IGC-GMR Jänner: Trotz Anhebung der Endlagerprognosen schmelzen globale Bestände

Erster Ausblick 2024/25: Verbrauchszunahme überflügelt leicht wachsende Weizenproduktion
Der Internationale Getreiderat (IGC) setzt im Grain-Market-Report (GMR) gegenüber November vor allem wegen einer Anhebung der Ernten von Mais aber auch derer von Weizen und Gerste die Produktion und Endbestände von Getreide, Mais und Sojabohnen hinauf. Im Gegensatz zum US-Agrarressort im WASDE-Report gehen die Londoner Experten aber weiterhin von einem Bestandsabbau nicht nur beim Weizen sondern trotz wachsender Maislager auch beim Getreide insgesamt aus. Seit November fielen die im Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) erfassten Preise um 5,7% und im Jahresabstand um 19,4%.
Laut einem ersten Ausblick auf die globalen Weizenbilanzen 2024/25 könne der Verbrauch noch etwas über das aktuelle Rekordniveau hinaus um 1,4% auf 799 Mio. t zulegen und die Produktion überflügeln, obwohl diese auch einen kleinen Zuwachs erfahren könnte. Dies drücke die Endlager noch weiter auf ein Sechsjahres-Tief.

IGC-Weltgetreidebilanzen Jänner 2024

2021/22 2022/23
vorl.
2023/24
Prognose
2023/24
zu Vormonat
23/24
zu 22/23
Weizen
Ernte 780 804 788 +1 -16
Angebot 1057 1077 1070 +2 -7
Verbrauch 784 795 804 +/-0 +9
Endbestand 273 282 266 +2 -16
Bestand
zu Vorjahr
-4 +9 -16 -1 +7
Ratio stock/use 34,82% 35,47% 33,08% +0,24% -2,39%
Mais
Ernte 1225 1165 1230 +7 +65
Angebot 1504 1452 1505 +7 +53
Verbrauch 1217 1177 1218 +5 +41
Endbestand 287 275 287 +2 +12
Bestand
zu Vorjahr
+8 -12 +12 +2 +/-0
Ratio stock/use 23,58% 23,36% 23,56% +0,06% +0,20%
Getreide gesamt
Ernte 2296 2269 2307 +12 +38
Angebot 2898 2869 2905 +13 +36
Verbrauch 2297 2271 2314 +6 +43
Endbestand 600 598 590 +5 -8
Bestand
zu Vorjahr
-2 -2 -8 -5 +6
Ratio stock/use 26,12% 26,33% 25,50% +0,15% -0,83%
Sojabohnen
Ernte 357 371 392 -3 +21
Angebot 412 421 449 +/-0 +28
Verbrauch 362 364 384 -2 +20
Endbestand 50 57 66 +4 +9
Bestand
zu Vorjahr
-5 +7 +9 +1 +2
Quelle: IGC, Grain Market Report vom 11. Jänner 2024 im Vergleich zum Report vom 16. November 2023, eigene Berechnungen, Zahlenangaben in Mio. t, gerundet. Nächster Report: 15. Februar 2024

2024/25 kleinere Weizenflächen in EU sowie Russland und Ukraine - mehr Anbau in USA

Der IGC spricht davon, dass im kommenden Wirtschaftsjahr potenziell bessere Erträge eine moderate Einschränkung der Anbauflächen kompensieren und für eine etwas größere Ernte sorgen könnten. Dementgegen solle der grenzüberschreitende Weizenhandel leicht zurückgehen, weil unter anderem China und die EU weniger importierten. Konkret erwartet der Rat aufgrund schwieriger Bedingungen zur Herbstaussaat - zu nass in Frankreich und Deutschland und zu trocken in Spanien und Italien - in der EU eine Einschränkung der Weizenfläche um 2,3% auf ein Vierjahres-Tief von 23,3 Mio. ha. Schlechte Erlöse ließen russische Landwirte um 2,7% oder 800.000 ha weniger Ackerfläche mit Winterweizen bestellen. Die Weizenfläche der Ukraine solle um 300.000 ha auf 6 Mio. ha schrumpfen und die in Kanada um 5,5% auf gut 10 Mio. ha. Dementgegen sollen die Farmer in den USA für die kommende Ernte eine 5,2% größere Anbaufläche von knapp 16 Mio. ha bearbeiten.

