IGC-GMR Juli: Weltweite Ernten angehoben und dennoch fallen Reserven auf Zehnjahres-Tief

Bei Exporteuren Lageraufbau vor allem in USA - Ernten in der EU nach unten revidiert
Die weltweite Getreideernte - vor allem Weizen und Mais in Nordamerika - wird angehoben. Die Endlager fallen weniger stark als bisher erwartet, aber trotzdem auf ein Zehnjahres-Tief.
Der Internationale Getreiderat IGC hebt im monatlichen Grain Market Report (GMR) gegenüber Juni die globale Getreideproduktion 2024/25 um 8 Mio. t auf den Rekord von 2.321 Mio. t - ein Zuwachs von 0,9% im Jahresvergleich - an. Vor allem produzieren Nordamerika mehr Weizen und Mais und Pakistan sowie Kasachstan mehr Weizen. Obwohl er die Prognose für die Anfangsbestände um 2 Mio. t senkt und den Verbrauch um 3 Mio. t auf das ebenfalls neue Allzeit-Hoch von 2.324 Mio. t (+0,5% zum Vorjahr) hinaufschraubt, setzt der Rat die globalen Endlager nunmehr binnen Monatsfrist um 4 Mio. t höher bei 586 Mio. t (25,22% des Verbrauchs) an. Dies ist immer noch ein Lagerabbau um 3 Mio. t oder 0,6% auf ein Zehnjahres-Tief und der dritte in Folge. Die Weizenreserven nehmen das zweite Jahr in Serie diesmal um 1 Mio. t auf 33,54% Ratio stock to use und die von Mais um 5 Mio. t auf 22,60% Endlageranteil am Verbrauch ab. Der Gesamtindex aller Getreide-, Sojabohnen- und Reispreise fiel seit Ende Juni mit Ausnahme des Index von Mais quer durch alle Produkte um 2,2% und um 16,5% unter den Vorjahres-Vergleichswert.

IGC-Weltgetreidebilanzen Juli 2024

2022/23 2023/24
Prognose
2024/25
Prognose
2024/25
zu Vormonat
24/25
zu 23/24
Weizen
Ernte 803 793 801 +8 +8
Angebot 1077 1074 1071 +10 -3
Verbrauch 796 804 802 +2 -2
Endbestand 281 270 269 +8 -1
Bestand
zu Vorjahr
+7 -11 -1 -6 -10
Ratio stock/use 35,30% 33,58% 33,54% +0,91% -0,04%
Mais
Ernte 1164 1224 1225 +2 +1
Angebot 1462 1504 1507 -3 +3
Verbrauch 1181 1222 1230 +2 +8
Endbestand 280 282 278 -3 -4
Bestand
zu Vorjahr
-18 +2 -5 +/-0 +3
Ratio stock/use 23,71% 23,08% 22,60% -0,28% -0,48%
Getreide gesamt
Ernte 2267 2299 2321 +9 +22
Angebot 2880 2902 2910 +7 +8
Verbrauch 2277 2313 2324 +3 +11
Endbestand 603 589 586 +4 -3
Bestand
zu Vorjahr
-10 -14 -3 -6 +3
Ratio stock/use 26,48% 25,46% 25,22% +0,14% -0,25%
Sojabohnen
Ernte 376 392 415 +/-0 +23
Angebot 430 452 484 +1 +32
Verbrauch 369 384 404 +/-0 +20
Endbestand 60 69 79 +/-0 +10
Bestand
zu Vorjahr
+7 +9 +11 +/-0 +2
Quelle: IGC, Grain Market Report vom 18. Juli 2024 im Vergleich zum Report vom 27. Juni 2024, eigene Berechnungen, Zahlenangaben in Mio. t, gerundet. Nächster Report: 15. August 2024
Die stärksten Verbrauchszuwächse registrieren mit je 0,7% menschliche Ernährung (770 Mio. t, 33,13% des Gesamtkonsums) und industrielle Verwertung (379 Mio. t Mio. t, 16,31% des Gesamtkonsums). Der größte Verbrauchsposten Verfütterung wächst um 0,4% (1.051 Mio. t, 45,22% des Gesamtkonsums).

Lageraufbau bei Gruppe der Exporteure konzentriert sich auf USA - bei Importeuren auf China

Bei der Gruppe der wichtigen Exporteure (Argentinien, Australien, EU, Kanada, Kasachstan, Russland, Ukraine und USA) kommt es allerdings zu einem Lageraufbau um 0,8% oder 1 Mio. t auf 144 Mio. t. Dafür zeichnen neben geringeren Zuwächsen in Australien, Kanada und Kasachstan vor allem die USA mit einem Anwachsen der Endbestände um 6,5 Mio. t auf 76,0 Mio. t verantwortlich. Wohingegen die etwa in der EU um 5,3 Mio. t auf 31,6 Mio. t, in Russland um 1,6 Mio. t auf 12,5 Mio. t oder der in der Ukraine um 0,8 Mio. t auf 2,1 Mio. t abschmelzen.
 
