IGC-GMR Juli: Prognose für Weizenendlager 2023/24 gesenkt und die für Mais angehoben

Der Internationale Getreiderat (IGC) in London prognostiziert der Welt im Grain-Market-Report (GMR) vom Juli für das angelaufene Wirtschaftsjahr 2023/24 einen Rekord der gesamten Produktion von Weizen, Futtergetreide und Mais und einen ebensolchen des Verbrauchs sowie den Abbau der Endlager - insbesondere von Weizen und Gerste - die siebente Saison in Folge.

Getreideproduktion um 5 Mio. t hinauf revidiert - Siebter Lagerabbau in Folge kleiner geschätzt

Demnach steigt die gesamte globale Getreideproduktion gegenüber 2022/23 um 1,7% auf 2.297 Mio. t, wobei das Angebot infolge des vorjährigen Lagerabbaus aber nur um 0,9% zunimmt. Der Getreideverbrauch soll demnach um 1,6% auf 2.306 Mio. t anwachsen. Sowohl der Bedarf für Verfütterung (+2,2% auf 1.040 Mio. t) als auch für menschliche Ernährung (+1,0% auf 764 Mio. t) und industrielle Verarbeitung (+1,0% auf 369 Mio. t) nehmen zu. Daraus resultiert der Lagerabbau von 10 Mio. t oder 1,6% auf 581 Mio. t beziehungsweise ziemlich exakt auf ein Viertel des Jahresbedarfs der Welt. Dabei schmelzen die Gerstenreserven auf nahezu ein Dreijahrzehnte-Tief. Die Prognose für die gesamte Getreideernte steigt gegenüber dem Vormonat um 5 Mio. t. vor allem mit höheren Flächenschätzungen und Produktionserwartungen von Mais und Sorghum in den USA. So überwiegt eine im Monatsabstand um 9 Mio. t hinaufgesetzte Maisernte die Herabsetzung der Weizenprognose um 2 Mio. t. Die Preise aller Getreidearten mit Ausnahme von Mais sind im abgelaufenen Monat - im Schnitt aller im GOI-Gesamtindex erhobenen Kulturen um 3,5% - gestiegen, aber deutlich, um 10,6%, unter Vorjahresniveau.

IGC-Weltgetreidebilanzen Juli 2023

2021/22 2022/23
Prognose
2023/24
Prognose
2023/24
zu Vormonat
23/24
zu 22/23
Weizen
Ernte 780 803 784 -2 -19
Angebot 1058 1078 1067 +/-0 -11
Verbrauch 783 796 804 +1 +8
Endbestand 275 283 263 -1 -20
Bestand
zu Vorjahr
-3 +8 -20 +3 +12
Ratio stock/use 35,12% 35,55% 32,71% -0,17% -2,84%
Mais
Ernte 1224 1156 1220 +9 +64
Angebot 1503 1442 1488 +7 +46
Verbrauch 1217 1174 1205 +/-0 +31
Endbestand 286 268 282 +6 +14
Bestand
zu Vorjahr
+7 -18 +15 +9 -3
Ratio stock/use 23,50% 22,83% 23,40% +0,50% +0,57%
Getreide gesamt
Ernte 2295 2259 2297 +5 +38
Angebot 2898 2860 2888 +4 +28
Verbrauch 2297 2269 2306 +/-0 +37
Endbestand 601 591 581 +4 -10
Bestand
zu Vorjahr
-2 -11 -10 -5 -1
Ratio stock/use 26,16% 26,05% 25,20% +0,18% -0,85%
Sojabohnen
Ernte 357 368 400 -2 +32
Angebot 412 414 452 -2 +38
Verbrauch 366 362 388 -1 +26
Endbestand 46 52 63 -2 +11
Bestand
zu Vorjahr
-9 +6 +12 -1 +6
Quelle: IGC, Grain Market Report vom 20. Juli 2023 im Vergleich zum Report vom 29. Juni 2023, eigene Berechnungen, Zahlenangaben in Mio. t, gerundet. Nächster Report: 17. August 2023

Russland bleibt Nummer eins beim Weizenexport - EU-Ernteprognose gekürzt

Offensichtlich egal, ob Russland bei einem Getreidedeal Erleichterungen bei den Sanktionen erhält oder nicht, führt der IGC das Land als größten Weizenexporteur der Welt. Von unverändert zum Juni 83,6 Mio. t geschätzter Ernte (2022/23: 95,4 Mio. t) soll es 45,2 Mio. t auf den Weltmarkt ausführen, 0,5 Mio. t mehr als laut letztem Report. Auch die Weizenausfuhren der Ukraine fallen nun mit 12,0 Mio. t um 0,5 Mio. t höher aus. Für die EU kürzen die Londoner Experten sowohl die Schätzung der Ernte - von 136,1 Mio. t auf 134,6 Mio. t (2022/23: 133,8 Mio. t) - als auch den Export von Weizen - von 36,2 Mio. t auf 35,7 Mio. t und der Endlager von 16,4 Mio. t auf 15,9 Mio. t. Die Weizenreserven der Union bauen sich somit im Jahresabstand um 3,0 Mio. t auf 15,9 Mio. t oder enge 11,1% des Verbrauchs ab. Der ganzen Welt bleiben zum Vergleich recht komfortable 32,7% Weizen ihres Jahresverbrauchs über, wovon allerdings auf 52,8% China sitzt. Bei den wichtigsten Weizenexporteuren (Argentinien, Australien, EU, Kanada, Kasachstan, Russland, Ukraine und USA) schmelzen die Weizenlager 2023/24 um 12,9 Mio. t auf 52,3 Mio. t ab, was mit 12,9% Ratio stock to use wie in der EU als enge Bilanz gilt.
 
