IGC-GMR März: Maisernte hinauf- und Getreideverbrauch insgesamt herabgesetzt
Ungewisse Lage macht Prognosen hochspekulativ - Warnung vor Protektionismus
Der Internationale Getreiderat (IGC) setzt im März-Bericht die weltweite Schätzung der gesamten Getreideernte 2021/22 insbesondere beim Mais hinauf und revidiert den Verbrauch als Folge der Unterbrechungen der Schwarzmeer-Exporte und wegen einer Rationierung der Nachfrage durch hohe Preise hinab.
Vor dem Hintergrund sich vor allem in der Ukraine anhäufender Lagerhaltung setzt der Rat die weltweiten Getreideendlager zum Vormonat um 11 Mio. t hinauf, woraus nunmehr nach vier Jahren des Abbaus ein Bestandsaufbau von 6 Mio. t resultiert. Der Getreide- und Ölsaatenpreis-Index des IGC (GOI) stieg seit Februar um 12,9% (+33,2% zum Vorjahr) nahe dem höchsten Stand seiner 22-jährigen Geschichte. Die ungewisse Lage in Russland und der Ukraine mache jedoch, so der IGC, alle Prognosen - für die laufende Saison 2021/22 und noch mehr für die kommende 2022/23 - hochspekulativ.
Der Rat trimmt die globale Sojabohnenproduktion 2021/22 wegen der schlechten Erträge Südamerikas weiter nach unten und senkt auch die Verbrauchsschätzung etwas. In Summe mit knappen Anfangsbeständen reicht das knappe Angebot 2021/22 nicht, und die Sojabohnen-Endlager schrumpfen zum Vorjahr um rund ein Fünftel.
Der Rat trimmt die globale Sojabohnenproduktion 2021/22 wegen der schlechten Erträge Südamerikas weiter nach unten und senkt auch die Verbrauchsschätzung etwas. In Summe mit knappen Anfangsbeständen reicht das knappe Angebot 2021/22 nicht, und die Sojabohnen-Endlager schrumpfen zum Vorjahr um rund ein Fünftel.
IGC-Weltgetreidebilanzen März 2022
2019/20 | 2020/21 voraussichtl. |
2021/22 Prognose |
2021/22 zu Vormonat |
2021/22 zu 20/21 |
|
Weizen | |||||
Ernte | 762 | 774 | 781 | +/-0 | +7 |
Angebot | 1021 | 1049 | 1059 | +/-0 | +10 |
Verbrauch | 746 | 771 | 778 | -3 | +7 |
Endbestand | 275 | 278 | 281 | +3 | +3 |
Bestand zu Vorjahr |
+16 | +3 | +3 | +3 | +/-0 |
Ratio stock/use | 36,86% | 36,06% | 36,12% | +0,52% | +0,06% |
Mais | |||||
Ernte | 1127 | 1132 | 1207 | +4 | +75 |
Angebot | 1453 | 1430 | 1484 | +4 | +54 |
Verbrauch | 1156 | 1153 | 1197 | -2 | +44 |
Endbestand | 298 | 277 | 287 | +6 | +10 |
Bestand zu Vorjahr |
-28 | -21 | +10 | +6 | -11 |
Ratio stock/use | 25,78% | 24,02% | 23,98% | +0,54% | -0,04% |
Getreide gesamt | |||||
Ernte | 2190 | 2220 | 2284 | +3 | +64 |
Angebot | 2813 | 2836 | 2884 | +2 | +48 |
Verbrauch | 2197 | 2235 | 2278 | -8 | +43 |
Endbestand | 616 | 600 | 607 | +11 | +7 |
Bestand zu Vorjahr |
-7 | -15 | +6 | +1 | -9 |
Ratio stock/use | 28,04% | 26,85% | 26,65% | +0,58% | -0,20% |
Sojabohnen | |||||
Ernte | 341 | 368 | 350 | -3 | -18 |
Angebot | 407 | 421 | 404 | -2 | -17 |
Verbrauch | 354 | 367 | 362 | -1 | -5 |
Endbestand | 53 | 54 | 42 | -1 | -12 |
Bestand zu Vorjahr |
-13 | +1 | -12 | +2 | +11 |
Ratio stock/use | 14,97% | 14,71% | 11,60% | -0,25% | -3,11% |
Konflikt Russland-Ukraine trieb Preise auf die Spitze
Der Konflikt zwischen den zu den größten Exporteuren der Welt zählenden Russland und Ukraine habe die Preise von Agrarrohstoffen auf die Spitze getrieben und nähre Ängste um eine mögliche Krise der Lebensmittelversorgung speziell in den importabhängigen Ländern des Nahen Ostens und Afrikas. Der Subindex von Weizen stieg im Monatsabstand nach starken volatilen Ausschlägen nach oben und unten um 20,7% (+55,6%) zum Vorjahr. Der Maisindex mit einem Monatsplus von 21,2% (+39,3% zum Vorjahr) schnellte auf den höchsten Stand seit Beginn der IGC-Aufzeichnungen im Jahr 2000. Jener von Gerste legte zum Februar gar um 31,2% (+56,6%) zum Vorjahr zu. Sojabohnen verteuerten sich demnach binnen Monatsfrist wegen der schwindenden Erträge Südamerikas und der Stärke des Pflanzenölsektors um 6,9% (+27,8% zum Vorjahr).
