IGC-GMR September: Erhöhte Mais-Ernteprognose 2023/24 kompensiert niedrigere für Weizen

Trotz leicht hinaufgesetzter Endlagerprognose schmelzen Weizenlager gegenüber dem Vorjahr
Der Internationale Getreiderat (IGC) in London belässt im Grain-Market-Report (GMR) vom September die Prognose für die weltweiten Getreide- und Maisernten 2023/24 gegenüber August unverändert bei 2.294 Mio. t. Eine nach oben revidierte Mais- und Gerstenproduktion kompensiert dabei Senkungen jener von Weizen, Sorghum und Hafer.
Einem Plus der Gesamt-Produktion von Getreide und Mais im Jahresvergleich von 1,2% und einem um 0,9% größeren Angebot steht ein Verbrauchszuwachs von 1,6% auf das Allzeithoch von 2.305 Mio. t gegenüber. Daraus resultiert ein Lagerabbau um 1,8% oder 11 Mio. t auf 588 Mio. t vor allem bei Weizen und Gerste, was einer Reserve von 25,51% des Verbrauchs entspricht. Die Preisausschläge der vergangenen Monate haben sich etwas beruhigt und der vom IGC erhobene Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) befestigte sich - hauptsächlich Mais und Reis getrieben - seit August moderat um 0,8%, liegt aber um 14,5% unter der Vorjahreslinie.

IGC-Weltgetreidebilanzen September 2023

2021/22 2022/23
vorl.
2023/24
Prognose
2023/24
zu Vormonat
23/24
zu 22/23
Weizen
Ernte 780 805 783 -1 -22
Angebot 1057 1078 1066 -1 -12
Verbrauch 784 795 803 -2 +8
Endbestand 273 283 263 +2 -20
Bestand
zu Vorjahr
-3 +9 -20 -2 +11
Ratio stock/use 34,82% 35,60% 32,75% +0,33% -2,85%
Mais
Ernte 1225 1162 1222 +1 +60
Angebot 1504 1449 1497 +1 +48
Verbrauch 1217 1174 1208 +1 +34
Endbestand 287 275 289 +1 +14
Bestand
zu Vorjahr
+8 -12 +14 +1 +1
Ratio stock/use 23,58% 23,42% 23,92% +0,06% +0,50%
Getreide gesamt
Ernte 2296 2266 2294 +/-0 +28
Angebot 2898 2866 2893 +/-0 +27
Verbrauch 2297 2268 2305 -2 +37
Endbestand 600 599 588 +4 -11
Bestand
zu Vorjahr
-1 -2 -11 -4 +9
Ratio stock/use 26,12% 26,41% 25,51% +0,20% -0,90%
Sojabohnen
Ernte 357 367 396 -2 +29
Angebot 412 413 450 -2 +37
Verbrauch 366 360 388 +/-0 +28
Endbestand 46 54 62 -2 +8
Bestand
zu Vorjahr
-10 +8 +8 -2 +/-0
Quelle: IGC, Grain Market Report vom 21. September 2023 im Vergleich zum Report vom 17. August 2023, eigene Berechnungen, Zahlenangaben in Mio. t, gerundet. Nächster Report: 19. Oktober 2023
Entgegen dem Lagerabbau global beim gesamten Getreide sieht der IGC einen Lageraufbau bei wichtigen Exporteuren, weil vor allem den USA riesige Mengen Mais (60,0 Mio. t nach 36,9 Mio. t im Vorjahr) überbleiben sollen. Dementgegen schwinden aber die Weizenendlager der großen Exporteure (Argentinien, Australien, EU, Kanada, Kasachstan, Russland, Ukraine und USA) binnen Jahresfrist um 11 Mio. t auf 54,5 Mio. t, das sind 13,6% Anteil an ihrem Verbrauch bei weltweit weiterhin komfortablen 32,75% Ratio stock to use. Der Rat erhöht die globalen Endlager allen Getreides im Monatsabstand um 4 Mio. t, weil er die Verbrauchserwartung wegen einer nunmehr niedriger geschätzten Verfütterung um 2 Mio. t senkt und die Überlager aus dem Vorjahr (2022/23) um 2 Mio. t anhebt. Die größten Lager hortet nach wie vor China mit 52,5% Anteil an den globalen Weizenreserven und 58,9% jener von Mais.

Verfütterung und Industriebedarf erholen sich - Ernährungsverbrauch steigt kontinuierlich

Stagnierten der weltweite Verbrauch von Futtergetreide 2022/23 noch um 2,3% und der für industrielle Verwertung um 1,1%, nimmt er 2023/24 in der Verfütterung trotz leichter Revision nach unten um 2,2% (1.040 Mio. t, 45,2% des Gesamtverbrauchs) zu und erholt sich die industrielle Verarbeitung um 1,4 % (370 Mio. t, 16,1% des Gesamtverbrauchs). Der Getreidekonsum für menschliche Ernährung wächst nach einem marginalen Plus von 0,5% im Vorjahr im laufenden Wirtschaftsjahr weiterhin kontinuierlich um 1,0% (763 Mio. t, 33,1% des Gesamtverbrauchs).

