Knapp 800 Teilnehmer schätzten auf 17. Donaubörse neuerlich Wiener Gastfreundschaft

Sorge um EU-Mais- und Weizenerträge - Guter heimischer Weizen nährt Optimismus
Eine in Europa von Extremwetter beeinflusste Ernte und deren Vermarktungschancen standen im Mittelpunkt der Gespräche an der 17. Internationalen Donaubörse in den Räumlichkeiten der Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien wie immer am ersten Freitag im September.
Der Branchentreff für Landwirtschaft, Getreide- und Futtermittelhandel, Logistik und Verarbeitung lockte ähnlich wie im Rekordjahr 2023 eine Besucherzahl von knapp 800 Personen nach Wien. Börsepräsident und Gastgeber Josef Dietrich zeigt sich erfreut, "dass die Gastfreundschaft der Börse mit dem vielfältigen Angebot von den Gästen für einen intensiven Meinungsaustausch zwischen den Marktteilnehmern und die Vertiefung der persönlichen Beziehungen außerordentlich geschätzt wurde". Im Mittelpunkt der Gespräche standen sowohl die Vermarktungschancen der österreichischen Weizenernte 2024 als auch die Sorgen um die begonnene Maisernte aufgrund der Trockenheit in Mittel- und Südosteuropa.
 
Insbesondere sei an der Gastfreundschaft geschätzt worden, dass der Veranstalter neben dem großzügigen historischen Rahmen kostenfrei mit mehreren Snack-Stationen, einem Mittags-Buffet sowie im Hof des Gebäudes mit Getränken, regionalem Snack-Angebot, Eis sowie Kaffee und Kuchen in einem eigenen Künstler-Café aufwartete.

Sorge um Maisernte in der EU und sinkende Ertragsschätzungen beim Weizen

Die intensiven Gespräche hätten sich vor allem um die Sorge gedreht, dass Extremwetter mit Niederschlagsdefizit und Sommerhitze vor allem im Trockengebiet Österreichs und im angrenzenden östlichen Donauraum den Maiserträgen zusetzten. Gleichzeitig werde aufgrund der zu diesem frühen Zeitpunkt schon niedrigen Feuchtigkeitswerte Mais feldfallend als Trockenmais vermarktet anstatt in die Erfüllung von Lieferverträgen für die ebenfalls angelaufene Nassmaiskampagne geliefert zu werden. Zudem verlauten aus Ungarn als Folge der Trockenheit neuerlich Probleme mit hohen Aflatoxin-Werten im Mais. Ohne Korrektur der erst heuer deutlich herabgesetzten Grenzwerte bestehe die Gefahr, dass große Teile der ungarischen Ernte den Anforderungen nicht gerecht werden könnten.
 
Der Tenor der Börsegespräche bestätigte weiters, dass Einschränkungen der Anbaufläche, Trockenheit und Hitze in Zentral- und Osteuropa sowie exzessive Nässe im Westen und Norden Europas Erträge und Qualitäten vor allem der Weizenernte 2024 stark beeinträchtigt hätten. Dieser Tage setzte die EU-Kommission gegenüber dem Vormonat neuerlich wieder die Prognose für die Weichweizenernte der EU um 4,7 Mio. t auf 116,1 Mio. t herab, den niedrigsten Wert seit vier Jahren. Die Schätzung für die die Maisproduktion 2024 der Union senkte sie von 62,9 auf 61,6 Mio. t. Ebenso erwarten die Schwarzmeer-Anrainer Russland und die Ukraine schwächere Ergebnisse ihrer Weizen- und Maiserzeugung. Zudem arbeite die Ukraine aktuell an der Festsetzung von Mindestpreisen beziehungsweise Quoten für ihre Getreideausfuhren.

Gute Mahlweizenqualität als Schlüssel für Vermarktung der heimischen Weizenernte 2024

Österreichs Weichweizenernte fiel 2024 laut dem von AMA, LK Österreich, der Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung und dem Bundesgremium des Agrarhandels an der Börse aufgelegten Folder (siehe Downloads unten) mit 1,457 Mio. t um 8.5% unter dem Vorjahresergebnis und um 5,1% unter dem mehrjährigen Mittel aus. Auch hierzulande sei dies auf eine deutliche Abnahme der Anbaufläche um 9.130 ha sowie eine schwache Bestockung im Frühjahr zurückzuführen. Ebenso seien die Proteinwerte wie im Vorjahr auch heuer wieder niedriger ausgefallen, was einen relativ kleineren Anteil von Qualitäts- und Premiumweizen für den Export zur Folge habe.
 
"Die Korrelation zwischen Eiweiß und Kleber ist dieses Jahr aufgrund der langsamen Abreife sehr hoch. Der Weizen weist ideale Knet- und Backeigenschaften auf und gewährleistet aufgrund der überdurchschnittlichen Hektolitergewichte eine hohe Mehlausbeute. Die Qualität des österreichischen Weizens ist aufgrund dessen hervorragender Backeigenschaften und guten inneren Werten besser als im vergangenen Jahr zu bewerten", so Peter Gartner, Vorsitzender des Fachausschusses Getreide im Bundesgremium des Agrarhandels. Zwar stünden die internationalen Terminmärkte aufgrund einer weltweiten guten Versorgungslage und extrem vielen Short-Positionen institutioneller Anleger, das heißt Wetten auf sinkende Preise, nach wie vor unter Druck, doch, so Gartner, "die schwachen Ernteergebnisse in Teilen Westeuropas sowie enttäuschende Qualitäten in weiten Teilen Europas lassen jedoch Optimismus für die Vermarktung aufkommen.
 
Eine Schlüsselrolle für diesen Optimismus heimischer Anbieter, so war auf der Donaubörse zu hören, spielten die ausgezeichneten Mahlweizenqualitäten österreichsicher Herkunft mit Proteingehalten über die georderte Spezifikation hinaus im Bereich von 13 bis an die 14% Protein. Während sich die kleine Premiumweizenernte des Jahres 2024 anstatt nach Italien, wo US-Weizen aggressiv angeboten würden, dank der Nachfrage aus dem kleineren Markt der Schweiz gut vermarkten lasse, setzt man auf Interesse an den starken österreichischen Mahlweizen auch im südlichen Nachbarland. Dem Vernehmen nach gelte es nun, dieses Angebot preislich so zu platzieren, dass das um diese Jahreszeit bei den Verarbeitern für die Deckung ihres Bedarfs an besseren Weizenqualitäten nur eine Zeit lang offene Fenster genutzt werden könne.
 
Zudem verwiesen Marktteilnehmer darauf, dass österreichsicher Weizen mit dem neuen AMA-Gütesiegel bei den Mühlen Anklang finde und so geschätzt werde, dass dafür, wie bereits jüngst Notierungen an der Wiener Produktenbörse auswiesen, spürbare Preisaufschläge lukriert werden könnten.

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