2021/22 Ausfall bei Schwarzmeer-Exporten - Nur Teilkompensation durch andere
Als unmittelbare Auswirkung nennt der Report die Unterbrechung der Exportflüsse. Verladungen aus ukrainischen Häfen stehen gänzlich still. Wenngleich das Land versucht, Exporte per Eisenbahn über seine westliche Grenze zu forcieren, dürften die Mengen überschaubar bleiben. Die Ausfuhr von Weizen, Mais und Sonnenblumenkernen unterliegt Lizenzen, jene von Gerste, Roggen, Hafer und Menggetreide ist gegenwärtig untersagt. Die Schäden an der ukrainischen Infrastruktur sind noch nicht abschätzbar, Zerstörungen an Häfen, Eisenbahnwesen und Silos könnten Ausfuhren längerfristig treffen. Hingegen seien die meisten russischen Getreideterminals am Schwarzen Meer Mitte März aktiv gewesen, und es hätten noch einige Einschränkungen im Asowschen Meer bestanden. Obwohl die Verladungen wieder aufgenommen wurden, dürften die Volumina durch Handels- und Finanzsanktionen sowie gestiegene Versicherungsprämien begrenzt werden.
Verstärkte Exporte aus anderen Regionen einschließlich Indien, USA, EU und Brasilien werden in der restlichen Saison den Ausfall der Schwarzmeer-Lieferungen nur teilweise kompensieren können. Dies und die Rationierung des Verbrauchs durch hohe Preise lasse das Welthandelsvolumen 2021/22 hinter den Erwartungen bleiben und sorge für Unsicherheit 2022/23.
Verstärkte Exporte aus anderen Regionen einschließlich Indien, USA, EU und Brasilien werden in der restlichen Saison den Ausfall der Schwarzmeer-Lieferungen nur teilweise kompensieren können. Dies und die Rationierung des Verbrauchs durch hohe Preise lasse das Welthandelsvolumen 2021/22 hinter den Erwartungen bleiben und sorge für Unsicherheit 2022/23.
2022/23 ungewiss mit signifikantem Risiko von Produktionsausfällen
Kommendes Wirtschaftsjahr 2022/23 herrsche ein signifikantes Risiko von Produktionsausfällen in der Ukraine bei Getreide und Ölsaaten, die die Versorgung der Exportmärkte längerfristig einschränken könnte. Zur Knappheit von Treibstoffen, Betriebsmitteln und Arbeitskraft komme, dass etliche Felder nicht zugänglich seien und Landwirte ihre Winterungen nicht düngen und Sommerungen nicht anbauen könnten.
Die Unterbrechung der Exportrouten aus Russland und Belarus - zwei weltweit führende Lieferanten von Stickstoff- und Kalidüngern - verschärft auch die enge globale Düngemittelversorgung. Zuvor schon sorgten steigende Gaspreise für Verteuerungen. Verknappungen und Preissteigerungen schon vor Ausbruch der Feindseligkeiten und nun eine weitere Verteuerung der Produktion könnten Anbauentscheidungen mit Auswirkungen auf Erträge und Qualität der kommenden Ernte beeinflussen.
Die Unterbrechung der Exportrouten aus Russland und Belarus - zwei weltweit führende Lieferanten von Stickstoff- und Kalidüngern - verschärft auch die enge globale Düngemittelversorgung. Zuvor schon sorgten steigende Gaspreise für Verteuerungen. Verknappungen und Preissteigerungen schon vor Ausbruch der Feindseligkeiten und nun eine weitere Verteuerung der Produktion könnten Anbauentscheidungen mit Auswirkungen auf Erträge und Qualität der kommenden Ernte beeinflussen.
IGC warnt vor wachsendem und in falsche Richtung führenden Protektionismus
Die Krise habe bereits eine Reihe politischer Handlungen in anderen Ländern ausgelöst, die die Befürchtung wachsenden Protektionismus und potenziell in die falsche Richtung gehender Konsequenzen für Länder mit unsicherer Lebensmittelversorgung nähren. Zusätzlich könnten weitere Marktverwerfungen und Risiken für das globale Wirtschaftswachstum Angebot und Nachfrage nach Agrarrohstoffen beeinflussen sowie steigende Rohöl- und Rohstoffpreise die Inflation anheizen.
Über den Grain Market Report - GMR des IGC
Die Kurzzusammenfassung des GMR auf der Website des IGC stellt neben dem Tabellenwerk eine kurze Analyse der jüngsten Entwicklung der Getreide- und Ölsaatenmärkte sowie der Exportpreise und einen Ausblick auf das weitere Wirtschaftsjahr zur Verfügung.
Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 21. April 2022 geplant.
Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.
Die Veröffentlichung des nächsten Berichts ist am 21. April 2022 geplant.
Auf der Website des IGC (Link siehe unten) findet sich tagesaktuelle Information über Exportpreise, weiters eine Übersicht über wöchentlich upgedatete Ozeanfrachtraten sowie der Getreide- und Ölsaatenindex des IGC auf Basis Jänner 2000 = 100.