Juni-WASDE-Bericht: Angebot von Getreide und Mais sowie Endlager 2023/24 hinaufgesetzt
Auch die globale Weizenbilanz der kommenden Saison wird nun überschüssig prognostiziert
Das US-Landwirtschaftsministerium USDA hebt in der zweiten Schätzung der globalen Versorgungsbilanzen 2023/24 in seinem Juni WASDE-Bericht vor allem wegen eines nach oben revidierten Angebots die Endlagerprognosen für Weizen, Futtergetreide, Mais und Ölsaaten einschließlich Sojabohnen an. Dabei sollen aus der kommenden Ernte nun auch die weltweiten Weizenvorräte anstatt zu schwinden nunmehr anwachsen. Am stärksten wachsen die Maislager. Das Exportpotenzial der Ukraine schrumpft weiter.
Das gegenüber dem Vormonat höher angesetzte Angebot geht zum einen auf leicht höher geschätzte Überlager von Mais und Weizen - großteils aber von Futtergetreide aus der auslaufenden Saison 2022/23 - zurück, vor allem aber auf eine um 10,43 Mio. t erhöhte Erwartung in die weltweiten Weizenernten 2023/24 und eine um 3,14 Mio. t höhere der Maiserzeugung. Dabei hebt das USDA die Weizenernte Russlands und Indiens im Monatsabstand um 3,50 Mio. t auf 85,00 Mio. t (2022/23: 92,00 Mio. t) beziehungsweise 113,50 Mio. t (2022/23: 104,00 Mio. t) an, die der EU um 1,50 Mio. t auf 140,50 Mio. t (2022/23: 134,34 Mio. t) sowie die der Ukraine um 1,00 Mio. t (2022/23: 20,90 Mio. t, 2021/22: 33,01 Mio. t). Beim Mais sticht vor allem die zum Mai um 2,50 Mio. t optimistischere Ernteschätzung für die Ukraine mit 24,50 Mio. t hervor, obwohl ihre Maisernten ebenso wie die von Weizen seit der Vorkriegszeit signifikant eingebrochen sind (2022/23: 27,00 Mio. t, 2021/22: 42,13 Mio. t). Die Maisernte der EU soll sich im kommenden Herbst nach den schwachen 52,97 Mio. t des Vorjahres auf 64,30 Mio. t erholen. Dennoch setzt der Report den Importbedarf der Union zur vorigen Ausgabe um 2,50 Mio. t auf 22,50 Mio. t (2022/23: 24,50 Mio. t) hinauf, weil er gleichzeitig den Verbrauch um 2,00 Mio. t auf 81,50 Mio. t (2022/23: 78,6 Mio. t) anhebt.
WASDE: USDA-Prognose zu weltweiten Versorgungsbilanzen - Juni 2023
2021/22 | 2022/23 Prognose |
2023/24 2.Prognose |
2023/24 zu Vormonat |
23/24 zu 22/23 |
|
Weizen | |||||
Ernte | 780,25 | 788,50 | 800,19 | +10,43 | +11,69 |
Angebot | 1063,45 | 1059,43 | 1066,85 | +10,80 | +7,42 |
Verbrauch | 792,52 | 792,77 | 796,14 | +4,44 | +3,37 |
Endbestand | 270,93 | 266,66 | 270,71 | +6,37 | +4,05 |
Bestand zu Vorjahr |
-12,27 | -4,27 | +4,05 | +2,11 | -0,22 |
Ratio stock/use | 34,19% | 33,64% | 34,00% | +0,61% | +0,36% |
Mais | |||||
Ernte | 1218,70 | 1150,73 | 1222,77 | +3,14 | +72,04 |
Angebot | 1511,77 | 1460,61 | 1520,32 | +3,28 | +59,71 |
Verbrauch | 1201,89 | 1163,06 | 1206,35 | +2,21 | +43,29 |
Endbestand | 309,88 | 297,55 | 313,98 | +1,08 | +16,43 |
Bestand zu Vorjahr |
+16,81 | -12,33 | +16,43 | +0,94 | +4,10 |
Ratio stock/use | 25,78% | 25,58% | 26,03% | +0,04% | +0,45% |
Getreide gesamt | |||||
Ernte | 2799,17 | 2744,10 | 2833,97 | +14,15 | +89,87 |
Angebot | 3592,71 | 3534,46 | 3599,05 | +19,04 | +64,59 |
Verbrauch | 2802,35 | 2769,38 | 2818,07 | +7,87 | +48,69 |
Endbestand | 790,36 | 765,08 | 780,98 | +11,17 | +15,90 |
Bestand zu Vorjahr |
-3,18 | -25,28 | +15,90 | +6,28 | -9,38 |
Ratio stock/use | 28,20% | 27,63% | 27,71% | +0,32% | +0,08% |
Sojabohnen | |||||
Ernte | 359,91 | 369,57 | 410,70 | +0,11 | +41,13 |
Angebot | 459,97 | 468,30 | 512,02 | +0,39 | +43,72 |
Verbrauch | 363,82 | 363,82 | 386,09 | -0,40 | +22,27 |
Endbestand | 98,73 | 101,32 | 123,34 | +0,84 | +22,02 |
