IGC-GMR Februar: Trotz neuer Altlasten stärkerer Bestandsabbau bei allen Getreidearten

Einbruch im Getreide-Welthandel - China bremst Einfuhr - Gesamtpreisindex seit Jänner fast stabil
Der Internationale Getreiderat senkt gegenüber Jänner Erzeugung und Verbrauch von Getreide insgesamt. Die Ernte 2024/25 verfehlt den Vorjahresrekord, der Verbrauch übertrifft ihn aber, sodass die Endbestände - vor allem bei den Exporteuren - neuerlich im Jahresabstand sinken.
Der Rat setzt den globalen Bestandsabbau von allem Getreide (Weizen und Grobgetreide) nunmehr um 2 Mio. t höher an als vor Monatsfrist. Die globalen Endlager von Getreide fallen um 5,4% auf ein Zehnjahres-Tief, bei der Gruppe der Exporteure sogar um 8,6% auf ein solches seit elf Jahren. Praktisch über Nacht sind gegenüber der Jänner-Prognose als Altlasten aus der Bilanz 2021/22 um 5,5 Mio. t höhere Maisendlager aufgetaucht, die eins zu eins auf die gesamten damaligen Endlager durchschlagen. So wurde ein größeres Angebot über die Jahre mitgeschleppt und seither nur teilweise wieder abgebaut. Nunmehr stehen in der Gesamt-Getreidebilanz 2024/25 gegenüber der Jänner-Prognose um jeweils gut 4 Mio. t höhere Anfangsbestände an Mais und Getreide. Letztlich werden die Endlager 2024/25 im Vergleich zum letzten Report um 3,3 Mio. t beim Mais und 2,3 Mio. t beim Getreide insgesamt größer prognostiziert. Der Gesamt-Preisindex GOI des IGC blieb in den vergangenen fünf Berichtswochen mit einem minimalen Plus von 0,3% nahezu unverändert, wobei Weizen, Mais und Gerste zulegten, Reis und Sojabohnen aber verloren.

IGC-Weltgetreidebilanzen Februar 2025

2022/23 2023/24
Prognose
2024/25
Prognose
2024/25
zu Vormonat
24/25
zu 23/24
Weizen
Ernte 803 795 797 +1 +2
Angebot 1077 1080 1070 +/-0 -10
Verbrauch 793 807 806 +1 -1
Endbestand 285 273 264 -1 -9
Bestand
zu Vorjahr
+11 -11 -9 +1 -2
Ratio stock/use 35,94% 33,83% 32,75% -0,17% -1,07%
Mais
Ernte 1166 1231 1216 -3 -15
Angebot 1475 1524 1513 +2 -11
Verbrauch 1181 1227 1238 -1 +11
Endbestand 293 297 275 +3 -22
Bestand
zu Vorjahr
-16 +4 -21 +1 +17
Ratio stock/use 24,81% 24,21% 22,21% +0,26% -1,99%
Getreide gesamt
Ernte 2269 2309 2301 -4 -8
Angebot 2893 2929 2909 +/-0 -20
Verbrauch 2273 2322 2334 -1 +12
Endbestand 620 608 576 +3 -32
Bestand
zu Vorjahr
-4 -12 -33 +2 +21
Ratio stock/use 27,28% 26,18% 24,68% +0,14% -1,51%
Sojabohnen
Ernte 377 396 418 -2 +22
Angebot 431 458 492 -1 +34
Verbrauch 369 385 410 +2 +25
Endbestand 62 74 82 -2 +8
Bestand
zu Vorjahr
+8 +12 +8 -3 -4
Quelle: IGC, Grain Market Report vom 20. Februar 2025 im Vergleich zum Report vom 16. Jänner 2025, eigene Berechnungen, Zahlenangaben in Mio. t, gerundet. Nächster Report: 20. März 2025

Einbruch der Maisproduktion - Verbrauch wächst auf Allzeit-Hoch - Endlager schmelzen

Die gesamte Getreideproduktion der Welt 2024/25 von 2.301 Mio. t bleibt um 8 Mio. t oder 0,3% unter dem Vorjahresrekord, vor allem weil die Maisproduktion um 15 Mio. t einbricht. Der Verbrauch klettert um 0,5% oder 12 Mio. t auf die Spitze von 2.334 Mio. t. Daraus resultieren 33 Mio. t Lagerabbau auf 576 Mio. t oder fast exakt ein Viertel des Verbrauchs. Davon entfallen 9 Mio. t Verringerung der Endlager auf den Weizen (32,75% des Verbrauchs) und 21 Mio. t (22,21% des Verbrauchs) auf Mais. Den prozentuell stärksten Zuwachs zum Vorjahr verzeichnet die industrielle Verwertung mit 2,1% (auf 394 Mio.t) vor der menschlichen Ernährung mit 0,8% (auf 775 Mio. t) und der Verfütterung mit 0,3% (auf 1.047 Mio. t).

