China macht mit Großbestellungen in USA internationalen Weizenpreisen Beine

In Österreich nichts Neues: kaum Geschäft - Constanza weiterhin wichtig für Ukraine-Export

Wien, 7. Dezember 2023 (aiz.info). - Niedrige Weltmarktpreise und Ernteausfälle im eigenen Land sowie beim bisherigen Hauptlieferanten Australien. Unter anderem diese Umstände ließen China in den letzten Tagen Großbestellungen von Weizen in den USA aufgeben und den internationalen Weizenpreisen ausgehend von den US-Börsen Beine machen. Die Maismärkte waren hin-und hergerissen zwischen verringerten Ernteprognosen für Brasilien und Argentinien sowie brummendem US-Export auf der einen und Wetterbesserungen in Brasilien auf der anderen Seite - an der Pariser Euronext eroberte der März-Maiskontrakt zumindest wieder die 200-Euro-Marke zurück. Aus Zweifel an Ankündigungen von Förderkürzungen der OPEC+ und aufgrund großer Vorräte in den USA sanken die Rohölpreise wieder - und zwar auf den niedrigsten Stand seit Anfang Juli. Dies zog Pflanzenöle und Ölsaaten von Soja bis Raps mit nach unten. Nach wie vor kaum was los ist am österreichischen Kassamarkt, wobei mangelnde und immer teurere Logistik-Kapazitäten wachsende Sorgen bereiten.
 
China kauft zurzeit im großen Stil Weizen - und auch Sojabohnen - in den USA ein. Das US-Landwirtschaftsministerium USDA meldete allein an den ersten drei Tagen dieser Woche Weizenorder aus dem Reich der Mitte im Umfang von 1,01 Mio. t - 440.000 t am Montag, 198.000 t am Dienstag und 372.000 t am Mittwoch. Diese 1,01 Mio. t Weizenkäufe in drei Tagen alleine entsprechen fast einem Zehntel des vom USDA im ganzen Wirtschaftsjahr 2023/24 für China prognostizierten Weizenimports von 12 Mio. t. Chinas bisher wichtigster Weizenlieferant, Australien, dürfte nach Schätzung des dortigen Statistikamtes Abares aus der gerade laufenden Ernte rund ein Drittel weniger Wintergetreide einfahren als im vorigen Jahr, wobei die Weizenernte gegenüber dem Vorjahresrekord um gut 37% auf 25,5 Mio. t - das sind 4% weniger als der Zehnjahresschnitt - einbrechen soll.
 
EU-Weizenexport flotter - mehr Import von Weizen und weniger von Mais als im Vorjahr
 
Zudem stiegen jüngst die Exportpreise russischen Weizens etwas an und behindern Wintereinbruch und Stürme Exporte über das Schwarze Meer. Hingegen legte laut Kommissionsdaten der Weizenexport der EU in der jüngsten Berichtswoche - die 23. Woche im Wirtschaftsjahr 2023/24 bis 3. Dezember - jüngst zu: Demnach kamen in dieser Woche 324.471 t Weichweizenausfuhren auf einen Gesamtstand von 12,520 Mio. t hinzu, womit der Rückstand auf das Vorjahr bei 18% liegt. Importseitig hält die EU in diesem Zeitraum bei einem Plus von 12% bei 3,876 Mio. t wovon 2,498 Mio. t (64,5% Anteil am Gesamtimport, 13,9% zur Vorjahresmenge) Weichweizen aus der Ukraine kommen. Der Maisimport der Union ging im Vergleichszeitraum um 43% auf 7,364Mio. t zurück, davon ebenfalls das Meiste mit 51,5% Anteil aus der Ukraine - nämlich 3,794 Mio.t und um 32,6% weniger als vor Jahresfrist.
 
Constanza weiterhin wichtiges Tor für Agrarexport der Ukraine nach Übersee
 
Wie der Marktanalyst UkrAgroConsult am Donnerstag berichtete, sei der rumänische Hafen Constanza an der Mündung der Donau ins Schwarze Meer auch nach der Wiedereröffnung eines Exportkorridors von ukrainischen Häfen aus direkt über das Schwarze Meer nach wie vor ein wichtiges Tor für den Agrarexport der Ukraine nach Übersee. Demnach seien im November an die 3 Mio. t Agrargüter in Constanza umgeschlagen worden, wovon 900.000 t Transitgüter vornehmlich aus der Ukraine gewesen seien. Insgesamt seien im November mehr als 760 Bargen mit mehr als 1 Mio. t Agrarprodukten in Constanza eingetroffen. Die wichtigsten Destinationen des über die fünf wichtigsten Terminals mit fast einem Hälfte-Anteil (1,3 bis 1,35 Mio. t) des Gesamtumschlages abgewickelten Exports seien die südostasiatischen Länder Singapur, Thailand und Vietnam. Die November-Ausfuhren seien unter dem Rekordniveau des Wirtschaftsjahres 2023/24 im Oktober von 3,97 Mio. t gelegen. Die wichtigsten im November über Constanza verschifften Güter seien Weizen (bis zu 380.000 t), Mais (rund 280.000 t) und Sonnenblumenöl (mehr als 160.000 t).
 
