IGC-GMR August: Rekordernte 2024/25 verfehlt Bedarf und Lager sinken auf Zehnjahres-Tief

Ernteprognose vor allem wegen EU gekürzt - Preise seit Juli nahe Vierjahres-Tief gefallen
Der Internationale Getreiderat setzt die weltweite Getreideernte um 6 Mio. t herab. Es bleibt zwar bei einer Rekordernte, sie kann den Bedarf dennoch nicht decken.
Vor allem weil die Weizen- und Maisproduktion der EU schlechter als bisher angenommen ausfällt, kürzt der Internationale Getreiderat IGC im monatlichen Grain Market Report (GMR) die Prognose für die weltweiten Getreideernten inklusive Mais gegenüber Juli um 6 Mio. t auf 2.315 Mio. t. Das sind zwar um 16 Mio. t mehr als im Vorjahr und ein neuer Rekord. Da aber nach einem Bestandsabbau um 16 Mio. t nur um 2,7% kleinere Überlager aus dem Vorjahr zur Verfügung stehen, bliebt das Angebot gegenüber 2023/24 unverändert. Der Verbrauch steigt hingegen im Jahresabstand um 6 Mio. t oder 0,3% auf den neuen Spitzenwert von 2.321 Mio. t, sodass die Reserven ebenso um 6 Mio. t oder 1,0% auf 581 Mio. t oder gerade ein Viertel des Jahresverbrauchs fallen. Der vom IGC erhobene Preisindex sank vor allem wegen Einbrüchen bei den einzig im Überschuss vorhandenen Sojabohnen seit Juli um 3,7% beziehungsweise im Jahresabstand um 18,8 % nahe ein Vierjahres-Tief.

IGC-Weltgetreidebilanzen August 2024

2022/23 2023/24
Prognose
2024/25
Prognose
2024/25
zu Vormonat
24/25
zu 23/24
Weizen
Ernte 803 794 799 -2 +5
Angebot 1077 1075 1069 -2 -6
Verbrauch 796 805 803 +1 -2
Endbestand 281 270 266 -3 -4
Bestand
zu Vorjahr
+7 -11 -3 +3 -8
Ratio stock/use 35,30% 33,54% 33,13% -0,41% -0,41%
Mais
Ernte 1163 1223 1226 +1 +3
Angebot 1459 1502 1507 +/-0 +5
Verbrauch 1179 1221 1229 -1 +8
Endbestand 279 281 277 -1 -4
Bestand
zu Vorjahr
-16 +1 -3 -2 +2
Ratio stock/use 23,66% 23,01% 22,54% -0,06% -0,48%
Getreide gesamt
Ernte 2267 2299 2315 -6 +16
Angebot 2877 2902 2902 -8 +/-0
Verbrauch 2274 2315 2321 -3 +6
Endbestand 603 587 581 -5 -6
Bestand
zu Vorjahr
-8 -16 -6 +3 -10
Ratio stock/use 26,52% 25,36% 25,03% +0,19% -0,32%
Sojabohnen
Ernte 376 392 419 +4 +27
Angebot 430 453 487 +3 +34
Verbrauch 369 384 406 +2 +22
Endbestand 61 68 82 +3 +14
Bestand
zu Vorjahr
+7 +8 +14 +3 +6
Quelle: IGC, Grain Market Report vom 15. August 2024 im Vergleich zum Report vom 18. Juli 2024, eigene Berechnungen, Zahlenangaben in Mio. t, gerundet. Nächster Report: 19. September 2024
Die Kürzung der Produktions- und Angebotsszenarien gegenüber dem Vormonat schlägt sich auch in eine um 3 Mio. t verringerte Verbrauchsprognose nieder. Dabei soll vor allem bei der Verfütterung von Getreide am Hof gespart werden. Die stärkste Zunahme des Konsums zum Vorjahr verzeichnet demnach menschliche Ernährung mit 0,8% auf 772 Mio. t gefolgt von 0,6% (378 Mio. t) der industriellen Verwertung und lediglich 0,1%  des mit 1.047 Mio. t absolut größten Verbrauchspostens Tierfütterung.