2024/25 tiefer Einbruch im Getreide-Welthandel - China bremst Einfuhren scharf ein

Das Volumen des Welthandels mit Getreide und speziell auch Weizen sinkt zum Jänner als Folge einer Verringerung der Einfuhren Chinas um jeweils 1 Mio. t auf 419 Mio. t respektive 197 Mio.t. Dies bedeutet einen tiefen Einbruch im grenzüberschreitenden Getreidehandel - vor allem beim Weizen und Mais - im Vergleich zu 2023/24 um 40 Mio. t auf 419 Mio. t.
 
Demnach werde China 2024/25 seine gesamte Getreideernte gegenüber dem Vorjahr um 9,9 Mio. t auf 444,9 Mio. t steigern, den Verbrauch aber um 2,3 Mio. t auf 489,5 Mio. t einschränken. Daraus resultieren einerseits um 23,5 Mio. t weniger Einfuhren im Ausmaß von 34,9 Mio. t und andererseits ein Lagerabbau um 11,6 Mio. t auf 326,7 Mio. t. Das sind immer noch zwei Drittel Endlageranteil am Verbrauch und fast 57% der globalen Getreidereserven. Im Detail solle China 20124/25 seine Importe von Weizen auf 7,7 Mio. t fast und die von Mais auf 9,0 Mio. t mehr als halbieren.

US-Maisexport brummt und Lager schmelzen - EU muss 20,2 Mio. Mais importieren

Bei den Exporteuren brummt die Maisausfuhr in den USA im Umfang von 63,0 Mio. t mit 4,8 Mio. t Wachstum zum Vorjahr und 0,8 Mio. t zur Vormonatsprognose, wohingegen die Nummer zwei, Brasilien, und Nummer drei, Argentinien, Abstriche in den Prognosen für das dort schon im März anlaufende Wirtschaftsjahr 2025/26 zwischen 1,5 und 2,0 Mio. t hinnehmen müssen. Der bisher wichtigste Maislieferant zur Deckung des Defizits in der EU von 20,2 Mio. t (60,0 Mio. t Ernte, 77,7 Mio. t Eigenverbrauch, 2,5 Mio. t Export und 20,2 Mio. t Import), die Ukraine, hat 2024/25 nur 22,2 Mio.t Mais zum Export nach 29,4 Mio. t im Vorjahr. Einen Bestandsabbau beim Mais haben nach einem Aufbau im Vorjahr diesmal die USA mit einem Minus von 6,4 Mio. t zu gewärtigen. Gegenüber Jänner senkt der IGC die Prognose der US-Endlager von Mais um 0,7 Mio. t auf 38,4 Mio. t.

Weizen: Russland Exportweltmeister - US-Lager wachsen und EU-Lager schrumpfen - Importeure horten

Beim Weizen bliebt Russland Export-Weltmeister mit 43,7 Mio. t wenngleich das Vorjahr um 11,9 Mio. t verfehlt wird. Die Weizenausfuhr der Ukraine sinkt im Jahresabstand um 1,6 Mio.t auf 17,4 Mio. t und die der EU nach einem Produktionseinbruch um 13,6 Mio. t (119,5 Mio. t nach 133,1 Mio. t) um 10,6 Mio. t auf 28,3 Mio. t. Wachstum beim Weizenexport gegenüber dem Vorjahr haben die USA (22,2 Mio. t, +3,2 Mio. t), Australien (24,2 Mio. t, +3,7 Mio. t), Argentinien (12,2 Mio. t, +3,5 Mio. t) sowie auch Kanada und Kasachstan zu erwarten. Während aber in den USA die Weizenendlager dennoch binnen Jahresfrist um 3,2 Mio. t auf 22,2 Mio. t (41,26% des Verbrauchs) anwachsen, schwinden sie in der EU um 6,7 Mio. t auf 10,5 Mio. t (7,62% des Verbrauchs). Damit trägt die Union maßgeblich zum Schwund der Weizenreserven in der Gruppe der Exporteure um 3,3 Mio. t (59,6 Mio. t, 14,78% des Verbrauchs) insgesamt bei. Weltweit beträgt dieser Endlageranteil von Weizen am Verbrauch (Ratio stock to use) 32,75%. Das heißt: Die Importeure horten vor allem hohe Weizenreserven.

