Oktober-WASDE-Bericht: USDA schätzt Weizen- und Getreideernten sowie Verbrauch kleiner

Verbrauch von Weizen, Mais und Futtergetreide übertrifft Produktion - Reserven schmelzen
Das US-Landwirtschaftsministerium USDA setzt im Monatsbericht zu den weltweiten Versorgungsbilanzen (WASDE - World Agricultural Supply and Demand Estimates) vom Oktober seine Schätzung der Weizen- und Maisernten und somit der gesamten Getreideproduktion gegenüber dem Vormonat herab. Bei Weizen bleibt es bei einer Rekordmenge. Auch revidiert es den Verbrauch hinunter.
Damit werden die Getreideernten 2022/23 um fast 53 Mio. t oder 1,9% unter dem Vorjahresergebnis liegen und der Konsum um nur 1,1% oder 31 Mio. t zurückgehen. In Summe verbraucht die Welt 2022/23 nahezu 29 Mio. t mehr Weizen, Mais und sonstiges Futtergetreide als sie erntet. Die Reserven schmelzen ab. Lediglich die Endlagerbestände von Sojabohnen und Ölsaaten sollen anwachsen.
 
Der Report erwartet nun gegenüber dem September kleinere Weizenernten in den USA (-3,62 Mio.t) und in Argentinien (-1,50 Mio.t), womit eine höhere Schätzung für die EU (+2,65 Mio. t, 134,75 Mio. t) mehr als aufgewogen wird. In der Union verbesserten sich die Ernteaussichten für Deutschland und Polen. Der weltweiten Rekord-Weizenernte von 781,10 Mio. t steht ein nunmehr um 0,85 Mio. t niedriger angenommener Verbrauch von 790,17 Mio. t gegenüber. Dabei übertrifft eine Rücknahme der Verbrauchszahlen für menschliche Ernährung und industrielle Verarbeitung gesteigerte Erwartungen des Weizeneinsatzes für Verfütterung als Folge des knappen Maisangebots.

WASDE: USDA-Prognose zu weltweiten Versorgungsbilanzen - Oktober 2022

2020/21 2021/22
vorläufig
2022/23
Prognose
2022/23
zu Vormonat
22/23
zu 21/22
Weizen
Ernte 774,53 779,76 781,70 -2,22 +1,94
Angebot 1072,64 1070,16 1057,71 -1,88 -12,45
Verbrauch 782,24 794,15 790,17 -0,85 -3,98
Endbestand 290,40 276,01 267,54 -1,03 -8,47
Bestand
zu Vorjahr
-7,71 -14,39 -8,47 +1,37 -5,92
Ratio stock/use 37,12% 34,76% 33,86% -0,09% -0,90%
Mais
Ernte 1129,33 1217,30 1168,74 -3,84 -48,56
Angebot 1436,78 1510,08 1475,75 -8,97 -34,33
Verbrauch 1144,00 1203,08 1174,55 -5,63 -28,53
Endbestand 292,78 307,01 301,19 -3,34 -5,82
Bestand
zu Vorjahr
-14,67 +14,23 -5,82 -1,79 -8,41
Ratio stock/use 25,59% 25,52% 25,64% -0,16% +0,12%
Getreide gesamt
Ernte 2724,98 2798,80 2746,53 -9,00 -52,27
Angebot 3542,65 3600,16 3540,91 -13,86 -59,25
Verbrauch 2741,29 2805,79 2775,16 -7,79 -30,63
Endbestand 801,36 794,38 765,75 -6,07 -28,63
Bestand
zu Vorjahr
-16,31 -6,98 -28,63 +1,21 +21,65
Ratio stock/use 29,23% 28,31% 27,59% -0,14% -0,72%
Sojabohnen
Ernte 368,44 355,69 390,99 +1,22 +35,30
Angebot 463,17 455,74 483,37 +3,90 +27,63
Verbrauch 363,76 363,58 380,24 +2,56 +16,66
Endbestand 100,05 92,38 100,52 +1,60 +8,14
Bestand
zu Vorjahr
+5,32 -7,67 +8,14 -1,08 +0,47
Quelle: WASDE-Bericht des USDA, 12. Oktober 2022, eigene Berechnungen, Angaben in Mio. t. Anmerkungen: Getreide enthält Weizen, alle Futtergetreide inklusive Mais und Reis. Die Daten von Sojabohnen basieren auf den lokalen Wirtschaftsjahren mit Ausnahme von Argentinien und Brasilien, deren Wirtschaftsjahre auf den Zeitraum Oktober bis September abgestellt werden. Daher können die Daten des globalen Angebots und Verbrauchs sowie von Export und Import nicht korrelieren. Nächster WASDE-Bericht: 9. November 2022.

