IGC-GMR Februar: Rekordernten 2021/22 können Rekordverbrauch nicht decken
Fünfter weltweiter Bestandsabbau in Folge auf Siebenjahres-Tief - 2022/23 leicht positive Weizenbilanz
Im fünften Wirtschaftsjahr in Folge kann, so der Internationale Getreiderat IGC in seinem Grain Market Report (GMR) vom Februar, die globale Getreide- und Maisproduktion trotz eines Rekordhochs den ebenfalls auf eine nie da gewesene Höhe schnellenden Verbrauch nicht decken und lebt die Welt von den Reserven. Sie fallen auf ein Siebenjahres-Tief.
Vor allem wegen der dürrebedingten Ernteausfälle auf der Südhalbkugel kürzt der IGC seine Ernteprognose im Vergleich zum Jänner-Report für Mais und Sojabohnen zum Teil deutlich, nimmt aber auch die Weizenproduktion eine Spur zurück. Ein kleiner als im Vormonat geschätztes Angebot und hohe Preise rationieren den Verbrauch - jedoch nicht so stark wie den Angebotsrückgang. So stieg der Getreide- und Ölsaatenpreis-Index des IGC (GOI) angeführt von Sojabohnen und Mais im Monatsabstand um 6,6% und zum Vergleichszeitraum des Vorjahres um 16,9%, wobei er Anfang Februar den höchsten Stand seit mehr als neun Jahren erreichte.
IGC-Weltgetreidebilanzen Februar 2022
2019/20 | 2020/21 voraussichtl. |
2021/22 Prognose |
2021/22 zu Vormonat |
2021/22 zu 20/21 |
|
Weizen | |||||
Ernte | 762 | 774 | 781 | +/-0 | +7 |
Angebot | 1021 | 1049 | 1059 | +/-0 | +10 |
Verbrauch | 746 | 771 | 781 | -2 | +10 |
Endbestand | 275 | 278 | 278 | +2 | +/-0 |
Bestand zu Vorjahr |
+16 | +3 | +/-0 | -2 | -3 |
Ratio stock/use | 36,86% | 36,06% | 35,60% | +0,35% | -0,46% |
Mais | |||||
Ernte | 1127 | 1132 | 1203 | -4 | +71 |
Angebot | 1453 | 1430 | 1480 | -5 | +50 |
Verbrauch | 1156 | 1152 | 1199 | +/-0 | +47 |
Endbestand | 298 | 277 | 281 | -6 | +4 |
Bestand zu Vorjahr |
-28 | -21 | +4 | -5 | -17 |
Ratio stock/use | 25,78% | 24,05% | 23,44% | -0,50% | -0,61% |
Getreide gesamt | |||||
Ernte | 2190 | 2220 | 2281 | -5 | +61 |
Angebot | 2813 | 2836 | 2882 | -6 | +57 |
Verbrauch | 2197 | 2235 | 2286 | -1 | +57 |
Endbestand | 616 | 601 | 596 | -5 | -1 |
Bestand zu Vorjahr |
-7 | -15 | -5 | +4 | -14 |
Ratio stock/use | 28,04% | 26,89% | 26,07% | -0,21% | -0,72% |
Sojabohnen | |||||
Ernte | 341 | 368 | 353 | -15 | -15 |
Angebot | 407 | 421 | 406 | -17 | -15 |
Verbrauch | 354 | 367 | 363 | -8 | -4 |
Endbestand | 53 | 53 | 43 | -9 | -10 |
Bestand zu Vorjahr |
-13 | +1 | -10 | +7 | +9 |
Ratio stock/use | 14,97% | 14,44% | 11,85% | -2,17% | -2,59% |
Im Jahresabstand nimmt 2021/22 laut dem Rat die Produktion von Getreide insgesamt auf der Welt gegenüber dem Vorjahr um 2,8% zu, sinken die Anfangsbestände um 2,4% und steigt der Verbrauch um 2,3%, wobei vor allem um 3,1% mehr Getreide (45,5% des Gesamtverbrauchs) in die Verfütterung fließt, gefolgt von einem Zuwachs um 2,7% in der industriellen Verwertung (16,2% des Gesamtverbrauchs) und einem Plus von 1,2% für die menschliche Ernährung, auf die 32,8% des gesamten Getreidekonsums entfallen. Der Verbrauch von Sojabohnen geht wegen des geringen Angebots (-15 Mio. t Ernterückgang zum Vorjahr) sogar das erste Mal seit zehn Jahren zurück (-4 Mio. t). Die Sojaendlager schmelzen rapide um 9,9 Mio. t oder 18,6% ab. 2022/23 erwartet der IGC dann eine Ausdehnung der Soja-Anbaufläche um 2%.
022/23 leicht positive Weizenbilanz - aber unterdurchschnittliche Lager bei Exporteuren
Nachdem die Londoner Experten in der laufenden Saison auch beim Weizen noch einen leichten Bestandsabbau von 0,4 Mio. t sehen, schätzen sie nun die Bilanz aus der kommenden Ernte 2022/23 leicht positiv, wobei die Reserven der Exporteure nach wie vor unterdurchschnittlich angenommen werden.