Weiters hätten sich aus der Ukraine im November von ihren Donauhäfen Ismail und Reni aus über Constanza mehr als 450 Bargen mit 630.000 t Agrarprodukten über die - zweitweise wetterbedingt beeinträchtigte - Donauwasserstraße auf den Weg gemacht.
 
Bärenstimmung an internationalen Warenterminbörsen hält dennoch an
 
Insgesamt hält die negative Bärenstimmung an den internationalen Warenterminbörsen aber an - Investoren weiten insbesondere beim Weizen ihre Short- oder Verkaufspositionen, also Wetten auf sinkende Preise, aus, wobei das Glattstellen alter Shortpositionen zur Eröffnung neuer zwischenzeitlich für etwas Kaufstimmung sorgt. Steigen Kurse - wie die von Weizen an der Euronext - einige Tage, wird ein solcher Aufwärtstrend bald wieder durch Verkäufe zum Zweck der Gewinnmitnahme unterbrochen. Nunmehr erwarten die Märkte im auslaufenden Jahr 2023 als "Stimmungsbarometer" lediglich noch den am Freitagabend fälligen letzten Monatsreport WASDE des US-Agrarressorts USDA zu den weltweiten Versorgungsbilanzen. Die Erwartungen liegen bei keinerlei umwälzenden Änderungen der Marktverhältnisse und eventuell leicht sinkenden Prognosen für die Maisendlager.
 
Euronext-Woche: Weizen legt zu - Mais wieder über 200 Euro - Raps schwächer
 
Der Schlusskurs des Weizen-Futures mit Fälligkeit März an der Euronext in Paris legte in der kurzen Vergleichswoche vom vorigen Freitag bis diesen Mittwoch von 228,75 auf 232,00 Euro/t zu. Der kurz vor dem Auslaufen stehende und am Dienstag mit lediglich noch knapp 2.200 offenen Positionen (Open Interest) nicht mehr aussagekräftige Dezember-Mahlweizenkontrakt oszillierte in diesem Zeitraum zwischen 223,00 und 220,00 Euro/t. Zum Vergleich: Der Kurs des März-Weizenfutures stützt sich auf mehr als 270.000 offene Positionen. Der März-Liefertermin von Mais kam aus seinem Kontrakttief heraus und überwand mit einer Befestigung von 200,00 auf 202,50 Euro/t wieder die 200er-Hürde. Verlierer war diesmal Raps, dessen Fälligkeitstermin Februar von 441,25 auf 435,50 Euro/t nachgab.
 
In Österreich nichts Neues: kaum Geschäft - fehlende und teurer werdende Logistik
 
Nichts Neues berichten Teilnehmer vom österreichischen Kassamarkt. Es seien nur kleine Umsätze getätigt worden, wobei ein immer stärker werdender Mangel an Logistik-Kapazitäten mit zunehmend steigenden Preisen wachsende Sorgen bereite. Zu den Engpässen auf der Schiene und aufgrund der allgemein schwachen Konjunktur auf der Straße sei es zuletzt wetterbedingt auch zu Behinderungen am Wasserweg gekommen. So wurden vom Brotgetreidemarkt nur kleinere Restdeckungen bekannt und stoße Nachfrage aus Italien nach höheren Durum-Qualitäten auf die bekannten Hindernisse beim Transport. Weiterhin deckten inländische Verarbeiter den Bedarf an Mais aus Ursprüngen in den Nachbarländern. Und praktisch nichts los ist am regionalen Ölsaatenmarkt.
 
Die Mahlweizennotierung verschwand am Mittwoch dieser Woche vom Kursblatt der Wiener Produktenbörse, dafür notierte die neu geschaffene Qualitätsstufe von Mahlweizen mit 13,0% Protein ab Station im Raum Wien bei 222,00 bis 235,00 Euro/t. Die im Durchschnitt des Preisbandes 228,50 Euro/t stehen im Vergleich zur Letztnotierung des "klassischen" Mahlweizens mit 12,5% von 224,00 Euro/t (218,00 bis 230,00 Euro) aus der Vorwoche. Qualitätsweizen blieb unverändert bei 260 bis 280 Euro/t und Durum kam um 6,50 Euro stärker als zuletzt Mitte November mit 330 bis 335 Euro/t aufs Wiener Kursblatt. Nur um 0,50 Euro gegenüber 15. November höher kehrte eine Futtermaisnotierung zurück. Etwas stärker wurden auch Futtermaisimporte aus dem EU-Raum bewertet. Nach nur einer Woche verschwanden mangels Umsätzen Soja-, Raps- und Sonnenblumenschrote wieder vom Kursblatt. (Schluss) pos
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