Verschlechterung der Ertragslage in der EU trägt maßgeblich zu globaler Prognosekürzung bei

Zur Verringerung der globalen Ernteprognose trägt maßgeblich die EU bei. Nach Kürzungen schon im Vormonat revidiert der IGC gegenüber Juli die gesamte Getreideernte der Union um 7,0 Mio. t auf 267,5 Mio. t (2023: 269,9 Mio. t) hinunter, die von Weizen um 3,9 Mio. t auf 124,8 Mio. t (2023: 133,1 Mio. t) und die von Mai s um 1,7 Mio. t auf 61,4 Mio. t (2023: 62,0 Mio. t). Dies ist auch jeweils weniger als im Vorjahr. Der Rat senkt auch den EU-Weizenexport um 0,9 Mio. t auf 32,4 Mio. t sowie die Endlager um 3,5 Mio. t, was einem Lagerabbau um 6,4 Mio. t auf enge 8,39% Endlageranteil am Verbrauch entspricht. Die Maisimporte in die EU werden nun um 0,5 Mio. t höher bei 18,5 Mio. t, aber immer noch um 1,2 Mio. t unter Vorjahresniveau angesetzt. Die EU ist aufgrund ihres Versorgungsdefizits Nettoimporteuer von 15,0 Mio. t Mais, um die 78,5 Mio. t Bedarf decken zu können.

Russland und Ukraine haben 2024/25 weniger Weizen und Mais für den Export

Auch Russlands Weizenexport wird eine Spur niedriger mit nunmehr 43,2 Mio. t und um 12,9 Mio. t kleiner als im Vorjahr angesetzt. Die Ernteprognose bleibt bei 81,8 Mio. t Weizen - ein Minus von 9,2 Mio. t im Jahresvergleich. Die ukrainische Weizenerzeugung hebt der Rat zwar im Monatsabstand um 2,0 Mio. t auf 25,4 Mio. t und um ebenso viel den Export auf 15,0 Mio. t an, doch bleiben die Ernte um 3,0 Mio. t und die Ausfuhr um 3,5 Mio. t unter dem Vorjahresergebnis. Die Maisproduktion der Ukraine sinkt zum Vormonat um 1,2 Mio. t und zum Vorjahr um 6,5 Mio. t auf 26,0 Mio. t, die Ausfuhr um 1,4 beziehungsweise 7,9 Mio. t auf 21,6 Mio. t.

Sojaernte und Verbrauch auf neuem Rekord- dennoch neuerlich starker Lageraufbau

Nach dem Rekord von 2023/24 erklimmt die globale Sojabohnenproduktion 2024/25 einen neuerlichen Gipfel mit einem Plus von 27 Mio. t auf 419 Mio. t. Der Verbrauch steigt zwar ebenfalls - um 22 Mio. t auf 406 Mio. t - auf ein neues Rekordhoch, kann aber mit dem Zuwachs des Angebots nicht mithalten. Somit erfahren die Sojaendlager einen neuerlichen kräftigen Aufbau um 14 Mio. t auf 82 Mio. t und überspringen die Marke von 20% des Verbrauchs.

Sojapreise knicken deutlich ein - Gewinne von Weizen von flauem Export eingedämmt

Der Gesamt-Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) des IGC sank im Monatsabstand um 3,7% und im Jahresabstand um 18,8% nahe ein Vierjahres-Tief. Während die anderen Produkte nur geringe Preisänderungen verzeichneten, brach der Subindex von Sojabohnen im Vergleich zum Juli um 8,4% und zum Vergleichszeitraum 2023 um 26,6% ein. Maßgeblich sieht der IGC dafür die günstige Witterung im Mittelwesten der USA mit der Aussicht auf eine Rekordernte verantwortlich. Mit einem zarten Plus von 0,3% (-16,5% zum Vorjahr) konnten sich die Weizenpreise im abgelaufenen Monat weitegehend halten. Fallweise wirkten Ertragssorgen stützend, jegliche Aufwärtsbewegung wurde aber von einer flauen Exportnachfrage eingedämmt. Der Subindex von Mais befestigte sich im Monatsvergleich zwar um 1,4%, fiel aber im Jahresvergleich ebenfalls deutlich - und zwar um 10,6%. Gerste verlor zum Juli 2024 0,8% und zum Juli 2023 um 9,7 % sowie Reis um 0,4 beziehungsweise 1,1%.

Über den Grain Market Report - GMR des IGC

Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 19. September 2024 geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.

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