Weizenreserven auf der Welt ungleich verteilt - Gros in China- Exporteure sind knapp

Der nach wie vor komfortable Endlagerbestand von Weizen mit fast 34% des Jahresverbrauchs (Ratio stock to use) - das heißt am Ende des Wirtschaftsjahres 2022/23 bleiben der Welt Weizenreserven für 124 Tage - relativiert sich jedoch dadurch, dass knapp 54% davon in China eingelagert sind und dem Weltmarkt vorenthalten bleiben. China importiert 9,5 Mio. t Weizen, führt aber nur 900.000 t aus. Die Gruppe der für die Weltversorgung mit 83% Anteil an allen Exporten und einem Volumen von 172,09 Mio. t maßgeblichen Exporteure von Weizen - Argentinien, Australien, EU, Kanada, Russland, Ukraine und USA - verfügt demgegenüber nur über Reserven von knapp einem Viertel ihres Eigenverbrauchs beziehungsweise, wenn man den Export einrechnet, 14% - also für 51 Tage. Der EU bleiben lediglich 9% Reserve vom Eigenverbrauch respektive 7% - oder ausreichend für 26 Tage - gemessen inklusive Exportaufkommen.

Russland größter Weizenlieferant der Welt - Ukraine führt 42% weniger aus

Größter Weizenexporteur 2022/23 werde laut USDA Russland mit 42,00 Mio. t nach 33,00 Mio. t im Vorjahr sein. Die Exportprognose für die Nummer zwei, die EU, erhöht sich im Monatsabstand um 1,50 Mio. t auf 35,00 Mio. t. Ihr folgen Kanada (26,00 Mio. t) und Australien (25,00 Mio. t). Die USA, deren Weizenernte-Prognose sich um 3,62 Mio. t auf 44,90 Mio. t verschlechterte werden nun gegenüber dem September-Report um 1,36 Mio. t - das sind 21,09 Mio. t ausführen können. Und Dürre vermieste die Ernteprognose Argentiniens zum Vormonat um 1,50 Mio. t auf 17,50 Mio. t mit einem Exportpotenzial von 12,00 Mio. t anstatt bisher 13,00 Mio. t. Unverändert zum Vormonat bleiben die Erwartungen für die Ukraine - 20,50 Mio. t Weizenernte und 11,00 Mio. t Ausfuhr. Damit bricht aber der Beitrag der ukrainischen Weizenexporte für die Weltmarktversorgung gegenüber 2021/22 um 42% ein.

Mais- und Futtergetreide-Endbestände werden weniger

Auch für Mais und Futtergetreide insgesamt nimmt der WASDE-Report die Prognose der weltweiten Produktion gegenüber September zurück - bei Mais um 3,84 Mio. t auf 1.168,74 Mio. t und allem Futtergetreide um 3,82 Mio. t auf 1.459,80 Mio. t. Das Vorjahres-Ernteergebnis wird damit um 49 Mio. t Mais oder 4,0% und um 2,9% Futtergetreide verfehlt. Es wird 2022/23 demnach auch um 2,4% weniger Mais auf der Welt verbraucht und um 1,7% weniger Getreide und Mais verfüttert. Die Maislager schmelzen somit um 1,79 Mio. t weniger stark um nur 5,82 Mio. t und die von Futtergetreide anstatt in der Vormonatsprognose von 9,00 Mio. t jetzt um 7,11 Mio. t.