Lageraufbau 2023/24 konzentriert sich auf USA und Ukraine - Verfütterung legt am stärksten zu

Die Londoner Experten heben die weltweite Getreideproduktion 2023/24 im Vergleich zum November um 12 Mio. t auf den Rekordwert von 2.307 Mio. t und das Angebot um 13 Mio. t auf 2.905 Mio. t an, wobei sie alleine die Maisernte um 7 Mio. t auf 1.230 Mio. t anheben. Diese erholt sich gegenüber dem Vorjahr um 65 Mio. t. Die gesamte Getreideproduktion der Welt legt damit im Jahresabstand um 1,7% zu, der Verbrauch jedoch sogar um 1,9% auf 2.314 Mio. t, woraus der Lagerabbau um 8 Mio. t oder 1,3% auf ziemlich genau ein Viertel des Bedarfs resultiert. Dabei wachsen allerdings die Lagerbestände der großen Exportnationen (Argentinien, Australien, EU, Kanada, Kasachstan, Russland, Ukraine und USA) um 11,3% an, wobei die USA und die Ukraine massive Zuwächse der Lagerstände verzeichnen, die anderen Exporteure aber einen Abbau.
 
Den stärksten Zuwachs auf der Verbrauchsseite verzeichnet des mit 1.049 Mio. t größte Segment, die Verfütterung mit einem Plus von 2,9%. In die menschliche Ernährung gehen um 0,7% (761 Mio. t) und in die industrielle Verwertung um 2,2% mehr Getreide (371 Mio. t).

Produktion und Verbrauch von Soja auf Rekordhoch - Lager wachsen zweites Jahr in Folge an

Auf einen Rekord von 392 Mio. t erholt sich mit einem Zuwachs von 6% die globale Sojabohnenerzeugung und ebenso erreicht der Verbrauch eine Spitze. Dennoch wachsen die Endlager - vor allem bei den wichtigen Exporteuren - das zweite Jahr in Folge an. Nach dem ungewöhnlich starken Zuwachs in der vorigen Saison gehen die Bohnenimporte um fast 4 Mio. t auf 168 Mio. t zurück, weil China und Argentinien weniger einführen. Argentinien musste nach einer Missernte zur Auslastung seiner Ölmühlen und zur Erfüllung von Lieferverpflichtungen für Öl und Sojaschrote bekanntlich große Mengen Bohnen zukaufen.

Vor allem Sojabohnen drückten GOI-Index seit November um 5,7%

Preisverluste bei Sojabohnen von 12,4% gegenüber November und von 23,3% im Jahresabstand gaben den stärksten Ausschlag für ein Sinken des vom IGC erhobenen Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) im Vergleich zum Vorbericht um 5,7% und zum Vorjahr um 19,4%. Verbesserte Wetterbedingungen in Südamerika drückten auf die Soja-Exportpreise. Während auch die anderen Getreide-Subindices leichte Verluste verbuchten, legte lediglich Reis (+7,8 % gegenüber November, +32,4% zum Vorjahr) zu, nachdem Indonesien große Deckungskäufe getätigt hat. Mit unterschiedlichen Tendenzen in einzelnen wichtigen Produktionsgebieten gab der Weizenindex in den angelaufenen zwei Monaten um 1,0% und im Jahresverlauf um 20,4% nach. Von Preisdruck in den USA ausgehend verzeichnet Mais ein Minus von ebenfalls 1,0% und von 26,7% im Jahresabstand. Der Gerstenpreis schwächste sich zum Vorbericht um 0,5% und zum Vorjahr um 27,8% ab.

Über den Grain Market Report - GMR des IGC

Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 15. Februar 2024 geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.

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