Prognosen für die EU-Versorgungsbilanzen 2025/26 im Überblick - Stand April 2025
EU-Ernten sollen 2025 Vorjahresergebnisse übertreffen - Bilanz- und Endlagerprognosen klaffen auseinander
Die Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien stellt künftighin in anlassbezogenem Abstand als neuen Info-Service und Orientierungshilfe für alle Marktteilnehmer Überblicke über marktrelevante Prognosen zu den Versorgungsbilanzen europäischen Märkte zur Verfügung. Diese stellen die jeweiligen Prognosen als Download (siehe unten PDF "Bilanzen-EU-04-2025.pdf") auf einen Blick dar und erklären die Entwicklung der Trends.
Sprunghafte, erratische Eingriffe in die Rahmenbedingungen für den Handel machen die Vermarktung und Preisfindung agrarischer Rohstoffe immer risikobehafteter. Somit gewinnen wieder Fundamentaldaten an Bedeutung als nicht so leicht willkürlich verrückbare Leitpflöcke für die Orientierung der Märkte. Nützliche und an den Märkten anerkannte Hilfsmittel dafür sind weltweit und ebenso für den EU-Raum Prognosen der von diversen Institutionen veröffentlichte Versorgungsbilanzen: zum Beispiel des US-Landwirtschaftsministeriums USDA (WASDE-Report), des Internationalen Getreiderates IGC (Grain Market Report GMR), der Europäischen Kommission oder von Verbänden wie dem des EU-Getreidehandels, COCERAL. Je weiter diese noch vor den Ernten entfernt erstellt werden, umso spekulativer bleiben sie aber noch. Denn bedingt durch den Klimawandel stellen auch Extremwetter-Ereignisse immer stärkere Unsicherheitsfaktoren dar.
Prognosen zeigen auf Basis historischer Erfahrungswerte erwartbare Trends auf
Die Prognosen zeigen daher auf der Basis historischer Erfahrungswerte erwartbare Trends auf. Tatsächlich zutreffende Aussagen über Produktion und Angebot lassen sich erst dann treffen, wenn die Ernten eingefahren sind. Unsicherheitsfaktoren stellen neben den Erntemengen auf der Seite des Außenhandels nunmehr verstärkt der kreuz und quer zwischen den globalen Playern tobende Handelskrieg mit der gegenseitigen Verhängung von Strafzöllen dar sowie auf der Nachfrageseite die allgemeinwirtschaftliche Entwicklung oder den Verbrauch beeinflussende Faktoren wie der Ausbruch von Tierseuchen.
Ernten in der EU sollen 2025 Vorjahresergebnisse übertreffen
Mit Stand April 2025 sind sich alle ausgewerteten Bilanzprognosen einig, dass die EU für das Wirtschaftsjahr 2025/26 gegenüber 2024/25 die gesamte Produktion von Getreide und Ölsaaten als auch Angebot und Verbrauch einschließlich Export steigern wird. Dies trifft übereinstimmend insbesondere sowohl auf Weizen als auch auf Mais zu. Größere Ernten im Jahresverglich sieht die EU-Kommission auch bei Raps und Sonnenblumen sowie in geringem Ausmaß bei Sojabohnen. Ein größeres Angebot mündet auch in höhere Erwartungen in den Verbrauch sowie vor allem deutlich ausgeprägt beim Weizen in den Drittlandsexport, wohingegen sich beim Maisverbrauch die Geister scheiden.
Bilanz- und Endlagerprognosen klaffen auseinander - EU-Weizenlager aber bei allen sehr knapp
Auseinander klaffen auch die Bilanz- und Endlagerprognosen. Einigkeit herrscht etwa nur darüber, dass die EU bleibt Netto-Eigenversorger bei Weizen bleibt. IGC und vor allem COCERAL sehen die Weizenendlager im Jahresvergleich zunehmend, die EU-Kommission weist hingegen in ihrer Prognose einen Lagerabbau aus. Im Vergleich zu den anderen Institutionen setzt COCERAL auch die Weizenendlager der Union auffällig höher an - vor allem aufgrund einer deutlich pessimistischeren Annahme der Endbestände 2024/25. Allen Prognosen gemein ist jedoch: Die Weizenreserven der Union sollen auch 2025/26 im Vergleich zu den globalen Daten und zu denen der anderen Exporteure dramatisch niedrig in einstelligen Prozentsätzen am Verbrauch (Eigenverbrauch und Export) zwischen 5,5% (Europäische Kommission) und 9,5% (COCERAL) - der IGC liegt mit 8,0% in der Mitte - ausfallen.
EU-Maisbilanzen in allen Prognosen weiterhin defizitär
Beim Mais bleibt die EU-Versorgungsbilanz in allen Prognosen deutlich defizitär, die Eigenerzeugung könne den Verbrauch am Binnenmarkt zwischen nur zu gut drei Vierteln und vier Fünfteln decken. Der Importbedarf wird von gut 18 Mio. t bis 20 Mio. t geschätzt. Einen Ausreißer um knapp 15% nach oben bringt die Endlagerschätzung der Europäischen Kommission. Weniger stark differieren die Prognosen für den Eigenverbrauch der Union an Mais, wobei aber der IGC eine Zunahme zur laufenden Saison und COCERAL eine leichte Abnahme voraussagen.
Ölsaatenbilanz der EU-Kommission: Trotz größerer Ernten weiterhin Importbedarf
Trotz höherer Erwartungen in die Ölsaaternten der Union bestehe laut der Bilanzprognose der EU-Kommission auch 2025/26 weiterhin ein namhafter - bei Raps und Sojabohnen leicht sinkender und bei Sonnenblumen deutlich steigender - Importbedarf.