Die Verbände COPA/COGECA beklagen ein sehr schwaches Getreidejahr 2024 in der EU

Stabile Aussicht für Ölsaaten und positive für Eiweißpflanzen - aber Verschlechterung möglich
Die EU-Landwirte- und Genossenschaftsverbände erwarten für die EU-27 eine zum Vorjahr 4,7% kleinere Getreide-, eine 1,0% kleinere Ölsaaten- und 13% größere Eiweißpflanzenernte.
Der EU-Dachverbände der Landwirte und Genossenschaften, COPA und COGECA, beklagen für die Ernte 2024 in der EU-27 ein sehr schlechtes Jahr für Getreide mit minus 8,4% deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre, eine stabile Aussicht für Ölsaaten und positivere Ergebnisse für Eiweißpflanzen, wobei sich deren Situation aber noch verschlechtern könnte. Die Getreidemenge schätzen sie auf 257,3 Mio. t, das sind 4,7% weniger als im Ohnehin schon schwachen 2023, die Ölsaatenernte soll um 1,0% kleiner bei 31,9 Mio. t ausfallen und die von Eiweißpflanzen soll einen Zuwachs von 13% auf 3,9 Mio. t erreichen.
 
Die besorgniserregende schlechte Prognose könne sich durch Wetterereignisse in den kommenden Wochen und Monaten noch verschlimmern, wenn etwa Feldarbeiten unmöglich gemacht würden. Eine verspätete Aussaat habe vielerorts für eine empfindliche Ertragsentwicklung gesorgt.

2024 vor allem weniger Weichweizen, Durum und Gerste

Konkret sehen COPA und COGECA die Ernteergebnisse von Weichweizen um 6,4 unter denen des Vorjahres, die von Durum um 5,7% und die von Gerste um 9,3% darunter. Alle drei bleiben auch unter dem Fünfjahres-Schnitt. Auch unter den mehrjährigen Ergebnissen und um 0,5% schlechter als der Vorjahreswert soll der Mais werden. Sorghum-Hirse wird im Jahresabstand sogar um 59,5% weniger prognostiziert. Besser als 2023 erwarten die Verbände Roggen (+2,1%), Hafer (+21,2%) und Triticale (+5,1%).

Sowohl schlechtere Hektarerträge als auch kleinere Anbaufläche

Die schlechtere Getreideernte 2024 drücke sich sowohl in 1,2% kleineren Hektarerträgen als auch in einer um 3,5% eingeschränkten Anbaufläche aus. Regional betrachtet fahren die nördlichen Länder wie Belgien, Deutschland, Dänemark und Deutschland sowie Mittel- und Zentraleuropa zum Teil sogar signifikant schwächere Ernten ein - etwa Polen um 3 Mio. t oder Frankreich um 9 Mio. t weniger. Dies kann von einem deutlichen Ernteplus in Spanien um 3 Mio. t nicht ausgeglichen werden.

Prognosen für Österreich: weniger Weizen, Gerste, Ölsaaten und Soja aber mehr Mais

Für Österreich weist die Prognose ebenfalls weniger Weichweizen (1,334 Mio. t nach 1,575 Mio. t), Durum (130.000 t nach 136.000 t) und Gerste aus, wobei die Wintergerste mit 646,000 t auf Vorjahresniveau angenommen wird. Roggen fällt hierzulande von 171.000 t auf 144.000 t zurück. Entgegen dem Trend in der EU soll aber die heimische Körnermais-Erzeugung von 2,096 Mio. t auf 2,109 Mio. t zulegen können. Ebenfalls mehr soll es an Hafer (65.000 t nach 59.000 t) werden. Triticale (280.000 t nach 292.000 t) wird schwächer und Sorghum unverändert (36.000 t) prognostiziert.

Rückläufig sollen in Österreich die Ernten sowohl von Raps (77.000 t nach 86.000 t) und anders als EU-weit Sonnenblumen (62.000 t nach 65.000 t) sowie Sojabohnen (261.000 t nach 270.000 t) ausfallen.

Leichtes Minus bei Ölsaaten - vor allem Raps lässt aus

Halbwegs stabil mit einer 1,6% kleineren Anbaufläche aber um 0,7% leicht verbesserten Flächenerträgen beurteilt die Verbändeprognose die Ölsaatenernte der EU-27 mit einem leichten Minus von 1,0% gegenüber 2023, wobei der der fünfjährige Durchschnitt doch um 6,3% übertroffen wird. Vor allem die Fläche und der Ertrag (-7,8%) von Raps haben - auch gegenüber dem Mittel der vergangenen fünf Jahre - ausgelassen. Dementgegen sollen gegenüber 2023 um 9,7% mehr Sonnenblumenkern eingefahren werden. Heruntergebrochen auf die Mitgliedstaaten erwarte Spanien gegenüber dem extrem schlechten 2023 ein Plus an Ölsaaten von 50%, wohingegen Polen einem überdurchschnittlichen Produktionseinbruch um 15% entgegenblicke.

Mit Ausnahme Frankreichs ein gutes Jahr für Eiweißpflanzen

Mit der Ausnahme Frankreichs, wo aufgrund schwacher Erträge 16% Ernteminus drohten, stelle sich die Situation bei Eiweißpflanzen mit einer 13% höheren Ernteerwartung als im Vorjahr sehr positiv dar. Wie beim Getreide blieben aber die kommenden Wochen entscheidend und die Lage könne sich noch drehen.

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