Sojabohnen: Rekorde bei Ernte sowie Verbrauch und Endlager - Handel wächst - China kauft weniger

Riesenernten in den USA und in Brasilien treiben die weltweite Produktion von Sojabohnen 202/25 mit einen Jahreszuwachs von 5% oder 22 Mio. t auf den neuen Rekord von 418 Mio. t, wenngleich die Prognose wegen Ausfällen in Argentinien und Paraguay gegenüber dem Jänner um 2 Mio. t sinkt. Und 2025/26 solle die Anbaufläche sogar noch um ein weiteres Prozent ausgedehnt werden. Auf Rekordkurs liegen laut IGC Verbrauch und Endlager 2024/25: Mit Zuwächsen bei Fütterung, menschlicher Ernährung und industrieller Verwertung steigt der Verbrauch um 25 Mio. t auf 410 Mio. t. Zusammen mit hohen Anfangsbeständen aus den Vorjahren kommt ein weiterer Bestandsaufbau um 8 Mio. t auf das neue Allzeit-Hoch von 82 Mio. t oder exakt 20% des Verbrauchs zustande. Dank einer Revision des Verbrauchs um 2 Mio. t nach oben korrigiert der Rat die Endlagerprognose im Vergleich zum Vormonat um ebenso 2 Mio. t nach unten.
 
Das Volumen des weltweiten Sojabohnenhandels soll 2024/25 um 1,1 Mio. t auf 180,0 Mio. t oder mehr als zwei Fünftel der Produktion wachsen. China, mit 109,0 Mio. t größter Importeur, soll in der laufenden Saison 2024/25 hingegen um 2,0 Mio. t weniger Sojabohnen einführen als im Vorjahr. Brasilien - wo im Gegensatz zur Nordhalbkugel mit dem Ultimo im Herbst das Wirtschaftsjahr 2025/26 schon im Februar begann - soll seine Ausfuhren aus einer Ernte von 167,0 Mio. t (2024/25: 152,5 Mio.t) um 10,8 Mio. t Bohnen auf 107,8 Mio. t (2024/25: 97,0 Mio. t) steigern und damit die Position als Nummer eins der Sojaexporteure einzementieren können.

Preisindex seit Jänner insgesamt fast unverändert - Differenzen zwischen einzelnen Kulturen

Der Gesamtpreisindex (GOI) des IGC blieb in den vergangenen fünf Berichtswochen seit dem Jänner-Report mit einem minimalen Plus von 0,3% (-2,1% zum Vorjahr) nahezu unverändert, wobei sich die Subindices der einzelnen Kulturen aber stark differenziert entwickelten: Weizen legte wegen der anhaltenden Bedenken über die Entwicklung zur kommenden Ernte 2025 bei wichtigen Produzenten auf der Nordhalbkugel zum Jänner um 4,1% (+,05% zum Vorjahr) zu. Wetterprobleme in Südamerika und anhaltend starke Exportnachfrag ein den USA halfen dem Mais-Index um 3,7% (+28,1% zum Vorjahr) auf die Sprünge. Und schließlich schnellte der Gerstenindex - auch nach einer historisch kleinen Anbaufläche - binnen Monatsfrist um 5,7% (+13,1% zum Vorjahr) in die Höhe.
 
Um gleich 8,0% zum vorigen Report und 29,4% im Jahresvergleich ging es mit dem Index der Reispreise unter ein Zweijahres-Tief hinab. Der Rat nennt als Gründe weltweit reichliches Angebot und gedämpfte Nachfrage. Sojabohnen gaben um 1,5% (-6,6% zum Vorjahr) mit unterschiedlichen Entwicklungen bei den einzelnen Anbietern - moderaten Verlusten in den USA und Argentinien, aber Gewinnen in Brasilien - nach.

Ausblick auf 2025/26: Ernte sowie Verbrauch von Weizen legen zu - Endlager schmelzen weiter

Einen nahezu unveränderten Ausblick wirft der IGC auf die globale Weizenbilanz des kommenden Wirtschaftsjahres 2025/26: Demnach sollen Erzeugung, Verbrauch und Welthandel zulegen, die Endlager aber neuerlich kleiner werden. Die Anbaufläche von Mais könnte eventuell - auch bei den Exporteuren - weiter ausgedehnt werden, wohingegen sich die Gerstenfläche nur leicht vom aktuellen historischen Tief erholen solle. Nach dem Rekord von Erzeugung, Verbrauch und Handel im laufenden jahrerwarten die Londoner Experten 2025/26 eine weitere Ausdehnung des Reisanbaus vor allem in Asien - speziell in Indien. Entscheidend dafür seien staatliche Stützungen, wohingegen der aktuelle Preisverfall beim Reis bremsend wirken könnte.

Über den Grain Market Report - GMR des IGC

Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 20. März 2025 geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.

Download