Erste Schätzungen des Gersten- und Maisanbaus 2022/23 lassen auf im Jahresvergleich kaum veränderte Flächen schließen. Die hohen Produktionskosten erschwerten den Landwirten jedoch die Berechnung der Profitabilität der Sommerkulturen, sodass die Anbauvorhersagen in den kommenden Monaten noch genau überprüft werden müssen.
Erste Schätzungen des Gersten- und Maisanbaus 2022/23 lassen auf im Jahresvergleich kaum veränderte Flächen schließen. Die hohen Produktionskosten erschwerten den Landwirten jedoch die Berechnung der Profitabilität der Sommerkulturen, sodass die Anbauvorhersagen in den kommenden Monaten noch genau überprüft werden müssen.
Anhäufung der Weizenlager in China
Die IGC-Schätzung für die Weizenproduktion der Welt für die laufende Saison fällt zwar gegenüber dem Jänner um 0,7 Mio. t kleiner aus, doch reduziert sich die Verbrauchsschätzung um 1,8 Mio. t, wobei immer noch ein Defizit von 0,4 Mio. t verbleibt. Damit erhöht sich die Endlagerprognose für die ganze Welt im Monatsabstand um 1,9 Mio. t Weizen. Dabei aber soll China gegenüber der Vormonatsprognose um 3,0 Mio. t größere Weizenendlager anhäufen, wo es doch ohnehin schon auf 47,2% aller Weizenreserven auf der Welt sitzt, die für 91,8% seines Jahresbedarfs ausreiche. Viel kleiner dagegen als beim Importeur China sind die Reserven bei der Gruppe der großen Exporteure (Argentinien, Australien, EU, Kanada, Kasachstan, Russland, Ukraine und USA) mit 20,6% Anteil global beziehungsweise 26,1% ihres Eigen- oder 14,6% ihres Gesamtverbrauchs einschließlich Export sowie insbesondere in der EU mit 4,7% der Weltvorräte beziehungsweise 12,3% ihres Eigen- oder 9,3 % ihres Gesamtverbrauchs einschließlich Export.
IGC-Gesamtpreisindex erreichte Anfang Februar Höchstwert seit mehr als neun Jahren
Der gesamte Getreide- und Ölsaatenpreis-Index des IGC (GOI) erreichte Anfang Februar seinen höchsten Wert seit mehr als neun Jahren mit einem Plus von 6,6% zum Vormonat und 16,9% zum Vorjahr. Dabei trieben die verschlechterten Ernteaussichten auf der Südhalbkugel den Subindex für Sojabohnen seit Jänner um 10,9% (+18,3% zum Vorjahr) in die Höhe und den von Mais nahe an ein Neunmonats-Hoch mit 6,1% Monatszuwachs (+14,2% zum Vorjahr). Inspiriert von den boomenden Märkten für Reihenfrüchte und gestützt von Ängsten um die Spannungen am Schwarzen Meer konnte sich auch der Subindex von Weizen im abgelaufenen Monat um 1,8% (+27,3% zum Vorjahr) befestigen. Schließlich stieg auch der von Gerste um 1,5% (+18,1% zum Vorjahr).
Der Konflikt zwischen den Schwarzmeer-Anrainern Russland und Ukraine schürt Ängste um die Versorgung des Weizenweltmarktes, denn allfällige Unterbrechungen der Lieferkette vom Schwarzen Meer würden den Ausfall großer Mengen an Weizen für die Importeure auf der Welt nach sich ziehen. Russland ist 2021/22 laut den IGC-Zahlen mit 33,5 Mio. t Weizenausfuhren nach der EU (34,7 Mio. t) zweitgrößter Exporteur auf der Welt und die Ukraine mit 24,5 Mio. t die Nummer drei. Zusammen steuern die beiden Kontrahenten 29,7% allen weltweit über Landesgrenzen hinweg verkauften Weizens bei.
Der Konflikt zwischen den Schwarzmeer-Anrainern Russland und Ukraine schürt Ängste um die Versorgung des Weizenweltmarktes, denn allfällige Unterbrechungen der Lieferkette vom Schwarzen Meer würden den Ausfall großer Mengen an Weizen für die Importeure auf der Welt nach sich ziehen. Russland ist 2021/22 laut den IGC-Zahlen mit 33,5 Mio. t Weizenausfuhren nach der EU (34,7 Mio. t) zweitgrößter Exporteur auf der Welt und die Ukraine mit 24,5 Mio. t die Nummer drei. Zusammen steuern die beiden Kontrahenten 29,7% allen weltweit über Landesgrenzen hinweg verkauften Weizens bei.
Über den Grain Market Report - GMR des IGC
Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.
Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 17. März 2022 geplant.
Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.
Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 17. März 2022 geplant.
Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.