Mai-WASDE-Bericht: 2020/21 wachsen Bestände mit starken regionalen Differenzen

USA überschwemmen Maismärkte - EU-Weizenernte und Bestand kleiner
Das US-Landwirtschaftsministerium USDA veröffentlichte am 12. Mai seinen WASDE-Bericht zu den globalen Getreide-Versorgungsbilanzen und mit der ersten Prognose für das kommende Wirtschaftsjahr 2020/21.
Im kommenden Wirtschaftsjahr 2020/21 sollen die weltweiten Getreidelager anschwellen, allerdings mit regional sehr unterschiedlichen Tendenzen. Darauf läuft die erste Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums im WASDE-Bericht zu den globalen Versorgungsbilanzen vom 12. Mai hinaus. Diese Schätzung beruht auf einem Ursachenmix: Obwohl der Verbrauch von Getreide insgesamt (Weizen, Mais, anderes Futtergetreide und Reis) zulegt, übertreffen die Ernten den Bedarf. Hinzu kommt, dass aus dem Corona-Krisenjahr 2019/20 wegen niedriger als bisher angenommener Verbrauchszahlen auch entsprechend größere Anfangsbestände in die kommende Saison mitgenommen werden und das Angebot in die Höhe treiben.

WASDE: USDA-Prognose zu Welt-Versorgungsbilanzen - Mai 2020

2019/20
vorläufig
Veränderung 19/20
zu Vorbericht
2020/21
1. Schätzung
Veränderung 20/21
zu 2019/20
Weizen
Ernte 764,32 -0,14 768,49 +4,17
Angebot 1043,67 +1,11 1063,61 +19,94
Verbrauch 748,55 -1,23 753,49 +4,94
Endbestand 295,12 +2,34 310,12 +15,00
Bestandsänderung
zu Vorjahr
+15,77 +1,09 +15,00
Ratio stock/use 39,43% +0,38% 41,16% +1,73%
Mais
Ernte 1114,75 +1,73 1186,86 +72,86
Angebot 1435,67 +1,71 1501,59 +65,92
Verbrauch 1120,95 -9,84 1161,96 +41,01
Endbestand 314,73 +11,56 339,62 +24,89
Bestandsänderung
zu Vorjahr
-6,19 -11,58 +24,89
Ratio stock/use 28,08% +1,27% 29,23% +1,15%
Getreide gesamt
Ernte 2664,19 -0,12 2751,89 +87,70
Angebot 3468,42 +2,18 3573,24 +104,24
Verbrauch 2647,07 -11,35 2705,50 +58,43
Endbestand 821,35 +13,54 867,74 +46,39
Bestandsänderung
zu Vorjahr
+17,13 +11,24 +46,39
Ratio stock/use 31,03% +0,64% 32,07% +1,04%
Ölsaaten
Ernte 575,21 -1,86 605,91 +30,70
Angebot 706,33 +0,04 720,83 +14,50
Verbrauch 497,36 -0,06 508,14 +10,78
Endbestand 114,92 -1,40 113,51 -1,41
Bestandsänderung
zu Vorjahr
-16,20 +3,31 -1,41
Quelle: WASDE-Bericht des USDA, 12. Mai 2020, eigene Berechnungen, Angaben in Mio. t. Anmerkungen: Getreide enthält Weizen, alle Futtergetreide inklusive Mais und Reis. Verschrotung, Vermahlung und pflanzliche Ölproduktion sind beim Verbrauch von Ölsaaten in Abzug gebracht. Wegen der unterschiedlichen Wirtschaftsjahre und Abgrenzungen von Verarbeitung/Verbrauch stimmt bei den Ölsaaten die Differenz von Angebot und Verbrauch nicht mit den Endbeständen überein. Verbrauch und Endbestand betreffen nur Ölsaaten. Nächster WASDE-Bericht: 11. Juni 2020

Deutlichster Lageraufbau 2020/21 beim Mais vor allem in USA

Am deutlichsten betreffen die Veränderungen im Verhältnis von Angebot und Nachfrage sowohl im laufenden Wirtschaftsjahr 2019/20 als auch im kommenden 2020/21 den Maismarkt- und hier vor allem den des weltgrößten Produzenten und Exporteurs USA: Das Washingtoner Ressort reduzierte die weltweite Verbraucherwartung für die laufende Saison offenbar hauptsächlich wegen des Einbruchs des US-Ethanolmarktes innerhalb der letzten beiden Monate um zusammen 14,52 Mio. t, was rund 10% des globalen Angebots entspricht. Damit solle 2019/20 der Maiskonsum der Welt als einziger unter das Vorkrisenniveau von 2018/19 fallen, während an Weizen und Getreide insgesamt trotz nach unten revidierter Nachfrage mehr als in der Vorsaison benötigt werde. Für 2020/21 sagt der WASDE-Bericht zwar einen sprunghaften Anstieg des Maisbedarfs um 41,01 Mio. t über die Werte vor der Krise voraus, noch drastischer soll aber auch die Produktion um 72,86 Mio. t in die Höhe schnellen. Somit steht 2020/21 nach Jahren des Bestandabbaus unter dem Strich der Welt-Maisbilanz erstmalig wieder ein Wachsen der Endlager, und zwar um 24,89 Mio. t.