Russische und ukrainische Ernte und Export von Weizen nach oben revidiert

Die Anpassung der Ernteprognosen beruht einerseits auf verbesserten Ergebnissen in Russland und der Ukraine und andererseits auf verschlechterten in Australien (25,4 Mio. t Weizen, -2,5 Mio. t zum August, -14,3 Mio. t zum Vorjahr), Argentinien und Kanada. Dabei verzeichnet Weizen im Jahresvergleich einen Produktionsrückgang um 22 Mio. t und Mais eine Zunahme um 60 Mio. t. Russlands Weizenernte steigt im Monatsvergleich um 3,0 Mio. t auf 87,4 Mio. t, wovon es nun um 2,0 Mio. t (48,6 Mio.t) mehr exportieren kann und damit Nummer eins auf der Welt bleibt. Die Weizenernte der Ukraine wird um 1,4 Mio. t auf 25,9 Mio. t (Vorjahr: 26,3 Mio. t) angehoben und ihr Export soll 12,0 Mio. t (Vorjahr: 17,1 Mio. t) erreichen.

EU: Weizenbilanz sehr eng - Exportprognose gesenkt - fast 20 Mio. t Maisimport notwendig

Die Weizenernte-Prognose der EU sinkt um 0,8 Mio. t auf 132,5 Mio. t (Vorjahr: 133,8 Mio. t), der Export liegt bei 36,2 Mio.t. Dabei sinken die Endlager zum Vorjahr um 5,8 Mio. t (-0,6 Mio. t zur Augustschätzung) auf klamme 9,1% des Verbrauchs (Ratio stock to use). Beim Mais steigt die Ernteerwartung in der Ukraine um 1,0 Mio. t leicht über die Vorjahresmarke, die Ausfuhren sollen gegenüber dem Vorjahr um 11,0 Mio. t auf 18,0 Mio. t zurückfallen. Die EU werde bei einer leicht erhöhten Ernteprognose 19,9 Mio. t Mais importieren müssen.

Weltweite Sojalager wachsen trotz Verbrauchszuwachs weiter an

Trotz der in Monatsfrist um 2,7 Mio. t verschlechterten Ernteaussichten für die USA legt die Sojabohnenerzeugung der Welt um 29 Mio. t oder 8% auf den neuen Rekord von 396 Mio. t zu, es sollen aber auch gegenüber 2022/23 um 28 Mio. t deutlich mehr konsumiert werden. Damit wachsen 2023/24 die Sojaendlager nach dem zum Sprung um fast ein Fünftel oder 8 Mio. t im Vorjahr diese Saison neuerlich um 8 Mio. t an - allerdings um 2 Mio. t weniger stark als vor Monatsfrist angenommen. Während der Welthandel mit Weizen 2023/24 zum Vorjahr um 5,8% (196 Mio. t) und der gesamte Getreidehandel - dieser das dritte Jahr in Folge - um 4,2% (410 Mio. t) zurückgehen sollen, schätzen die Londoner Experten den Sojahandel stabil mit einem Volumen von 169 Mio. t oder einem Anteil von 42,7% der gesamten Produktion.

GOI-Index gegenüber August moderat fester - aber deutlich unter Vorjahr

Nachdem der vom IGC erhobene Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) von Juli auf August noch um 3,9% verloren hat, befestigte er sich im abgelaufenen Monat moderat um 0,8%, liegt aber deutlich um 14,5% unter dem Vorjahreswert. Die einzelnen Subindices entwickelten sich unterschiedlich. Die Erholung trieb Mais mit einem Monatsplus von 9,3% (-20,6% im Jahresabstand) an, Weizen (+0,7% zum August, -22,5,% zum Vorjahr) und Gerste (+0,6% zum August, -25,5,% zum Vorjahr) erholten sich eine Spur. Der Reispreis ging zum Vormonat 1,5% in die Höhe, schnellte aber im Jahresvergleich um 36,4% empor und liegt nun nahe einem 15-Jahreshoch. Sojabohnen verloren im Abstand zum Vormonat um 1,4% und zum Vorjahr um 14,8%.
 
Der IGC macht für die festeren Weizenexportpreise die USA und Australien verantwortlich, wohingegen Russlands Exportpreise neuerlich sanken. Die starke Zunahme der Maispreise sei auf allen Märkten zu beobachten gewesen, wobei sie in den USA von Engpässen an kurzfristig verfügbarer Logistik und in Brasilien von solider Nachfrage beflügelt wurden. Das generell verzeichnete Preishoch von Reis wurde noch von Exportrestriktionen Indiens befeuert.

Über den Grain Market Report - GMR des IGC

Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 19. Oktober geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.

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