Für die USA hebt der IGC die Weizenernte gegenüber Juni um 1,9 Mio. t auf 47,3 Mio. t an, senkt den Export um 0,9 Mio. t auf 19,9 Mio. t und hebt die Endlager um 1,7 Mio. t auf 16,0 Mio. t an. Das ist ein Lageraufbau um 0,2 Mio. t. Mit dem Wechsel der Wetterphänomene von La Nina auf El Nino soll Australiens Weizenproduktion gegenüber dem Vorjahr von 39,2 Mio. t auf 27,9 Mio. t zurückfallen und die Argentiniens sich von 12,6 Mio. t auf 17,5 Mio. t etwas erholen.

Mais- und Sojalager bauen sich 2023/24 auf - die von Soja aber weniger als in Vorprognose

Die weltweite Maiserzeugung erholt sich zum Vorjahr um 64 Mio. t. Da der Maisverbrauch nur um 31 Mio. t steigt und die Lager aber 2022/23 um 18 Mio. t geschrumpft sind, bauen sich die globalen Maisbestände 2023/24 um 15 Mio. t auf.
 
Nachdem die Sojabohnenerzeugung 2022/23 dank der Rekordernte Brasiliens und trotz Rückgängen anderswo mit einem Zuwachs von 3% mit 368 Mio. t schon einen Rekord erreicht hat und die Endlager bei einem Verbrauchsrückgang um 4 Mio. t um 6 Mio. t angeschwollen sind, kommt es 2023/24 zu einem neuerlichen deutlichen Lageraufbau um 12 Mio. t auf 16,24% des Verbrauchs. Denn die Sojaerzeugung steigt auch dank ihrer Erholung in Argentinien um 32 Mio. t stark und übertrifft ein ebenso kräftiges Verbrauchsplus von 26 Mio. t. Von einem wachsenden Exportkuchen sollen vor allem die südamerikanischen Länder profitieren.

EU-Maisernte nach unten revidiert - Ukraine exportiert weniger - Lageraufbau in USA

Der Rat revidiert die Maisernte der EU gegenüber Juni um 2,1 Mio. t auf 60,7 Mio. t (2022/23: 52,8 Mio. t) hinunter. Daraus resultieren 19,9 Mio. t Importbedarf, um den Maisverbrauch der Union von 78,1 Mio. t decken zu können. Die Maisernte des wichtigen Lieferanten Ukraine fällt hingegen zum Vorjahr um 3,0 Mio. t auf 24,0 Mio. t zurück, woraus das Land im Jahresvergleich um 10,0 Mio. t weniger, nämlich nur 18,0 Mio. t, exportieren kann.
 
Einen satten Lageraufbau um 23,2 Mio. t auf 58,8 Mio. t - um 9,0 Mio. t mehr als vor Monatsfrist - prognostizieren die Londoner Experten dem weltweit größten Maisproduzenten USA, weil die Farmer nunmehr 383,7 Mio. t Mais - um 34,9 Mio. t mehr als im Vorjahr und um 10,3 Mio. t mehr als im Juni-Report - einfahren sollen. Damit geht mehr als die Hälfte des globalen Produktionszuwachses 2023/24 auf Kosten der USA und überwiegt der dortige Aufbau der Maislager den Abbau in anderen Ländern bei Weitem, nachdem die globalen Maisreserven nur um 14,6 Mio. t zunehmen. Von den weltweiten Maislagern im Umfang von 282,1 Mio. t oder 23,4% des Jahresverbrauchs hortet das Gros ebenfalls China mit 169,9 Mio. t und einem Anteil von 60,2%. Obwohl sich Chinas Maisreserven 2023/24 um 6,1 Mio. t abbauen, bleiben dem Reich der Mitte Lagerbestände ausreichend für 55,6% seines Jahresbedarfs.

GOI-Index zweites Monat in Folge höher - diesmal auch Weizen- und Gerstenpreise gestiegen

Nachdem der vom IGC erhobene Getreide- und Ölsaatenindex (GOI) im Juni um 1,1% ausschließlich aufgrund eines Anstiegs der Sojapreise zugelegt hat, stieg er im Juli ein zweites Mal in Folge getrieben von problematischem Wetter und Unsicherheit über die weiteren Geschehnisse in der Schwarzmeer-Region um 3,5%, jedoch mit einem Verlust von 10,6% im Jahresabstand. Mit Ausnahme von Reis mit einer Teuerung von 25,0% im Jahresvergleich liegen alle Preisindices des UGC aktuell deutlich tiefer als noch vor einem Jahr. Zum Vormonat legte diesmal auch der Subindex von Weizen infolge anhaltender Wettersorgen in Nordamerika und zunehmender Sorge um den Fluss der Exporte der Ukraine über die Seewege zu und stieg um 6,0% - auch hier aber mit einem Verlust von 18,1% zum Vorjahreszeitraum.
 
Ebenso befestigten sich die Gersten-Exportpreise seit dem Vormonat um 5,9% (-29,6% im Jahresabstand) und die von Sojabohnen (+3,0% zum Juni, -7,0% zum Vorjahr). Der Sojaindex profitierte dabei von sinkenden Ernteprognosen für die USA und der Stärke externer Märkte. Eine Reihe als bearish interpretierter Berichte des US-Landwirtschaftsministeriums USDA schickte gepaart mit anhaltend schleppenden Exporten der USA den Maisindex im Vergleich zum Juni um 0,8% nach unten. Zum Vorjahr verlor der Maispreis 19,6%.

Über den Grain Market Report - GMR des IGC

Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.

Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 17. August geplant.

Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.

Download