Marktbericht der Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien Woche 16. bis 22. November 2022

Die aktuelle Schätzung des IGC über die Welt-Getreidebilanz ergab nur geringfügige Änderungen – bei Weizen minus 4 Mio. t Endbestand gegenüber Vormonat (siehe auch Bericht unter Börse aktuell). Die Verlängerung des Exportabkommens für die Ukraine ist - wie erwartet - vereinbart worden. Die Aufmerksamkeit der Märkte richtete sich letzte Woche auf die Exporte. Aus Frankreich wurde bekannt, dass mehrere Schiffe Futterweizen nach China verkauft wurden. Ebenso wurde über Verträge zur Lieferung von Mahlweizen nach Marokko und West-Afrika berichtet. Ende letzter Kalenderwoche machte auch noch ein Gerücht über Verkauf von Weizen mit hohem Proteingehalt aus Europa in die USA die Runde. Entsprechend ging es an der Euronext mit den Preisen bergauf: von € 319,50/t (XII, Schlusskurs vom 15.11.) auf € 333,50/t (XII, Schlusskurs vom 22.11.). An der CBoT waren die Preise dagegen eher am Rückzug wegen Sorge über geringe Exportnachfrage: von € 295,34/t (XII, Schlusskurs vom 15.11.) auf € 282,24/t (XII, Schlusskurs vom 22.11.).
 
Am regionalen Markt wurde von einzelnen inländischen Verarbeitern das etwas niedrigere Preisniveau für Mahl- und Qualitätsweizen zu Beginn der Berichtsperiode genutzt. Manche Marktteilnehmer wiesen allerdings auch auf verzögerten Abruf bei bestehenden Verträgen hin. Die relativ hohen Preise für Kleie könnten auf geringere Vermahlung hinweisen, oder auch auf aktuell gute Nachfrage für den Export nach Italien. Für Premiumweizen wurde über begrenzte Nachfrage aus Italien berichtet, die sich nach der aktuellen Absatzmöglichkeit bei Mehl richtete.

Die IGC-Schätzung zur Welt-Getreidebilanz änderte bei Mais den Endbestand kaum, minus 1 Mio. t gegenüber Vormonat (siehe auch Bericht unter Börse aktuell). Die Verlängerung des Exportabkommens für die Ukraine bedeutete jedoch Entspannung am europäischen Markt, der von Importen abhängig ist. Die Kurse an der Euronext setzten damit den Abwärtstrend fort. An der CBoT hielt die Nachricht über den Verkauf von 1,86 Mio. t Mais nach Mexiko die Preise noch bis Ende der letzten Kalenderwoche stabil. Ab Montag begannen aber auch auf diesem Markt die Preise zu sinken. Die Mais-Futures an der Euronext fielen von € 311,50/t (III, Schlusskurs vom 15.11.) auf € 306,00/t (III, Schlusskurs vom 22.11.).
 
Die weiter sinkenden Preissignale von den internationalen Futures-Börsen wurden von der Verarbeitungsindustrie zur Erweiterung der Deckung genutzt. Das Angebot für Importe aus der Ukraine blieb lebhaft; die Qualität der Ware wurde als bisher gut bezeichnet; die Logistik lief zuletzt deutlich besser strukturiert. Das Aflatoxin-Problem bei ungarischem Mais bereitete für die regionalen Verarbeiter zunehmend Probleme. Der Importbedarf (aus UA, PL uns Bayern) wuchs damit weiter. Das Absatzpotenzial bei heimischen Mischfutterwerken blieb weiter begrenzt durch die deutlich gesunkene Futter-Nachfrage.

Der IGC änderte in der neuen Schätzung den Endbestand bei Sojabohnen gegenüber dem Vormonat nicht (siehe auch Bericht unter Börse aktuell). Die internationalen Ölsaatenmärkte standen unter dem Eindruck einer Kombination aus Verlängerung des Ukraine-Export­abkommens, steigender Covid-Infektionszahlen in China mit damit verbundener Sorge um den Importbedarf und fallender Rohöl-Preise. Die Raps-Futures an der Euronext fielen weiter, von € 614,00/t (II, Schlusskurs vom 15.11.) auf € 604,75/t (II, Schlusskurs vom 22.11.).
 
Die regionalen Verarbeiter von Ölsaaten stützten sich weiterhin stark auf das Angebot aus der Ukraine.