Auch der Nettoimporteur China häuft zum Vorjahr um 2,6 Mio. t größere Reserven im Ausmaß von 325,7 Mio. t oder mit 66,00% praktisch zwei Drittel seines Jahresverbrauchs (Ratio stock to use bei Weizen 96,62% und 56,87% bei Mais) an. Weltweit liegen 33,54% des Verbrauchs an Weizen und 22,60% dessen von Mais auf Lager. In der EU sind es enge 10,79 % Weizen und 7,55% Mais.

EU-Weizen- und Maisernte reduziert - weniger Exporte vom Schwarzen Meer

Dabei revidiert der Rat die Weizenernte der Union um 0,6 Mio. t auf 128,7 Mio. t, den Export um 0,5 Mio. t auf 33,3 Mio. t hinunter und die Endlager um 0,7 Mio. t auf 15,3 Mio. t hinauf. Trotzdem gehen die EU-Endbestände um 5,2 Mio. t zurück. Die Maisernte der EU erwartet der IGC gegenüber Juni um 1,8 Mio. t kleiner bei nunmehr 63,1 Mio. t (Vorjahr: 62,0 Mio. t), womit der Importbedarf um 0,5 Mio. auf 18,0 Mio. t (Vorjahr: 19,7 Mio. t) steigt, um die um 0,50 Mio. t auf 79,5 Mio. t (Vorjahr: 78,2 Mio. t) gekürzte Verbrauchserwartung decken zu können.
 
Für die Schwarzmeerexporteure weisen die Londoner Experten eine Prognose für den Rückfall von Russlands Weizenernte auf 81,8 Mio. t (Vorjahr: 91,0 Mio. t) und der Ausfuhren auf 43,3 Mio. t (Vorjahr: 55,3 Mio. t) aus und für die Ukraine beim Weizen auf 23,4 Mio. t Erzeugung (Vorjahr: 28,4 Mio. t), dem Export auf 13,0 Mio. t (Vorjahr: 18,3 Mio. t) sowie beim Mais auf 27,2 Mio. t (Vorjahr: 531,0 Mio. t, Vormonat 27,7 Mio. t) Ernte und auf 23,0 Mio. t Maisexport nach 27,0 Mio. t in der Vorsaison. Markante Steigerungen ihrer Maiserzeugung gegenüber der Vormonatsschätzung erwartet der Produktionsgigant USA mit 379,2 Mio. t (+5,2 Mio. t, Vorjahr: 389,7 Mio. t) und im Jahresabstand die Nummer zwei Brasilien mit 124,6 Mio. t (Vorjahr: 115,9 Mio. t).

Lageraufbau von Sojabohnen schreitet nach kräftigem Produktionszuwachs weiter fort

Der Lageraufbau von Sojabohnen schreitet mit einem Zuwachs von 11 Mio. t auf 19,55% des Verbrauchs infolge eines massiven Sprungs der Produktion um 23 Mio. t auf 415 Mio. t weiter fort, wobei der Bedarf nur um 20 Mio. t auf 404 Mio. t zunimmt. China werde seine Sojabohnenimporte von mehr als einem Viertel der globalen Erzeugungsmenge um weitere 1,0 Mio. t auf 107,0 Mio. t steigern. Die Einfuhren der EU sollen 2024/25 um 0,5 Mio. t auf 14,8 zulegen. Alle drei großen Exporteure steigern ihre Sojabohnenerzeugung: Brasilien 2025/26 um 11,5 Mio. t auf 161,5 Mio.t, die USA 2024/25 um 7,4 Mio. t auf 120,7 Mio. t und Argentinien mit ebenfalls einer abweichenden Abgrenzung des Wirtschaftsjahres 2025/26 um 2,0 Mio. t auf 51,5 Mio. t. Zusammen kommen die drei auch größten Sojaexporteure auf vier Fünftel Weltmarktanteil in der Erzeugung und 90% der Ausfuhren.

Preise gaben seit Juni mit Ausnahme von Mais quer durch nach

Die Preise gaben seit Juni mit Ausnahme von Mais quer durch nach. Der Gesamt-Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) des IGC sank im Monatsabstand um 2,2% und im Jahresabstand um 16,5%. Angeführt wurde die Preisminderung von Sojabohnen mit minus 2,6% (-22,7% zum Vorjahr). In allen Anbieterregionen standen die Sojapreise aufgrund bearisher Fundamentaldaten bei Angebot und Nachfrage unter Druck. Schwache Nachfrage schickte die Reispreise um 2,6% nach unten, aber sie liegen immer noch um +22,7% über dem Vorjahreszeitraum. Der Subindex der Exportpreise von Weizen gab im letzten Monat 1,6% (-18,7% zum Vorjahr) ab, weil auf der Nordhalbkugel Erntedruck herrscht, das Angebot als adäquat interpretiert wird und international ein heftiger Preiskampf tobt. Gerste verlor 0,6% (-7,2% zum Vorjahr). Lediglich Mais konnte sich um 1,0% (-12,3% zum Vorjahr) befestigen, weil in der Ukraine und in Brasilien die Exporterlöse zulegten, wohingegen sich die US-Maispreise wegen optimistischer Ernteaussichten abschwächten.

Über den Grain Market Report - GMR des IGC

Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 15. August 2024 geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.

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