Bestand zu Vorjahr |
-1,33 | +2,59 | +22,02 | +0,56 | +19,43 |
Ratio stock/use | 27,14% | 27,85% | 31,95% | +0,25% | +4,10% |
2023/24 übertrifft Zuwachs der globalen Produktion den des Verbrauchs
Die Welt soll demnach 2023/24 mit 2.833,97 Mio. t um 89,87 Mio. t mehr Getreide und Mais einfahren als 2022/23. Da der Verbrauch nur um 48,69 Mio. t zulegt, wachsen die Endbestände um 15,90 Mio. t oder 27,71% des Verbrauchs von 2.818,07 Mio. t an. 72,04 Mio. t des Produktionszuwachses macht der Mais mit 1.222,77 Mio. t aus, wobei bei einer Verbrauchszunahme von 43,29 Mio. t auf 1.206,35 Mio. t die Reserven um 16,43 Mio. t auf 26,03% des Konsums anschwellen. Die Weizenernte nimmt zum Vorjahr um 11,69 Mio. t auf 800,19 Mio. t zu. Bei einem Mehrverbrauch von 3,37 Mio. t (796,14 Mio. t) vermehren sich die Endlager um 4,05 Mio. t auf 34,00% des Jahresverbrauchs.
Trotz größerer Weizenernte in EU schmelzen die Endlager bei enger Bilanz
Die EU soll demnach im Sommer 140,50 Mio. t Weizen einbringen (2022: 134,34 Mio. t, Maiprognose: 139,00 Mio. t), 109,50 Mio. t verbrauchen (2022/23: 108,00 Mio. t, unverändert zu Maiprognose) und 38,50 Mio. t exportieren (2022/23: 34,50 Mio. t, Maiprognose: 38,00 Mio. t). Die Weizenreserven der EU bauen sich, obwohl um 1,50 Mio. t höher als in der Maischätzung, somit im Jahresabstand um 0,50 Mio. t auf 16,16 Mio. t ab. Das ist eine sehr enge Ratio von stock to use von lediglich 10,92% am Eigen- und Exportbedarf.
Russland trotz kleinerer Weizenernte Exportweltmeister - Ukraine exportiert immer weniger
Trotz des Rückfalls der Weizenernte Russlands gegenüber dem Vorjahr um 7,00 Mio. t bleibt das Land Exportweltmeister. Die russischen Weizenausfuhren sollen 2023/24 zur laufenden Saison um 2,00 Mio. t auf 46,50 Mio. t ausgeweitet werden, das sind 1,00 Mio. t mehr als vor einem Monat angenommen. Auch die Weizenausfuhr der Ukraine schätzt das USDA aus der kommenden Ernte nun um 0,50 Mio. t höher bei 10,00 Mio. t ein, bleibt aber deutlich unter den 18,84 Mio. t des Jahres 2021/22 und den 16,00 Mio. t im laufenden Wirtschaftsjahr 2022/23. Ebenso bricht der Maisexport der Ukraine seit 2021/22 in Höhe von 26,98 Mio. t (über 2022/23 noch 27,00 Mio. t) bis 2023/24 auf 19,00 Mio. t ein. Die 27,00 Mio. t Maisausfuhren im laufenden Wirtschaftsjahr entsprechen übrigens exakt der geernteten Maismenge. Das heißt, die Ukraine bestreitet 2022/23 ihren Eigenbedarf von 6,20 Mio. t praktisch aus ihren Reserven, die im selben Ausmaß auf 1,39 Mio. t schwinden.
Sojabilanzen mit Überschuss - Lager wachsen vor allem in USA
Die Sojabohnenschätzung des USDA für 2023/24 spricht von höheren Anfangs- und Endbeständen (+0,84 Mio. t zum Mais, +22,02 Mio. t zu 2022/23) im Ausmaß von 123,34 Mio. t oder 31,95% des Verbrauchs. Dabei erntet die Welt im Jahresabstand mit 410,70 Mio. t um rund ein Zehntel mehr, der zum Vormonat leicht nach unten korrigierte Konsum nimmt aber etwa halb so stark wie die Erzeugung zu. Eine schwache Exportkonjunktur 2022/23 und kein Verbrauchszuwachs 2023/24 lassen vor allem die Sojalager in den USA anwachsen, und auch in der EU und in Brasilien nehmen sie im neuen Wirtschaftsjahr zu. Die EU wird zur kommenden Ernte mehr Raps einfahren können und muss weniger importieren, wohingegen Australiens Rapsernte - ebenso wie die von Weizen mit 29,00 Mio. t für 2023/24 nach 39,00 Mio. t 2022/23 - als Folge der Trockenheit durch den Umschwung der Wetterphänomene von La Nina auf El Nino einknicken wird.