Dies betrifft wiederum vorrangig die USA: Ernteten sie 2019 noch 347,05 Mio. t Mais und sollen davon 53,3 Mio. t Endbestand beziehungsweise 17,4% des Eigenverbrauchs überbleiben, sollen die Maisfarmer ihre Erzeugung zur Ernte 2020 trotz des aktuellen Preisdrucks um 59,24 Mio. t oder 17% auf 406,29 Mio. t in die Höhe treiben. Gleichzeitig sollen sich der Eigenverbrauch der USA an Mais aber vom gut 4 Mio. t schweren Einbruch 2019/20 auf 306,21 Mio. t nur um 15,12 Mio. t auf 321,33 Mio. t sowie der Maisexport nach dem Einbruch um 7,37 Mio. t in der laufenden Saison um 9,52 Mio. t auf 54,61 Mio. t erholen. Somit steht in der US-Maisbilanz kommende Saison ein Bestandszuwachs von 30,99 Mio. t auf 84,29 Mio. t oder 26,23% des eigenen beziehungsweise 22,42% des Verbrauchs inklusive Ausfuhren zu Buche. Dieser Bestandsaufbau bestimmt auch jenen weltweit, denn ohne die USA schwinden die Maislager im Rest der Welt 2020/21 um 6,09 Mio. t.

Damit sagt das USDA den Maisfarmern in den USA den höchsten Endlagerstand seit 1987/88 und einen weiteren Verfall der Maiserzeugerpreise auf durchschnittlich 3,20 USD/bu oder umgerechnet 116 Euro/t voraus. Das wäre der niedrigste Maispreis seit 2006/07.

Weizen: 2020/21 Ernte- und Bestandszuwachs - aber Rückgang in EU

Auf eine größere Ernte als im laufenden Wirtschaftsjahr und auf ein Anwachsen der Endbestände läuft die Prognose des USDA auch für den Weizenweltmarkt 2020/21 hinaus. Hier zeigen sich ebenfalls die Entwicklungen regional unterschiedlich und wiegen zusätzlich die aus den Vorjahren mitgenommenen und nach oben revidierten Altbestände auf der Angebotsseite in den Bilanzen: Dennoch soll die um 4,17 Mio. t gegenüber 2019/20 größere Weizenernte von 768,49 Mio. t den um 4,94 Mio. t höher erwarteten Verbrauch von 753,49 Mio. t übertreffen. Dies resultiert in einen Lageraufbau um 5% beziehungsweise 41,16% des Verbrauchs auf den Rekord von 310,12 Mio. t, wobei das USDA relativiert, 52% davon lägen in China.

Produktionszuwächse sollen dabei vor allem große Exporteure wie Australien nach überstandener Dürre (+8,8 Mio. t), Russland (+3,39 Mio. t), Kanada (+2,65 Mio. t) oder Argentinien (+1,5 Mio. t) erzielen. Die Ernteprognosen für jene Exporteure auf der Südhalbkugel sind aber noch sehr spekulativ, weil hier die Winterweizensaaten gerade erst in den Boden gekommen sind oder ausgebracht werden. Selbst auf der Nordhalbkugel herrscht noch bei vielen Produzenten wie der EU und den Schwarzmeerländern wenige Wochen vor Erntebeginn große Unsicherheit über die Auswirkungen von Frühjahrsdürre und Frösten und darüber, ob und welche Linderung die jüngsten und noch künftig benötigten Regenfälle bringen würden.

Jedenfalls aber steht im WASDE-Bericht zum Vorjahr höheren Ernteerwartungen in diesen Ländern vor allem eine signifikant niedrigere Weizenprognose (Weich- und Hartzweizen) für die EU von 143 Mio. t (Basis weiterhin EU-28) oder minus 11,78 Mio. t zu den 154,78 Mio. t im Vorjahr gegenüber. Auch die USA sollen um 1,48 Mio. t und die Ukraine um 1,17 Mio. t weniger Weizen als 2019 einfahren.

Mit dem kleineren Angebot sagt das USDA der EU 2020/21 einen Rückgang ihrer Weizenexporte von aktuell 35 Mio. t auf 28,50 Mio. t voraus. Dennoch aber würden die Endlager um weitere 0,3 Mio. t auf 13,05 Mio. t oder enge 10,84% ihres Eigenbedarfs abschmelzen. Einem Lagerabbau um 1,87 Mio. t auf 24,74 Mio. t aber immer noch satte 80,80% ihres Verbrauchs würden die USA entgegenblicken. Die größere Ernte verhelfe Russland mit 35 Mio. t Weizenausfuhren wieder zur Exportführerschaft am Weltmarkt.

Auf der Verbrauchsseite, die kommende Saison einen neuen Rekord ansteuert, wiegen höherer Bedarf an Weizen für Ernährung, Saatgut und industrielle Verwertung einen als Folge des großen und billigen Maisangebots angenommenen Nachfragerückgang nach Futterweizen mehr als auf. Auch der Welthandel mit Weizen soll im kommenden Wirtschaftsjahr mit einem 2%igen Anstieg auf knapp 188 Mio. t ein neues Rekordhoch erreichen. Steigenden Importbedarf ortet der Report in China, Algerien, Marokko, im Irak aber auch in der EU.

Leichter Lagerabbau bei Ölsaaten

Den Ölsaaten sagt der WASDE-Report 2020/21 trotz einer Rekordernte sowie bei kleineren Anfangsbeständen und einem neuerlichen Verbrauchszuwachs einen leichten Lagerabbau voraus. Das Wachstum des Konsums von Eiweißschroten werde sich aufgrund des langsameren allgemeinen Wirtschaftswachstums von 3% im Schnitt der vergangenen fünf Jahre auf 2% verflachen, in China aber auf 6% steigern, nachdem man dort den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest vom August 2018 überwinden und die Bestände wieder aufbauen werde.