Marktbericht der Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien Woche 11. bis 17. Jänner 2023

Letzte Woche, Mittwoch abends, erschien wieder ein WASDE-Bericht (siehe Artikel unter Börse Aktuell). Die Experten des US-Landwirtschaftsministeriums ließen dabei die letzten optimistischen Erntemeldungen aus Russland (+ 9 Mio. t) und Australien (+ 6 Mio. t) unberücksichtigt. Durch höhere Produktionsannahmen in der EU, der Ukraine und Kasachstan ergab sich dennoch eine Erhöhung der erwarteten Überhangmengen am Ende der Saison 2022/23 um 1,1 Mio. t. Zusammen mit dem fortgesetzten Preisdruck durch Angebote aus der Schwarzmeer-Region sorgte das für weiter sinkende Preise an der Euronext. Die Weizen-Futures an der Euronext fielen von € 290,50/t (III, Schlusskurs vom 10.01.) auf € 286,75/t (III, Schlusskurs vom 17.01.).
 
Über den regionalen Weizenhandel berichteten Marktteilnehmer, dass die Verarbeiter sich an den sinkenden Futures-Preisen orientierten und zusätzlich die bisher üblichen Aufpreise kürzten. Dadurch blieben die Abschlüsse letzte Woche auf Sonderpartien beschränkt. Auch die Abnehmer in Italien waren an heimischer Ware nicht interessiert und haben dafür eher Partien aus Ungarn und Rumänien mit 14 und 15 % Protein gekauft, die zuletzt deutlich im Preis nachgegeben haben.

Mit besonderer Spannung wurde der WASDE-Bericht am Maismarkt erwartet, weil im Vorfeld sehr negative Berichte über die Ernte in Argentinien die Runde machten. Die Erntemenge in Argentinien, Brasilien und auch den USA (-5,1 Mio. t) wurde reduziert. Wegen einer geringeren Verbrauchsschätzung ging die Überhangsmenge am Ende der Saison 2022/23 "nur" um knapp 2 Mio. t zurück – stärker als die Marktteilnehmer das erwartet hatten. An der CBoT sorgte das für steigende Preise – zurück zu einem Niveau wie kurz vor Weihnachten. Die Preisentwicklung an der Euronext blieb davon jedoch unbeeindruckt. Die Offerte für Importmais frei EU-Häfen wurden laufend billiger und die Euronext orientierte sich daran: Die Preise für Mais-Futures sanken von € 283,50/t (III, Schlusskurs vom 10.01.) auf € 278,50/t (III, Schlusskurs vom 17.01.).
 
Mais am regionalen Markt blieb weiter ohne größere Umsätze. Sinkende Energiepreise sorgten noch nicht für eine bessere Auslastung der Verarbeitungskapazitäten und mehr Nachfrage.

Auch bei Ölsaaten erwartete der Markt für den WASDE-Bericht eine kräftige Reduktion der Soja-Produktion in Argentinien. Am Mittwoch abends wurde die Ernte für dieses Land um 4 Mio. t gegenüber der Vormonats-Schätzung kleiner geschätzt, aber auch die Sojaernte in den USA wurde um 1,9 Mio. t heruntergesetzt. Wegen höherer Überhangmengen aus der Vorsaison und einer kleineren Verbrauchsschätzung ergab sich insgesamt eine höhere Endbestands-Erwartung für die Saison 2022/23 (+ 0,81 Mio. t). Für die Marktentwicklung an der CBoT überwog jedoch die Hoffnung auf höhere Nachfrage für US-Exporte und ließ die Kurse kräftig steigen (über das Niveau vor Weihnachten hinaus). Raps an der Euronext konnte davon nicht profitieren. Gutes Angebot aus einer reichhaltigen australischen Ernte und ein stabil hoher Euro-Wechselkurs ließen die Kurse schon ab Freitag wieder sinken. Die Preise für Raps-Futures an der Euronext sanken von € 561,00/t (II, Schlusskurs vom 10.01.) auf € 556,25/t (II, Schlusskurs vom 17.01.)
 
Die Verarbeiter von Ölsaaten am regionalen Markt reduzierten laufend ihre Gebote und stießen dabei auf Aufkäufer, die zu deutlich höherem Niveau Ware erfasst haben und für die unverkauften Restbestände die tieferen Preise nicht akzeptieren wollten.