Marktbericht der Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien Woche 9. bis 15. November 2022

Am 9.11. wurde ein neuer WASDE-Bericht über die globalen Versorgungsbilanzen bei Getreide veröffentlicht (siehe Bericht unter Börse Aktuell). Die Schätzungen wurden bei Weizen fast unverändert beibehalten: Endbestand plus 0,28 Mio. t gegenüber Vormonat. Die Märkte in Europa orientierten sich daher eher am allgemeinen Optimismus zur Verlängerung und sogar Ausweitung des Getreide-Exportabkommens für die Ukraine. Die Weizen-Futures an der Euronext fielen weiter von € 330,00/t (XII, Schlusskurs vom 08.11.) auf € 319,50/t (XII, Schlusskurs vom 15.11.). An der CBoT konnte sich jedoch dieser Trend Ende der letzten Woche drehen. Ein deutlich schwächerer Wechselkurs für den US-$, weitere Kürzungen in der Ernteschätzung für Weizen in Argentinien sowie die Ankündigung größerer Import-Tender (1 Mio. t nach Saudi-Arabien) weckten die Hoffnung auf bessere Nachfrage für US-Weizen. Die Weizen-Futures an der CBoT blieben im Wochenabstand fast unverändert von € 293,89/t (XII, Schlusskurs vom 08.11.) auf € 294,06/t (XII, Schlusskurs vom 15.11.).
 
Die deutlich gesunkenen Preise am Futures-Markt haben den regionalen Handel belebt. Geld- und Briefkurse lagen auch für spätere Termine nah beieinander.

Auch bei Mais gab es im neuesten WASDE-Bericht nur kleine Anpassungen: Endbestand minus 0,43 Mio. t zu Vormonat. Am europäischen Mais-Markt haben gut laufende Importe aus Brasilien und der Ukraine sowie Optimismus für eine Verlängerung des Exportabkommens für die Ukraine den kontinuierlichen Preis-Abwärtstrend aufrecht erhalten. Die Mais-Futures an der Euronext fielen weiter von € 326,75/t (III, Schlusskurs vom 08.11.) auf € 311,50/t (III, Schlusskurs vom 15.11.). Wie bei Weizen, konnte auch Mais an der CBoT den Preisrückgang mit Ende letzter Woche stabilisieren. Grund dafür war wieder der stark rückläufige US-$ Wechselkurs und die Hoffnung auf bessere Ethanol-Nachfrage im Umfeld stabilerer Rohölpreise. Die Mais-Futures an der CBoT sanken im Wochenabstand leicht von € 256,30/t (III, Schlusskurs vom 08.11.) auf € 254,58/t (III, Schlusskurs vom 15.11.).
 
Auch bei Mais ist der regionale Handel in Schwung gekommen. Sinkende Preise haben die Abgabebereitschaft erhöht und auch das Angebot von ukrainischem Mais soll zugenommen haben, nachdem sich der Wasser-Stand der Donau normalisiert hat und mehr Kapazität bei Bahnwaggons zur Verfügung stand. Die Nachfrage für Futtergetreide seitens der Mischfutterwerke blieb dagegen weiter verhalten. Diese Sparte bereitete sich auf einen erwarteten Absatzrückgang von 20 bis 30% vor.

Im letzten WASDE-Bericht wurde die Schätzung für die globale Ölsaaten-Ernte etwas reduziert (minus 0,46 Mio. t). Ein stärkerer Überhang aus 2021/22 resultierte jedoch in einer höheren Endbestands-Erwartung (plus 1,65 Mio. t). Zusammen mit den laufenden Importen aus der Ukraine und der Hoffnung auf Fortsetzung des Exportabkommens führte das zu einem klaren Preis-Abwärtstrend bei den Raps-Notierungen in Europa. Die Raps-Futures an der Euronext fielen weiter, von € 641,50/t (II, Schlusskurs vom 08.11.) auf € 614,00/t (II, Schlusskurs vom 15.11.). Sojabohnen an der CBoT konnten sich dagegen besser halten. Neben dem schwächeren Wechselkurs für den US-$ stabilisierte die Erwartung von steigender Nachfrage infolge von Lockerungen der Pandemie-Beschränkungen in China die Preise. Sojabohnen-Futures an der CBoT stiegen von € 513,57/t (I, Schlusskurs vom 08.11.) auf € 517,39/t (I, Schlusskurs vom 15.11.).
 
Der regionale Markt geriet neben dem stark fallenden Preistrend an der Euronext zusätzlich durch steigendes Angebot aus der Ukraine unter Druck.