive Regenfälle das Risiko von Qualitätsschäden im Osten des Landes steigerten. Für die EU hebt der IGC die Weizenmenge aus der Ernte 2022 um 0,5 Mio. t auf 133,8 Mio. t an (Ernte 2021: 137,2 Mio. t) und den Verbrauch gegenüber Oktober um ebenso viel auf 107,8 Mio. t, senkt aber die Exportprognose um 2 Mio. t auf 34,4 Mio. t. Damit steigt die Endlagerschätzung ebenfalls zum Vormonat um 2 Mio. t auf 13,7 Mio. t, stellt aber immer noch einen Lagerabbau zur Vorsaison um 1,9 Mio. t dar.
 
Größter Weizenexporteur der laufenden Saison 2022/23 werde Russland mit 41,1 Mio. t sein. Den Einbruch der Ausfuhren der Ukraine sieht der IGC weniger dramatisch als das US-Agrarressort: Demnach soll der Export von Weizen gegenüber 2021/22 um 31% auf 13,0 Mio. t und der von Mais um 28% auf 17,0 Mio. t zurückgehen.

Neben Ernte auch Verbrauch von Mais für Verfütterung und industrielle Verwertung rückläufig

Während der Weizenverbrauch der Welt im Jahresabstand trotz Bevölkerungszuwachs nahezu stabil bleibt, machen sich die Folgen der wirtschaftlichen Probleme und der Inflation offensichtlich am Maismarkt in sinkender Verfütterung für die Fleischproduktion und Abnahme des Verbrauchs industrieller Verarbeitungsprodukte wie Stärke bemerkbar: Der weltweite Maisverbrauch sinkt demnach 2022/23 zum Vorjahr um 27 Mio. t oder 2,2%. Nur weil die Produktion noch stärker - um 47 Mio. t oder 3,9% - einknickt, schmelzen die Lager neuerlich.
 
Allein in der EU bricht die Maisernte im Jahresabstand um 16,9 Mio. t oder 24% auf 54,1 Mio. t ein. Und weil der Maisverbrauch nur um 13% auf 72,8 Mio. t absinkt, muss die EU zur Deckung ihres Bedarfs um 23% mehr Mais vom Weltmarkt - nämlich 20,5 Mio. t - einführen als 2021/22. Signifikante Produktionsrückgänge verzeichnen daneben 2022/23 auch die Ukraine (29,9 Mio. t nach 42,1 Mio. t) und Argentinien (57,0 Mio. t nach 60,5 Mio. t).
 
Erste Prognosen des IGC für die in Südamerika am 1. Februar startende Maissaison 2023/24 sehen eine Steigerung der Produktion Brasiliens um 10,3 Mio. t auf 123,1 Mio. t Mais und wegen der anhaltenden Dürre und Kälte eine Stagnation derer Argentiniens bei 57,0 Mio. t.

Sojabohnenbestände wachsen nach Erholung der Ernte an

Sowohl Ernte als auch Verbrauch von Sojabohnen setzt der IGC 2022/23 mit neuen Rekordwerten an. Ebenso steigt das Welthandelsvolumen von Sojabohnen zum Vorjahr um 8% auf 167,3 Mio. t, was einem Anteil von 43% der weltweiten Erzeugung von 388,1 Mio. t entspricht. Die südamerikanischen Exporteure Brasilien, Argentinien und Paraguay sollen sich dabei auf Kosten der USA einen größeren Anteil von dem praktisch auf diese vier Länder verteilten Marktkuchen abschneiden können.
 
Die gegenüber Oktober nach oben revidierten Prognosen für die Sojabohnen-Ernten der USA und Brasiliens bewirken eine noch stärkere Erholung der globalen Sojaerzeugung zum Vorjahr als bisher angenommen um 32 Mio. t oder 9%. Die größere Ernte wird in der Bilanzprognose 2022/23 von angehobenen Verbrauchserwartungen kompensiert, sodass es im GMR bei einer unveränderten Endlagerschätzung von 54 Mio. t bleibt. Dies stellt im Jahresabstand einen Lageraufbau um 9 Mio. t oder 20% dar.

IGC-Preisindex: Mais legte seit September vor allem wegen Behinderung von US-Exporten zu

Der Getreide- und Ölsaatenpreisindex (GOI) des Rates stieg nach einem Auf und Ab der einzelnen Märkte seit dem Oktober-Report um gerade einmal 0,4% (+9,5% zum Vorjahr). Der Subindex von Weizen verzeichnete ein leichtes Minus von 0,9% (+0,3% zum Vorjahr), wobei sich Märkte und Preise regional sehr unterschiedlich und - abhängig von der Entwicklung der Verhandlungen um das Getreideexport-Abkommen am Schwarzen Meer - immer wieder volatil verhielten. Maßgeblich von einem Verfall der Notierungen in den USA gedrückt, verlor der Mais-Index zum Vormonat 2,7%, hielt sich aber 11,8% über Vorjahresniveau. Getragen von solider Exportnachfrage und externen Märkten legten die Sojabohnenpreise zum Oktober um 1,1% und zum Vorjahr um 16,77% zu. Aufwärts mit plus 4,8 % (+4,9% zum Vorjahr) ging es auch mit Gerste im Monatsvergleich.

Über den Grain Market Report - GMR des IGC

Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 12. Jänner 2023 geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.

Download