Maisernte der EU weiter gesenkt - Importbedarf wächst

Es sinken die Ernteschätzungen für die USA, dem größten Maisexporteur (54,61 Mio. t) um 1,24 Mio. t auf 352,95 Mio. t und die für die für den Nettoimporteur EU vor allem wegen Dürreschäden in Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Frankreich um 2,60 Mio. t auf 56,20 Mio. t. Auch Serbien erntet weniger und kann nur kleinere Mengen ausführen. Die EU wird daher nun 20,00 Mio. t - 1,00 Mio. t mehr als im Vormonatsbericht - Mais mehr einführen müssen, um ihren um 1,30 Mio. t auf 76,10 Mio. t nach unten revidierten Bedarf decken zu können. So soll etwa der wichtige Lieferant Ukraine bei einer unveränderten Ernteschätzung von 31,50 Mio. t Mais (Vorjahr: 42,13 Mio. t) nun doch 15,50 Mio. t anstatt bisher prognostiziert 13,00 Mio. t auf den Weltmarkt bringen können. Das sind aber immer noch 43% weniger Maisausfuhr als 2022/23.

Maislager der Welt noch stärker ungleich verteilt - 68% der Maisreserven in China

Noch krasser als beim Weizen stellt sich die Verteilung der für gut ein Viertel des Jahresverbrauchs reichenden Maisreserven auf der Welt dar: Davon hortet nämlich China mehr als 68%, was 70% seines Jahresbedarfs darstellt. Dementgegen liegen beim Block der Exporteure (Argentinien, Brasilien, Russland, Südafrika, Ukraine und USA) nur 12% Mais - für 44 Tage - ihres Eigenbedarfs und 9% des Verbrauchs einschließlich Export für 33 Tage auf Lager. Neben den USA stellen Brasilien (47,00 Mio. t) und Argentinien (41,00 Mio. t) die bedeutendsten Exportmengen für die Weltversorgung zur Verfügung. Die Gruppe der Maisimporteure (Ägypten, China, EU, Japan, Mexiko, Südostasien und Südkorea) hält immerhin 22% des Maisbedarfs an Reserven.

Globale Versorgungslage bei Sojabohnen und Ölsaaten entspannt sich 2022/23

Bei Sojabohnen und Ölsaaten entspannt sich die globale Versorgungslage laut den Washingtoner Experten 2022/23. Die weltweite Sojabohnenerzeugung legt demnach gegenüber dem Vorjahr um 35,30 Mio. t auf 390,99 Mio. t zu und die aller Ölsaaten um 42,08 Mio. t auf 646,59 Mio. t zu. Bei einem Verbrauch von 380,24 Mio. t Soja (+16,66 Mio. t zum Vorjahr) und 534,66 Mio. t Ölsaaten (+22,25 Mio. t zum Vorjahr) wachsen die Endbestände um 8,14 Mio. t beziehungsweise 9,41 Mio. t an.

Brasiliens Sojaernte angehoben und die der USA reduziert

Für die größten Produzenten hebt der Report die Sojabohnen-Produktion Brasiliens im Monatsabstand um 3,00 Mio. t auf 152,00 Mio. t und en Export um 1,50 Mio. t auf 89,50 Mio. t an. Für die USA senkt er die Ernte um 1,78 Mio. t auf 117,38 Mio. t Bohnen und die Ausfuhrmenge um 1,08 Mio. t auf 55,66 Mio. t Soja. Die Anhebung der Ölsaatenerzeugung außerhalb der USA um 3,35 Mio. t führt das USDA neben Brasiliens Sojaertrag auf eine um 1,0. Mio. erhöhte EU-Rapsernte von nunmehr 19,2 Mio. t, wohingegen die von Canola-Raps Kanadas um 0,5 Mio. t auf 19,5 Mio. t sinkt.

China mit Abstand größter Verbraucher und Importeur von Sojabohnen

China bleibt mit einer Menge von 98 Mio. t (+1,00 Mio. t zum Vormonat, + 8,00 Mio. t zum Vorjahr) bei einer Eigenproduktion von 18,40 Mio. t und einem Verbrauch von 116,59 Mio. t mit Abstand größter Konsument und Aufkäufer von Sojabohnen am Weltmarkt. Es nimmt ein Viertel der weltweiten Sojabohnenerzeugung und 58 des globalen Exportvolumens auf.

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